August 2005



Washingthon D.C.

Wir liegen nun also am sicheren Privatdock von Ellen und Hank Libby. Die ersten Einladungen in ihr wunderschönes Haus haben wir auch schon erhalten. Da Hank, Ellen leider etwas weniger, ein absolut leidenschaftlicher Segler ist, drehten sich unsere ersten Gespräche naturgemäss vor allem um das Langzeitsegeln. Hank war erst vor zwei Monaten mit seinem Segelboot aus der Karibik zurückgekehrt. Da hatte er den Winter über ein klein wenig vom "richtigen" Bordleben von uns exotischen Langzeitsegler mitbekommen. Total begeistert davon schmiedet er nun schon neue Pläne, wie er seine Segelträume weiter verwirklichen könnte. Das wird aber für ihn nicht so einfach werden, denn seine Frau Ellen liebt das Blauwassersegeln leider weit weniger, als ihren Beruf als Psychologin.

Nach den ersten Erkundigungsfahrten nach Annapolis und kleineren Velotouren in der näheren Umgebung, hatten wir uns auch mit den neuesten Informationen über Washington D.C. eingedeckt.
Dass die Hauptstadt der Vereinigten Staaten einen Besuch wert sei, wussten wir schon lange. Dass wir von ihr aber so angetan sein würden, ja beinahe "besuchssüchtig" nach ihr wurden, hatte uns doch ein wenig überrascht. Aus den zwei bis drei eingeplanten Besuchen wurde schlussendlich ein volles Dutzend und wenn wir noch mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätten, wären es noch weit mehr geworden.

Das "Castle", der Verwaltungssitz der Smithsonian Institution.

Der Hintereingang mit dem Park.
Das praktische Tourmobile.

In Washington D.C. gibt es das Smithsonian Institution. Diese Institution wurde im Jahre 1846 mit Mitteln aus der Hinterlassenschaft des englischen Wissenschaftlers James Smithson zugunsten der Vereinigten Staaten von Amerika, mit dem Auftrag "der Vermehrung und Verbreitung von Wissen" gegründet.

Mit 18 Museen, Galerien und dem Nationalzoo ist das Smithsonian der größte Museumskomplex der Welt. Die Smithsonian Institution verwaltet über 142 Millionen Artefakte menschlichen oder natürlichen Ursprungs für das amerikanische Volk.
Das Institut, das gleichzeitig auch ein bedeutendes Forschungszentrum ist, sieht seinen Auftrag in der Bildung der Allgemeinheit, dem Dienst an der Nation und der Vergabe von Stipendien in den Bereichen Kunst, Naturwissenschaften und Geschichte. Die Smithsonian Institution unterstützt Expeditionen und Ausgrabungen, fördert Forschung insbesondere auf den Gebieten der Astronomie, Astrophysik, Ethnologie und Umweltforschung. Sie verfügt über ein eigenes Observatorium, das Smithsonian Astrophysical Observatory (zusammen mit dem Harvard College Observatory bildet es das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics), den Smithsonian-Biopark und das "Archiv amerikanischer Kunst". Sie betreibt die Nationalmuseen für amerikanische Geschichte, amerikanische Kunst und das Nationalmuseum für Luft- und Raumfahrt.
Die Smithsonian Institution ist auch die Herausgeberin des Standardwerkes zu den Indianern Nordamerikas, dem Handbook of North American Indians.

Neun Museen und Galerien des Smithsonian befinden sich zu beiden Seiten der National Mall - einem lang gezogenen Grünstreifen - zwischen dem Washington Monument und dem Kapitol. Ein dreistöckiger, unterirdischer Komplex beherbergt zwei Museen und das S. Dillon Ripley Center, zu dem die International Gallery, Büroräume und Hörsäle bzw. Seminarräume gehören. Fünf weitere Museen und der Nationalzoo befinden sich andernorts in Washington.

Noch ein kurzes Wort zu James Smithson. James Smithson war 1765 in Frankreich geboren und am 27. Juni 1829 in Genua gestorben. Er war ein britischer Mineraloge und Chemiker und wurde bekannt wegen seiner Hinterlassenschaft für die USA, die zur Finanzierung der Smithsonian Institution benutzt wurde.

Als seine Mutter im Jahr 1800 starb, erbten er und sein Halbbruder ein ziemlich großes Anwesen. In seinem Testament vermachte er sein Vermögen seinem Neffen, dem Sohn seines Halbbruders. Er legte jedoch fest, dass für den Fall, dass dieser Neffe ohne Kinder - seien sie ehelich oder nicht - sterben würde, das Geld an die USA gehen sollte, um in Washington unter dem Namen Smithsonian Institution eine Einrichtung "zur Mehrung und Verbreitung des Wissens unter den Menschen" zu gründen.
Sein Neffe, Henry Hungerford Dickinson, starb 1835 ohne Erben. 1836 wurde Smithsons Hinterlassenschaft vom Kongress der Vereinigten Staaten akzeptiert. Einen Rechtsstreit in Großbritannien, in dem das Testament angefochten wurde, entschied ein Gericht 1838 zugunsten der USA. Die Summe, die übrig geblieben war, belief sich auf ungefähr eine halbe Million Dollar. Es gab etliche Meinungsverschiedenheiten darüber, wie das Vermächtnis erfüllt werden sollte, und erst 1846 wurde die Smithsonian Institution endgültig gegründet.

Das für mich absolut Unbegreifliche an dieser Geschichte ist aber:
James Smithson war niemals in den Vereinigten Staaten gewesen. Das Motiv für sein besonderes Vermächtnis ist bis heute unbekannt.



Das National Air and Space Museum

Ein Nachbau des ersten Flugzeuges der Gebrüder Wright.Die leicht unbequeme Position des Piloten.Ein ehemaliges Postflugzeug.

Die original Spirit of St. Louis von Charles Lindberg.

Eine deutsche V-Rakete aus dem 2. Weltkrieg.

Ausgediente russische Atomraketen.
Originalraumkapsel der NASA.Alle beteiligten Nationen an der Space Station.Polarflugzeug.
Der Gossamer Condor blieb über 7 Minuten in der Luft.Der original Gossamer Condor von Mac Cready.Der Schweizer Breitlin Orbiter von Piccard.
Das National Air and Space Museum ist dem Smithsonian-Museumskomplex angegliedert.
Das Gebäude beherbergt seit Jahren viele Ausstellungsstücke aus der Luft- und Raumfahrt, wie z.B. die original Spirit of St. Louis von Charles Lindberg.

Die aussergewöhnliche Gelegenheit, einmal in unserem Leben einen 4 Milliarden Jahre alten Splitter echten Mondgesteins zu berühren, liessen wir natürlich nicht aus. Ehrlich gesagt war diese Berührung aber nichts Aussergewöhnliches. Der Stein fühlte sich nicht anders an, als wenn ich über einen "Ämmechemp" gestrichen hätte.


In der Eingangshalle leuchtete uns ein rotes Flugobjekt, mit einem weissen Schweizerkreuz versehen, entgegen. Voller Nationalstolz bestaunten wir den original "Breitlin Orbiter" von Piccard.

Viele bekannte Originalflugzeuge aus dem 1. und 2. Weltkrieg, sowie auch ausgediente Trägerraketen für Atombomben aus der Sowjetunion und den USA, stehen neben einer Kopie des ersten Holzflugzeuges der Gebrüder Wright.

Obschon ich normalerweise kein Flugzeugnarr bin, war ich total begeistert. Meine drei Besuche dieses Museums bestätigen das.

Dieses Museum ist sehr interaktiv gestaltet und ist mit den vielen verschiedenen Exponaten, die zum Anfassen und Mitmachen einladen, auch für Kinder oder wenig Technik begeisterte sehr interessant.

Da die räumliche Expansion an dieser exponierten Stelle nicht mehr gegeben war, wurde der Entschluss zur Gründung eines zweiten Standortes gefasst.
Dieser neue Standort mit dem Namen Steven F. Udvar-Hazy Center wurde erst im Dezember 2003 eröffnet. Benannt ist das Gebäude nach Steven F. Udvar-Hazy, einem Mäzen des Museums und über die Firma ILFC der Luftfahrt stark verbunden und bekannt. Der neue Komplex liegt etwas südlich des Washington Dulles International Airport in Chantilly (Virginia) und bietet sehr viel größere Flächen und Gebäude. Daher können dort nun auch Exponate wie die SR-71 oder das Space Shuttle "Enterprise", die berühmte B-29 Superfortress Enola Gay, oder eine Concorde ausgestellt werden.
Leider hat uns jedoch dann die Zeit zum Besuch dieser noch grösseren Ausstellung gefehlt.

 

Unsere Besuche in den verschiedensten Museen der Smithsonian Stiftung

Eingang zum African Art Museum.

Typische Kunst aus Afrika.

Darüber zu schreiben finde ich eigentlich etwas sehr müssig. Das können die verschiedenen Reisebuchführer absolut besser.
Ob es das African Art Museum, das American History Museum, die American National Gallery, das Hirshorn Museum, oder ein anderes, ein jedes war auf seine Art faszinierend.
Einzig mit dem Hirshorn Museum hatte ich ein wenig so meine liebe Mühe. Die Art von Kunst, welche dort gezeigt wird, verstehe ich anscheinend zu wenig.
Drei Stühle an einer Garderobe aufgehängt, ein altes Gummiboot ohne Luft, 40 leere Bilder an der Wand, ein "Pariserbrot" nur Blau angemalt, usw. usw., übersteigt mein Kunstverständnis doch um ein Vielfaches.

Nicht verschweigen möchte ich natürlich, dass diese Museumsbesuche für uns noch eine weitere angenehme Nebenerscheinung hatten. Die Temperaturen in der Gegend um Washington waren zu diesem Zeitpunkt immer so um die 35 Grad. Wie nun bestimmt jedermann sicherlich weiss, ist in den USA praktisch ein jedes Museum mit einer Klimaanlage ausgestattet …..


American History Museum

Eingang zum American History Museum.

Altes Militärplakat.Ein alter Dodge.Lokomotive aus Pennsylvania.

 

 

 


Hirshorn Museum

Eingang.Eingangsskulptur.Are Years What 1967,
von Mark di Suvero.
The Big Man 2000,
von Ron Mueck.
Soft Bathtub-Ghost Version 1966, von Claes Oldenburg.
40 Plaster Surrogates 1990, von Allan McCollum.

Norfolk Flint Circle 1992,
von Rchard Long.

Butter 2003,
von Robert Gober.
Blue Bred 1960,
von Man Ray.
Tombeaux 1991,
von Jan Vercruysse.


American Indian


Das imposannte Gebäude des American Indian Museum.

Skulptur von Allan Houser.Skulptur von Allan Houser.

Das National Museum of the American Indian (NMAI) wurde 1989 durch einen Beschluss des US-Kongresses lanciert, mit dem Auftrag, Leben und Sprache, Literatur, Geschichte und Kunst der Indianer zu schützen, zu studieren und zur Schau zu stellen. Das Museum wird unter Federführung des Smithsonian Institute betrieben und befindet sich in der Nähe des Kapitols, an der National Mall.

Indianische Planer wie die Architekten Douglas Cardinal aus dem Volk der Blackfeet, Johnpaul Jones (Cherokee), Ramona Sakiestewa (Hopi) und Donna House (Diné/Oneida) nahmen Einfluss auf die Architektur des Gebäudes. So entstand ein außergewöhnlicher Museumsbau mit einer Fassade aus Natursandstein. Es weist weder Ecken noch Kanten auf. Stattdessen betonen kurvenreiche Linien den Einklang mit der Natur. Der Eingang ist gegen Osten ausgerichtet, in Richtung der aufgehenden Sonne. Eine Willkommenswand begrüßt die Besucher in 150 indianischen Sprachen.
Die Freifläche vor dem Museum stimmen mit 33.000 Bäumen und Büschen, 30 unbehauenen Felsen (Grandfather Rocks), Wiesen, Maisfeldern, Bächen und Teichen auf den naturverbundenen Charakter des Museums ein. Ergänzt wird dies mit einem Freilicht-Theater.
Das fünfstöckige Museum bietet viel Raum für Versammlungen, indianische Darbietungen, Theater, mystische Feuerstellen, Orte zum Geschichtenerzählen und Kunstwerken verschiedener Stämme. Ein Café bietet traditionelle indianische Speisen an.


Der Heldenfriedhof von Arlington, das Korea- und das Vietnam-Monument

Eingang zum Heldenfriedhof.
Hat sich das Sterben dieser Leute gelohnt?

Die Gedenkstätte der Kennedy-Familie.

Das Arlingtonhaus von General Robert E. Lee

Mit dem Tourmobile haben wir uns bequem zu diesen historischen Gedenkstätten chauffieren lassen. Beim Anblick der abertausenden von Grabsteinen, kam unwillkürlich in uns die Frage hoch:
Hat sich denn das Sterben dieser Menschen wirklich gelohnt?

Der Arlington National Cemetery wurde während des Amerikanischen Bürgerkrieges in Arlington, Virginia, auf dem Grundstück von General Robert E. Lee, errichtet. Er ist durch den Potomac River von der Hauptstadt Washington (D.C.) getrennt und grenzt an das Pentagon.
Es ist der nationale Veteranenfriedhof und ist ausschließlich ehemaligen Militärangehörigen und deren Familien vorbehalten. Jährlich finden hier knapp 5400 Beerdigungen statt.
Mit über 260.000 Beisetzungen, seit seinem Bestehen, ist der Nationalfriedhof in Arlington, nach dem Calverton Nationalfriedhof in New York, der zweitgrößte Friedhof der USA.

Nach der Enteignung von General Lee, der für die verfeindete Konföderation kämpfte, wurde der Grund am 15. Juni 1864 vom Kriegsminister Edwin M. Stanton offiziell zum Friedhof ernannt. 1882 wurde nach langen Prozessen die Frage der Eigentümerschaft vor den Supreme Court gebracht. Der Gerichtshof entschied zu Gunsten der Familie Lee und der United States Congress beschloss anschliessend eine Entschädigung von $150.000 zu bezahlen.

Korean War Veterans:
im Feld.

Korean War Veterans:
Steinbild.

Vietnam Veterans Memorial: the Three Servicemen

Vietnam Veterans Memorial Wall:
Die Namen aller Gefallenen.

Das Vietnam Veterans Memorial ist eine nationale Gedenkstätte der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington, D.C. zu Ehren der Angehörigen der US-Streitkräfte, die in Vietnam gedient haben. Sie wurde auf Initiative von Veteranen des Vietnamkrieges vollständig aus Spendenmitteln durch den Vietnam Veterans Memorial Fund finanziert und sollte zur Aussöhnung der gespaltenen amerikanischen Bevölkerung beitragen.
Die Memorial Wall ist der älteste Teil der Gedenkstätte. Die Grundsteinlegung für die Mauer aus schwarzem, polierten Granit erfolgte am 26. März 1982 und am 13. November 1982 wurde sie eingeweiht. Sie ist in das Gelände hineingebaut und besteht aus zwei 75 Meter langen Armen, die sich in einem 125°-Winkel treffen - der eine Arm weist in Richtung Washington Monument, der andere in Richtung Lincoln Memorial.
In die Mauer sind die Namen der 58.245 (Stand Ende 2004) im Vietnamkrieg Getöteten und Vermissten eingemeißelt. Sie sind chronologisch angeordnet, von 1959 am oberen Rand bis 1975 am Fuß der Wand. Sie tragen nur einen einzigen Zusatz: eine Raute für getötete, ein Kreuz für vermisste Soldaten. Werden die sterblichen Überreste von Vermissten identifiziert, so wird über das Kreuz die Raute eingemeißelt, wobei das Kreuz noch über die Ecken hinausragt.
Stellt sich heraus, dass ein Vermisster überlebt hat, so wird ein Kreis um das Kreuz eingefügt - auf den Mauern befindet sich jedoch kein Kreis.

Noch einige Worte zu der Entstehungsgeschichte des Vietnam Veterans Memorial

Im Verlauf des Vietnamkrieges wurde der Widerstand in der amerikanischen Bevölkerung immer stärker, so dass nach Ende des Krieges eine tief gespaltene Nation zurückblieb. 1979 gründeten einige Vietnamveteranen den Vietnam Veterans Memorial Fund (VVMF), um eine vollständig durch Spenden finanzierte Gedenkstätte zu errichten. Obwohl diese Initiative anfangs verspottet wurde, konnten innerhalb weniger Monate von mehr als 275.000 Personen über 8,4 Millionen Dollar gesammelt werden. Am 30. April 1980 stellte der US-Senat nach einer Debatte von nur 7 Minuten dem VVMF ein Gelände nordöstlich des Lincoln Memorial mit einer Größe von etwa 8100 Quadratmetern zur Verfügung und am 1. Juli 1980 unterzeichnete Präsident Jimmy Carter das entsprechende Gesetz.
Im Oktober 1980 rief der VVMF einen amerikaweiten Wettbewerb für die Gedenkstätte aus.
Bis zum Ende des Wettbewerbs am 31. März 1981 wurden 1421 Entwürfe eingesandt, die von einer Jury bestehend aus Architekten und Bildhauern geprüft wurden. Am 1. Mai 1981 wurde der einstimmig gewählte Entwurf der Öffentlichkeit vorgestellt - der Entwurf von Maya Ying Lin, einer 21jährigen Architekturstudentin. Nach der Grundsteinlegung am 26. März 1982 wurde die Gedenkstätte am 13. November 1982 geweiht.


Library of Congress

Imposanter Eingang zum
Jefferson Building.

Die grosse Halle.Der Boden.

Der 1. Stock.
Decke.

Decke.

Mosaikportrait of Minerva.Decke.

Die Kongressbibliothek ist mit ihren 130 Millionen Büchern und Objekten die Grösste der Welt. Sie wurde um das Jahr 1800 gebaut um allen Kongressmitgliedern als Informationsquelle und Nachschlagewerk zu dienen. Heute ist die Bibliothek theoretisch jedem USA Bürger zugänglich, doch um die Benützerbewilligung zu bekommen, ist ein langwieriges und aufwendiges Verfahren notwendig.
Die ganze Anlage umfasst drei Gebäude, wobei das vor ein paar Jahren wunderschön renovierte Jefferson Building, mit dem Hauptlesesaal und diversen Ausstellungen, für die Besucher besonders attraktiv ist.