Dezember 2003




Trinidad

Unsere MOMO kommt wieder einmal aus dem Wasser.

Fahrt zum Trockenplatz.
Millimeter genaues Einparken ist gefragt. Der nun etwas mühsame Einstieg ins Boot.

Nun ist es also wieder soweit. Der Adventsmonat ist bei uns zum intensiven Arbeitsmonat umgestaltet worden. Am 2. Dezember wurde unsere MOMO an den Kranhaken gehängt und sorgfältig an Land plazierst. Diese Arbeit wurde hier wirklich sehr professionell erledigt und man sah der Krancrew ihre Erfahrung an. Trotz der momentanen leichten Hektik, einige, solche wie wir, kommen jetzt erst aus dem Wasser und die anderen wollen endlich wieder dahin, um nach Norden, oder Richtung Panama segeln zu können.

Da wir schon eine knappe Woche vor dem Krantermin in Chaguaramas vor Anker lagen, konnte ich während dieser Zeit, bei einigen der überaus zahlreichen Werften, Offerten einholen. Und siehe da, alle Kran- und Liegeplatzgebühren für die ersten 5 Tage an Land, waren auf den Rappen genau gleich hoch. Einzig ab dem 6. Tag und beim Hochdruckreinigen gab es ganz kleine Preisunterschiede. Nun hiess es also, nach dem Gefühl "unsere" Werft aussuchen. Bei meinen verschiedenen "Offerteneinholbesuchen" stellte ich sehr schnell fest, dass das mit Abstand freundlichste Personal, im Büro wie auf dem Werftgelände selber, bei der Firma Power Boat ist. Unser Entscheid war somit schnell gefällt und wir wurden später auch nicht enttäuscht.
Professionell, zuverlässig, ehrlich, hilfsbereit und wie schon gesagt, sehr freundlich wurden wir aufgenommen. Das ist alles nicht so selbstverständlich, hier in der Karibik.
Zuerst hiess es nun, die ungeliebten Seepocken, das sind so kleine, spitze und sehr harte Gehäuse, vom Unterwasser abzukratzen. Wer das schon einmal gemacht hat, weiss, von was für einer Art Arbeit ich da spreche. Letzten Frühling in Brasilien, am Geburtstag von Yvonne, hatten wir diese ungeliebte, aber leider notwendige Unterwasserarbeit auch schon ausgeführt. Nun, jetzt habe ich Geburtstag und demzufolge ist es ja klar: es ist wieder einmal Seepockengehäuse abkratzen angesagt.

Es herrscht eben doch Gerechtigkeit, auf unserer MOMO!

Yvonne in voller "Abkratzaktion".

Meine Position ist sitzend, doch sieht das angenehmer aus, als es ist.
Die 20 Kg Antifouling müssen erst einmal aufgebracht werden.

Rein ins Bugstrahlruder.

Abkratzen, Hochdruckreinigen, Schleifen, Abdecken, drei Mal Antifouling streichen, Anoden auswechseln, das gleiche alles auch nochmals beim Propeller und dem Bugstrahlruder und fertig ist das Unterwasserschiff der MOMO.
Nun müssen nur noch die Cockpitfenster, wirklich beinahe unglaublich und doch leider wahr, wiederum mit SIKA neu eingeklebt werden. Das Cockpitdach erhält ein neues, dunkles Unterdach, damit es die gefährlichen UV-Strahlen besser absorbiert. Der Bootsmotor bekommt neues Öl und es wird ihm sonst auch noch leicht flattiert. Dann versuche ich die grosse Genuarollanlage wieder etwas leichtgängiger zu machen, leider ohne Erfolg. Da muss später dann die ganze innere Trommel ausgetauscht werden. Das Alu des Gehäuses und das eingesetzte Niro vertragen sich auch hier eben sehr schlecht!
Weil wir jetzt aber gerade so richtig schön in Arbeitslaune waren, wurden auch noch die rohen Alucockpitseiten endlich neu geschliffen, Yvonne kämpfte weiterhin verbissen, mit Essig gegen den Schimmel und ölte anschliessend das ganze Teakinterieur nochmals neu. Das Dingi (unser kleines Beiboot) bekam jetzt abnehmbare Räder montiert, so dass wir es in Zukunft an den Sandstränden besser hochzi
ehen können. Die Salinge wurden in Kunststoffrohre verpackt, damit die Segel in Zukunft nicht mehr daran scheuern können. Die Windhutzen bekamen alle Stoffüberzüge, weil sich der Kunststoff zu zersetzen beginnt. Ein neues, stromsparendes Ankerlicht musste auf dem Heckdavit montiert werden und der Aussenborder verlangte nach einem Service.
Aus den dafür vorgesehenen acht Landarbeitstagen wurden
nun halt urplötzlich deren sechzehn. So schnell ändert sich bei uns heute ein Zeitplan. Einmal bedingt durch eine schöne Landschaft, dann durch das Wetter oder einfach nur aus einer Laune von uns heraus. Das gehört eben auch zu der neuen, grossen Freiheit, die wir jetzt geniessen dürfen.






Einblick in unsere Arbeiten in Chaguaramas, auf Trinidad

Die Cockpitdach-Persenning ....

.... und das Regen-wasserauffangdach werden gereinigt.

Das Dingi bekommt Räder ....
.... und auch eine gründliche Wäsche. Die Lüfterhutzen bekommen einen Stoffschutz.
Sikaflex, aber ohne Plexifenster.

Die Cockpitfenster werden neu eingeklebt.

George und Elaine Smith, unsere kanadische Nachbarsfamilie an Land. Der Weg zurück .... .... ins Wasser.

 

 

 

 

 

 

 






Einige kleine Augenblicke, ohne Arbeit, in Trinidad

Yvonne darf sich ihren hart verdienten Lohn aussuchen.

Auch "Shoppen" kann Durst geben.
Der Leuchtturm von Port of Spain, praktisch mitten in der Stadt. Mein süsses und stärkendes Geburtstagsgeschenk, Made in Jamaika.

Ein Weihnachtsengel in Trinidad.

 

 

 







Von Chaguaramas/Trinidad nach Prickly Bay/Grenada

18. Dezember 2003. Um neun Uhr morgens wird der Landstrom abgehängt und unsere herausgeputzte MOMO wird sachte wieder zum Kranbecken zurückgefahren. Anschliessend werden ihre Dieseltanks noch randvoll gefüllt und die letzten TT-Dollars im kleinen Supermarkt ausgegeben. Das Ausklarieren bei der Emigration ist schnell erledigt und nur bei der Rückgabe unserer Waffen gibt es eine kleine Panne. Der Beamte will mir eine ganz andere, als die unsere übergeben. Zuerst verstand er nicht, warum ich diese Waffe nicht annehmen wollte. Daraufhin führte er mich in das offizielle Waffenzimmer, welches bei uns eher eine unaufgeräumte, staubige Besenkammer genannt würde und ich musste ihm dann dort meine Waffe suchen helfen. Nach diesem kleinen Intermezzo ging's schnellsten zurück zum Boot.
Leinen los und sofort ab Richtung Grenada. Die deutsche Momo wartete, einige Meilen weiter nördlich, schon auf uns.
Als wir den Wind und Wellen geschützten Bereich der Insel verliessen, wurden wir von einer ungemütlichen Nordostdünung überrascht. Unser Kurs war Nord, also hiess das, hoch am Wind segeln.
Die MOMO vollführte, nach beinahe drei Wochen unbeweglich sein an Land, Bocksprünge wie eine junge Kuh, wenn sie wieder einmal auf die Wiese raus darf. Die MOMO-Crew fand das aber nun ganz und gar nicht lustig. Noch weniger ihre Mägen, welche schon nach kurzer Zeit komplett leer waren. Wir lagen also zuerst einmal beide flach im Cockpit. Jede noch so kleine Arbeit, ob Ausguck halten oder die Segel etwas besser einstellen, wurde zur anstrengenden Tortur. Etwa vier Stunden später entschloss ich mich, doch noch zur Chemiepille zu greifen. Und siehe da, die kleine Rote machte es mir sofort erträglicher. Das war auch wichtig, denn es stand ja noch eine ganze Nachtfahrt vor uns.
Diese verlief dann aber problemlos und am nächsten Morgen erreichten wir die Prickly Bay auf Grenada.
Unser Lehre aus diesem kurzen, nur 85 sm langen Schlag ist, dass wir bestimmt nie mehr, nach so langer Zeit an Land, sofort auf das aufgewühlte Meer raus gehen werden. Ein typischer "Alpenmatrosenfehler" den uns da unterlaufen ist.






Grenada und die Hauptstadt St. George's

Blick vom Fort auf den St. George's Harbour.

The Lagoon, von St. George's. Der bunte Markt.
Das grosse Queens Park Sportstadion. Kitschiger Weihnachtsbaum.

Wann kommt wohl der Schnee?

Vor noch nicht allzu langer Zeit war Grenada für einen kurzen Moment in den Schlagzeilen der Weltpresse, als in den achtziger Jahren die Amis mit ca. 5000 Marines die Insel kurzfristig besetzten.
Der damalige Staatschef Coard sitzt seither, hoch über der Hauptstadt, immer noch im Gefängnis.

Steile grüne Vulkanberge prägen die 345 Quadratkilometer grosse und südlichste Insel der Windwardgruppe.

Grenada ist eigentlich mehr als Gewürzinsel bekannt. Die Landwirtschaft war und ist heute noch der wichtigste Wirtschaftszweig. 30 % der Weltproduktion im Muskatnussanbau stammen denn auch von hier.

Der Tourismus beginnt nun auch hier zu blühen und bei der natürlichen Schönheit der Insel ist das auch verständlich. Die Menschen sind, im Gegensatz zu Tobago, uns Weissen gegenüber wesentlich freundlicher eingestellt.






Vor Anker in der Clarke's Court Bay

Clarke's Court Bay.

Abendstimmung am Strand. Barbara und Wolfgang kommen zum Weihnachtsessen.
Tropencoiffeur
zum Ersten ...
.... und zum Zweiten. Silvesteressen im Restaurant.
Nachdem wir in der Prickly Bay die offizielle Einklarierungszeremonie hinter uns hatten, wurde es uns dort dann schnell einmal zu eng. Zu viele Boote auf einem Haufen und erst noch dauernd Schwell, welcher doch sehr lästig werden kann. Also kurz die Seekarte angeschaut und gleich in der Nähe, eine gegen den Schwell geschützte Bucht, gefunden. Keine grossen Einkaufsmöglichkeiten und Hotels in der unmittelbaren Nähe, das hörte sich, jedenfalls für uns, recht gut an.
Also, Anker hoch und dahin. Auf dem Weg sahen wir, in verschiedenen Buchten, etliche Yachten dichtgedrängt vor Anker liegen. Gross war dann unsere Freude, als wir "unsere Ankerbucht" praktisch leer vorfanden. Zum Glück für uns, ist der grossen Masse der Segler der nahe Supermarkt und das Restaurant wichtiger, als die Ruhe und der einsamere Ankerplatz.

Nach den arbeitsintensiven letzten Wochen, nahmen wir es nun wieder etwas gemütlicher. Schwimmen, Lesen, Schnorcheln und zwischendurch natürlich die alltäglich anfallenden Bootsarbeiten, dazu gehört auch das Schreiben und Aktualisieren dieser Homepage, wechselten sich gemütlich ab.
Am Weihnachtstag assen wir zusammen mit Barbara und Wolfgang, von der der De-Momo, bei uns ein schweizerisches/deutsches Festmahl. Vorgängig mussten wir uns für diesen Anlass aber doch noch etwas "herausputzen". Haarschneiden war also wieder einmal angesagt. In tropisch idyllischer Umgebung wurde der Coiffeurstuhl installiert und abwechslungsweise fielen die Haare in den Sand. Die paar zusätzlichen "Treppentritte", welche nun unsere Häupter ziehren, stören hier niemanden.
Eigentlich wollten wir um den 26. Dezember nach Carriacou, im Norden von Grenada, weitersegeln. Ein ungewöhnlicher Wetterumschwung hielt uns aber von diesem Vorhaben ab. Untypische, starke Winde aus West bis Nord und vier Meter Schwell, verunmöglichen momentan die Fahrt nach Norden. Chartercrews bringt das leicht zur Verzweiflung, denn diese müssen die Boote meistens im Norden oben zurückgeben. Uns stört dieser Wetterumschwung eigentlich nicht weiter, es sei denn, dass das Ausbringen eines zusätzlichen Heckankers als solches angeschaut würde.

Abendstimmung in der Clarke's Court Bay.

Also geniessen wir momentan weiterhin das Leben hier in der Clarkes Court Bay und bereiten uns auf unseren notwendigen Besuch in der Schweiz vor. Ende Januar/Anfang Februar 04 müssen wir, um endlich zu unseren neuen Schweizerpässen zu gelangen, dorthin zurückfliegen. Das ergibt für uns nun echt sehr teure und kostbare Pässe und das nur, weil die Bürokratie in der Schweiz nicht einen Deut besser ist, als in irgend einer kleinen, unterentwickelten Bananenrepublik. Das hört man jetzt bei verschiedenen Stellen bestimmt nicht gerne, doch leider stimmt diese Aussage zu 100 %.

Unflexibel, wenn es einmal nicht gerade nach ihrem Schema "F" geht. Für Leute wie wir, unterwegs auf dem grossen Meer, Weltenbummler, oder nicht einfach zu schubladisierende Personen, hat man kein Verständnis. An denen kann man die ganze Staatsmacht, gesetzmässig sicherlich sogar noch korrekt, locker und einfach ausleben.





Grenada, die Muskat und Gewürzinsel

Eine alte Gewürzfabrik.

Die Kakaobohnen werden getrocknet. Eine geöffnete Kakaofrucht. Hier werden Yvonne die verschiedenen Gewürze erklärt.

So schön kann Muskat sein. Viele Tonnen Muskatnüsse werden hier gelagert.