Dezember
2004
Die Überfahrt nach der Dominikanischen Republik
Zwei Tage
vor unserer Abfahrt auf der Insel La Blanquilla bekamen wir Besuch an
Bord. Rob und Jo, ein kanadisches Ehepaar mit ihren drei Jugendlichen,
fragten uns nach unserem Zielhafen. Als sie Dom. Republik hörten,
waren sie ganz begeistert. Sie fragten schüchtern, ob es uns was
ausmachen würde, wenn sie sich mit ihrem Boot, natürlich nur
für diese Überfahrt, uns anschliessen würden. Klar erlaubten
wir es ihnen.
Nun bekamen wir ihre, für uns, unvorstellbare Geschichte zu hören.
Sie sind eigentlich eine 7-köpfige Familie und kommen aus Oona River, auf Porcher
Island in Britisch Kolumbien Kanada. Das ist ein kleines Dorf mit nur
ca. 30 Familien. Eines Tages beschlossen sie eine Segelreise zu unternehmen.
Segelerfahrung null und natürlich ist auch kein Segelboot vorhanden.
Übers Internet fanden sie eine kleine Yacht zum Verkauf ausgeschrieben.
5000.- US $ ist günstig und die Yacht liegt auch schon in Trinidad.
Also wird das Boot, ungesehen, gleich gekauft. Die beiden ältesten
Kinder wollten die Reise nicht mitmachen und blieben zu Hause, der Rest
flog nach Trinidad. Für die drei Kinder ergab sich keine schulische
Umstellung, hatten sie bis anhin ihren Unterricht zu Hause auch per
Fernkurs absolviert. In Trinidad angekommen, kam dann die erste grosse
Ernüchterung. Das Boot sah nicht schlecht aus, doch der Grundzustand
war es. Ganze 18 Monate lang hatten sie alle geschuftet, Teile ausgetauscht,
neue Kabel eingezogen, die Segel geflickt, den Motor ersetzt, usw. usw.
Zehntausende von Franken mussten sie zusätzlich noch ins Boot reinstecken.
Auch ist die Familie inzwischen noch um eine Katze angewachsen. Dass
dieses herzige Büsi schon drei kleine im Bauch hatte, wurde leider
zu spät bemerkt. Fünf Personen und vier Katzen, war also jetzt
die neue Besatzung.
Dann endlich,
der grosse Moment. Die erste Fahrt mit dem eigenen Boot wurde Tatsache.
Von Trinidad über Los Testigos nach Isla Margarita führte
die Strecke. Von den fünf Leuten an Bord, blieben drei andauernd
unten in der Horizontalen liegen. Der Kotzkessel wurde emsig benützt
und die erste Freude übers Seglerleben sehr gedämpft. Das
gleiche Schauspiel bei der nächsten, kurzen Fahrt nach La Blanquilla.
Nun
stand also der 4-Tagestripp nach der Dom. Republik an und allen wurde
es jetzt schon leicht unwohl.
Also machten wir ab, "morgens um 7:00 gehen wir Anker auf und segeln
los. Alle drei Boote werden den Funk auf Kanal 74 eingestellt haben
und wir wollen versuchen die Geschwindigkeit immer dem Langsamsten anzupassen."
Mit schönen 20 Knoten Wind von achtern und einer 2,50 Meterdünung
aus der gleichen Richtung starteten wir. Wir kamen gut voran und alles
schien prima zu laufen. Gegen Mittag dann ein Funkspruch von Rob: "
Sorry, ich drehe um und gehe wieder Richtung La Blanquilla zurück.
An Bord eigentlich alles O.K., ausser, dass ich noch der Einzige bin
den, der nicht über der Reling hängt. Danke für Eure
Hilfe und gute Weiterreise. Wir müssen nun über die Bücher
gehen!" Gesagt, gewendet und weg waren sie.
Ich habe,
so glaube ich, noch nicht gesagt, welche Bootsgrösse die Kanadier
besitzen. Yvonne und ich leben alleine auf unserem 14-Meterboot. Wir
haben nicht das Gefühl, da sei zu viel Platz vorhanden. Rob, Jo,
drei halberwachsene Kinder und die vier Katzen wohnen auf einem 10.50
Meter langen Boot. Das ergibt ungefähr eine Wohnfläche von
nicht 18 m2, inkl. Küche, WC, Schlafplätze, Motorenraum, Stauräume
usw.
Um dir diese Grösse, oder eben Enge, besser vorstellen zu können,
gehe nun bitte in das kleinste Zimmer deiner Wohnung.
Einklarieren
in La Romana und dann schnell weiter nach Bayahibe
|
|
Bayahibe
bei Regen. |
Reif
für die Insel? |
Am Morgen
des 7. Dezember erreichten wir die Südküste der Dominikanischen
Republik. Über diese Seite der Insel fanden wir leider keine Segelführer,
oder sonstige, für Segler wichtige Unterlagen. Alle bestehende nautische
Literatur bezieht sich nur auf den Norden und den Nordosten der Insel.
Die im Handel angebotenen Führer sind alle speziell auf die ängstlichen
Amis zugeschnitten. Das heisst, sie beschreiben, auf mindestens 300 Seiten,
den Weg von Florida in die Karibik runter. Den umgekehrten Weg aber, den
von der Karibik nach den USA hoch, wird höchstens auf knappen zwei
Seiten, kurz erwähnt. Anscheinend kehren die US-Segler, wenn sie
einmal in der Karibik unten sind, nicht mehr nach Norden zurück.
Kurz
vor Mittag kamen wir also in La Romana an. Vorsichtig steuerten wir unsere MOMO in die Flussmündung rein.
Laut unserer Karte, mussten wir uns nun hier ganz rechts halten und eine
eingezeichnete Tonne unbedingt backbord liegen lassen. In Wirklichkeit
ist die Position dieser Tonne heute aber so weit nach rechts versetzt
worden, dass sie nur noch auf der linken Seite umfahren werden kann. Hier
sollte die Wassertiefe eigentlich auch nur knappe 3 Meter betragen, doch
unser Tiefenmesser zeigte immer über 12 Meter an. Nun sahen wir plötzlich
einen grossen, neuen Quai für kleinere Kreuzfahrtschiffe. Das war
dann auch des Rätsels Lösung. Die Flussmündung wurde erst
kürzlich auf über 12 Meter Wassertiefe ausgebaggert um an dem
Geschäft mit den Kreuzfahrtschiffen teilnehmen zu können.
Nach dem raschen
und unproblematischen Einklarieren, mussten wir den kleinen Hafen in der
Flussmündung raschmöglichst wieder verlassen, denn sie erwarteten,
natürlich logischerweise , ein Kreuzfahrtschiff.
Also verzogen wir uns, den Ratschlag des Kommandanten befolgend, nach
dem nahe gelegenen Dörfchen Bayahibe. Laut unserem Touristenführer
sollte das noch ein verschlafenes kleines Fischerdörfchen sein. Also
genau das Richtige für uns. Dort angekommen sah es wirklich auch
so verträumt aus. Es hatte nur einige wenige Fischerboote, aber dazu
noch etliche leere Bojen im Wasser. Die beiden MOMO's
waren gerade fertig mit den Ankermanövern, als plötzlich eine
Armada schneller Motorboote von Süden her auf die ruhige Bucht zuschoss.
Gegen zwanzig Boote und mindestens noch 8 grosse Touristenkatamarane dazu,
kamen da auf uns zugeschossen. Alle voll beladen mit johlenden Tagestouristen
und unterhalten mit sehr lauter Musik. Vorbei war's urplötzlich mit
der Idylle. Die kleine Bucht füllte sich immer mehr mit diesen lärmigen
Touristenbooten. Als wir uns schon ernsthaft mit dem Gedanken des Wegsegelns
befassten, war der Spuk vorbei und es kehrte genauso plötzlich wieder
Ruhe ein. Alle Touris waren an Land gebracht, in die bereitstehenden Cars
verfrachtet und zu den weit entfernten Hotels hingekarrt. Das sehr gekonnt
in die Landschaft eingepasste Ressort, vor dem Ort, störte nicht
und somit hatten Bayahibe und wir wieder unsere Ruhe ... bis am nächsten
Tag das gleiche Schauspiel von neuem wieder stattfand.
Mitte
Dezember kam Caroline, Yvonnes Schwester, mit ihrem Lebenspartner Pascale
für einen Monat zu Besuch auf die MOMO.
Es traf sie das gleiche Schicksal, wie jeden Besucher einer Blauwasseryacht
in Übersee. Ihr Gepäck musste, mit dringend von uns aus Europa
benötigten Ersatzteilen, voll gestopft werden. Die feinen Lindorkugeln
für Yvonne und die Ovomaltine für mich, rundeten diesen Schwertransport
noch kulinarisch ab.
Auf
nach Santa Barbara de Samana und etwas über "Ciguatera"
Die Encarta
Enzyklopädie 2003 beschreibt das Wetter in der Dominikanische Republik,
unter anderem, wie folgt:
Das Klima der Dominikanischen Republik ist der Lage entsprechend randtropisch
mit dem Wechsel zwischen winterlicher Trockenzeit und sommerlicher Regenzeit.
Der Regen fällt überwiegend zwischen Mai und Oktober.
Wir selber
waren nun also doch schon seit anfangs Dezember hier auf der Insel,
doch von der angekündigten Trockenzeit spürten wir rein gar
nichts. Täglich gab es bisher mehrere Regenschauer und teilweise
dann sogar noch sehr heftige. Zum guten Glück waren wenigstens
die Temperaturen angenehm hoch und so trockneten wir und unsere Kleider,
immer relativ schnell
bis zum nächsten Wolkenbruch.
Im normalen
Touristenführer fanden wir die Mitteilung, dass ab Mitte Dezember
immer sehr viele Buckelwale in die Bucht von Samana kommen sollten.
Sie kämen vom Norden herunter, um hier, in diesen wärmeren
Gewässern, ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich auch zu Paaren.
Auf Grund dieser Information, verliessen wir den Süden der Insel
und segelten, in die grosse Bucht von Samana hoch.
|
Pascal
und der über einen Meter grosse Barrakuda. |
|
Das
gefürchige Gebiss des Barrakudas. |
Mit der
Hoffnung auf ein leckeres Mahl, wurde natürlich gleich die Angelleine
ausgefahren. Der erste Biss liess auch nicht lange auf sich warten.
Ein mittelgrosser (ca. 80 cm lang) Barrakuda hing an der Angel. Der
Barrakuda ist ein immer hungriger Räuber und leider für uns
gefährlich. Nicht nur seiner sehr grossen und scharfen Zähne
wegen, nein, wegen Ciguatera. Das ist ein lebensgefährliches Gift,
welches seinen Ursprung in einer kleinen Algenart hat. Diese Algen leben
in den tropischen Korallenriffen und werden von kleinen Fischen als
Nahrung aufgenommen. Diese Fischlein wiederum, werden von grösseren
gefressen und diese, logischerweise, wiederum von noch einmal grösseren.
Somit wird das Gift immer weiter angereichert und der Barrakuda, am
Ende dieser Nahrungskette, hat dann, die für uns Menschen tödliche
Dosis, in sich. Ciguatoxin ist hitzestabil und kann daher weder durch
Kochen, noch durch Braten oder Grillen zerstört werden. In den
Tropischen Ländern gilt daher die Faustregel: Der Barrakuda muss
kürzer als eine Armlänge sein.
Mit Bedauern,
aber der Vernunft folgend, liessen wir den ersten Fang wieder frei und
die Angelleine erneut ins Wasser. Keine 15 Minuten später ein erneuter
Biss. Diesmal bog sich die Angelrute noch stärker durch und die
Vorfreude auf einen Mahimahi (Golddorade), oder sogar einen leckeren
Wahoo, stieg. Die Enttäuschung bei uns war gewaltig, als der Fisch,
nach minutenlangem Kampf, endlich beim Boot war. Wiederum ein Barrakuda.
Diesmal sogar einer, mit einer Länge von über einem Meter.
Diesmal hatten wir, das heisst eigentlich der Fisch, Pech, denn der
Haken sass schon so tief im Rachen drin, dass wir ihn nicht mehr rausholen
konnten. Auch dieser grosse Fisch musste wieder über Bord, denn
der hatte bestimmt ein X-faches, der für uns noch verträglichen
Dosis Ciguatoxin, in sich.
Nun warteten wir etwa drei Stunden, bevor unser Köder, den wir
inzwischen gegen einen blauen ausgetauscht hatten, wieder ins Wasser
ging. Leider wiederholte sich das Gleiche nochmals. Wieder ein Barrakuda
(diesmal ca. 75 cm) an der Angel. Entnervt liessen wir auch diesen frei
und packten unsere Angelsachen weg. Zum Abendessen gab es dann halt
wiederum nur ein Poulet vom Grill.
Der
Nationalpark Haitises
Dieser
grosse Nationalpark, im Süden der Bucht von Samana gelegen, war
unser nächster Abstecher. Um dort vor Anker liegen zu dürfen,
muss aber vorher unbedingt eine kleine Bewilligung eingeholt werden.
Diese werde aber nichts kosten, hiess es beim Einklarieren von Seiten
des Kommandanten .
Gegen Mitte
Nachmittag des 23. Dezember suchten wir das Büro des Kommandanten
auf, um eben diese Bewilligung zu holen. "Oh disculpe, heute kann
keine Bewilligung ausgestellt werden. Die Frau, welche die Schreibmaschine
bedient, ist leider momentan nicht da, kommt doch aber bitte morgen
wieder." Am nächsten Tag waren wir, schon kurz vor acht, wieder
im gleichen Büro anzutreffen. Wiederum war die Frau nicht anwesend,
doch konnte anscheinend heute plötzlich ein fetter, dunkler Mann,
auch mit den Schreibmaschinentasten umgehen. Er setzte sich breitbeinig
hinter die Maschine und begann ...... zu warten. Auf meine unverschämte
Frage, warum er denn nicht mit dem Schreiben des Formulars beginne,
antwortete ein Anderer, "heute sei ein Feiertag und dass Ausfüllen
koste darum 200.- Peso extra." Dahin ging also der Töff. Ich
verlangte, höflich aber sehr bestimmt, umgehend den Kommandanten
zu sprechen. Natürlich war dieser gerade, zufälligerweise
vor einer Minute, ausser Haus gegangen. Also gut, kein unlösbares
Problem. "Samana ist nicht gross, geht ihn bitte holen. Ich werde
hier warten." Keine fünf Minuten später stand der Kommandant
vor mir und versuchte sich raus zu winden. Als er merkte, dass da aber
kein spendenfreudiger Ami, sondern ein sturer Bock aus der Schweiz vor
ihm stand, unterschrieb er persönlich das Formular und übergab
es mir freundlich lächelnd. Innerlich war ich leicht stolz, diesem
korrupten Büro getrotzt zuhaben. Ich zückte meine Brieftasche
und legte, zur Überraschung der Anwesenden, 200.-- Peso auf den
Tisch. Diese Episode war mir die knappen 10.-- Schweizerfranken, als
Trinkgeld oder auch als Weihnachtsgeschenk ans Büro, allemal wert
gewesen.
Im Nationalpark
angekommen, wurden wir vom dort stationierten Sergeant und seinem Begleiter,
höchst persönlich begrüsst.
Was eigentlich auch nicht sonderlich verwunderlich war, waren die beiden MOMO's doch wieder die einzigen
Segelboote vor Ort.
Einzig einige wenige Schnellboote, gefüllt mit Hoteltouristen,
kamen manchmal von Samana oder Sanchez herüber.
Der Aufenthalt dieser Boote dauerte aber nie länger als eine halbe
Stunde, dann kehrte wieder friedliche Ruhe ein. An diesem Küstenabschnitt
gab es verschiedene Höhlen, welche von den Ureinwohnern bewohnt
gewesen waren. Viele Wandzeichnungen von ihnen sind noch erhalten geblieben.
Mit den heute noch zu sehenden Motiven und Symbolen hatte ich aber meine
Mühe. Vielmehr erinnerten mich diese, als absoluten Indianerlaien,
an die Kinderzimmerwände von meinen beiden Söhnen Simon und
Dani.
Ausflug
zum Wasserfall "El Limon"
El Limon,
der bekannteste Wasserfall im Norden der Insel sei ein Muss, hiess es
von allen Seiten. Ich war aber, von den Westindischen Inseln her, leicht
skeptisch, was so karibische Wasserfälle hergeben. Bisher sah ich
immer nur kleine Rinnsale, welche den Namen Wasserfall eigentlich nicht
verdienten. Erwartungsvoll fuhren wir mit dem Guagua Richtung El Limon.
Ein Guagua war hier eine Art Sammeltaxi und die weitaus günstigste
Art, um irgendwo hin zu fahren. Auch ergaben sich, nicht nur wegen der
Enge in den immer übervollen Autos, jedes Mal sofort Kontakte mit
den Einheimischen. Manchmal hatten die Autos aber nur kleine Kabinen
und ein Teil der Leute musste hinten, auf der Ladeplattform, im Freien
sitzen. So auch dieses Mal. Pascal genoss es sichtlich, den Fahrtwind
um die Ohren pfeifen zu spüren, während Caroline sich eher
krampfhaft am Dachaufbau festhielt. Das letzte Stück bis zum Wasserfall,
legten wir auf dem Rücken von gemütlich laufenden Pferden
zurück. Dann endlich der Wasserfall. Dieser donnerte über
eine ca. 35 Meter hohe Felskante und das erst noch mit sehr viel Wasser,
hinunter. Unten gab es einen kleinen See, welcher zum Baden einlud.
Ich nehme also meine negativen Worte sofort zurück. In der Karibik
gibt es tatsächlich einen Wasserfall.
Santa
Barbara und sein pulsierender Markt
Santa Barbara
ist ein kleines Städtchen an der Nordseite der Bucht. Ohne sichtbare
Industrie und ohne die grossen Touristenhotels sieht es hier eher etwas
verschlafen aus. Touristen kommen hier eigentlich nur tageweise hin,
um sofort weiter auf die kleine Badeinsel Cayo Leventado raus zu fahren.
Dort soll angeblich der tropische Werbefilm für "Bacardi"
gedreht worden sein.
Für
mich das Schönste an Santa Barbara ist der Namen und der einfache
Markt. Dieser ist aber wirklich einmalig und sprudelt nur so voll Leben.
Da konnte ich stundenlang verweilen, um einfach nur dem Treiben zuzusehen.
Die Orangen wurden mit kleinen Lastwagen hergebracht und zum Teil gleich
ab der Brücke verkauft. Ein alter Mann kam mit seinem Esel und
versuchte einige Grapefruits an die Frau zu bringen. Da wurde ein halbes
Rind auf einem Holzbrett zersägt und hier waren die Fische, wenigstens
noch in einem Plastikbehälter, im Eis. Auf einem anderen Tisch
wiederum lagen geschlachtete Poulets bereit und darunter gackerte noch
der lebendige Nachschub. Da waren Berge von Papayas, Bananen, Ananas
und hier ein Haufen frisches Gemüse. Ein echt buntes Treiben, begleitet
mit lauter Merenguemusik. Merengue, das ist bekanntlich der Musikstil
der Dominikanischen Republik. Für mein Ohr war dieser aber doch
etwas eintönig und daher tönte praktisch alles immer gleich.
Mit unserer MOMO lagen wir ca. 200 Meter vom Ufer weg. Immer am späten
Nachmittag begannen die verschiedenen kleinen Bars und Imbissstuben
mit dem Aufdrehen ihrer Lautsprecher. Wir hatten den Eindruck, je weniger
Leute in der Bar, um so lauter wurde die Musik. Den Mix von mindestens
zehn Musikquellen, den wir zeitweise über uns ergehen lassen mussten,
war manchmal nahe dem Unerträglichen.
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Die Überfahrt nach der Dominikanischen Republik
Zwei Tage
vor unserer Abfahrt auf der Insel La Blanquilla bekamen wir Besuch an
Bord. Rob und Jo, ein kanadisches Ehepaar mit ihren drei Jugendlichen,
fragten uns nach unserem Zielhafen. Als sie Dom. Republik hörten,
waren sie ganz begeistert. Sie fragten schüchtern, ob es uns was
ausmachen würde, wenn sie sich mit ihrem Boot, natürlich nur
für diese Überfahrt, uns anschliessen würden. Klar erlaubten
wir es ihnen.
Nun bekamen wir ihre, für uns, unvorstellbare Geschichte zu hören.
Sie sind eigentlich eine 7-köpfige Familie und kommen aus Porcher
Island in Britisch Kolumbien Kanada. Das ist ein kleines Dorf mit nur
ca. 30 Familien. Eines Tages beschlossen sie eine Segelreise zu unternehmen.
Segelerfahrung null und natürlich ist auch kein Segelboot vorhanden.
Übers Internet fanden sie eine kleine Yacht zum Verkauf ausgeschrieben.
5000.- US $ ist günstig und die Yacht liegt auch schon in Trinidad.
Also wird das Boot, ungesehen, gleich gekauft. Die beiden ältesten
Kinder wollten die Reise nicht mitmachen und blieben zu Hause, der Rest
flog nach Trinidad. Für die drei Kinder ergab sich keine schulische
Umstellung, hatten sie bis anhin ihren Unterricht zu Hause auch per
Fernkurs absolviert. In Trinidad angekommen, kam dann die erste grosse
Ernüchterung. Das Boot sah nicht schlecht aus, doch der Grundzustand
war es. Ganze 18 Monate lang hatten sie alle geschuftet, Teile ausgetauscht,
neue Kabel eingezogen, die Segel geflickt, den Motor ersetzt, usw. usw.
Zehntausende von Franken mussten sie zusätzlich noch ins Boot reinstecken.
Auch ist die Familie inzwischen noch um eine Katze angewachsen. Dass
dieses herzige Büsi schon drei kleine im Bauch hatte, wurde leider
zu spät bemerkt. Fünf Personen und vier Katzen, war also jetzt
die neue Besatzung.
Dann endlich,
der grosse Moment. Die erste Fahrt mit dem eigenen Boot wurde Tatsache.
Von Trinidad über Los Testigos nach Isla Margarita führte
die Strecke. Von den fünf Leuten an Bord, blieben drei andauernd
unten in der Horizontalen liegen. Der Kotzkessel wurde emsig benützt
und die erste Freude übers Seglerleben sehr gedämpft. Das
gleiche Schauspiel bei der nächsten, kurzen Fahrt nach La Blanquilla.
Nun
stand also der 4-Tagestripp nach der Dom. Republik an und allen wurde
es jetzt schon leicht unwohl.
Also machten wir ab, "morgens um 7:00 gehen wir Anker auf und segeln
los. Alle drei Boote werden den Funk auf Kanal 74 eingestellt haben
und wir wollen versuchen die Geschwindigkeit immer dem Langsamsten anzupassen."
Mit schönen 20 Knoten Wind von achtern und einer 2,50 Meterdünung
aus der gleichen Richtung starteten wir. Wir kamen gut voran und alles
schien prima zu laufen. Gegen Mittag dann ein Funkspruch von Rob: "
Sorry, ich drehe um und gehe wieder Richtung La Blanquilla zurück.
An Bord eigentlich alles O.K., ausser, dass ich noch der Einzige bin
den, der nicht über der Reling hängt. Danke für Eure
Hilfe und gute Weiterreise. Wir müssen nun über die Bücher
gehen!" Gesagt, gewendet und weg waren sie.
Ich habe,
so glaube ich, noch nicht gesagt, welche Bootsgrösse die Kanadier
besitzen. Yvonne und ich leben alleine auf unserem 14-Meterboot. Wir
haben nicht das Gefühl, da sei zu viel Platz vorhanden. Rob, Jo,
drei halberwachsene Kinder und die vier Katzen wohnen auf einem 10.50
Meter langen Boot. Das ergibt ungefähr eine Wohnfläche von
nicht 18 m2, inkl. Küche, WC, Schlafplätze, Motorenraum, Stauräume
usw.
Um dir diese Grösse, oder eben Enge, besser vorstellen zu können,
gehe nun bitte in das kleinste Zimmer deiner Wohnung.
Einklarieren
in La Romana und dann schnell weiter nach Bayahibe
|
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Bayahibe
bei Regen. |
Reif
für die Insel? |
Am Morgen
des 7. Dezember erreichten wir die Südküste der Dominikanischen
Republik. Über diese Seite der Insel fanden wir leider keine Segelführer,
oder sonstige, für Segler wichtige Unterlagen. Alle bestehende nautische
Literatur bezieht sich nur auf den Norden und den Nordosten der Insel.
Die im Handel angebotenen Führer sind alle speziell auf die ängstlichen
Amis zugeschnitten. Das heisst, sie beschreiben, auf mindestens 300 Seiten,
den Weg von Florida in die Karibik runter. Den umgekehrten Weg aber, den
von der Karibik nach den USA hoch, wird höchstens auf knappen zwei
Seiten, kurz erwähnt. Anscheinend kehren die US-Segler, wenn sie
einmal in der Karibik unten sind, nicht mehr nach Norden zurück.
Kurz
vor Mittag kamen wir also in La Romana an. Vorsichtig steuerten wir unsere MOMO in die Flussmündung rein.
Laut unserer Karte, mussten wir uns nun hier ganz rechts halten und eine
eingezeichnete Tonne unbedingt backbord liegen lassen. In Wirklichkeit
ist die Position dieser Tonne heute aber so weit nach rechts versetzt
worden, dass sie nur noch auf der linken Seite umfahren werden kann. Hier
sollte die Wassertiefe eigentlich auch nur knappe 3 Meter betragen, doch
unser Tiefenmesser zeigte immer über 12 Meter an. Nun sahen wir plötzlich
einen grossen, neuen Quai für kleinere Kreuzfahrtschiffe. Das war
dann auch des Rätsels Lösung. Die Flussmündung wurde erst
kürzlich auf über 12 Meter Wassertiefe ausgebaggert um an dem
Geschäft mit den Kreuzfahrtschiffen teilnehmen zu können.
Nach dem raschen
und unproblematischen Einklarieren, mussten wir den kleinen Hafen in der
Flussmündung raschmöglichst wieder verlassen, denn sie erwarteten,
natürlich logischerweise , ein Kreuzfahrtschiff.
Also verzogen wir uns, den Ratschlag des Kommandanten befolgend, nach
dem nahe gelegenen Dörfchen Bayahibe. Laut unserem Touristenführer
sollte das noch ein verschlafenes kleines Fischerdörfchen sein. Also
genau das Richtige für uns. Dort angekommen sah es wirklich auch
so verträumt aus. Es hatte nur einige wenige Fischerboote, aber dazu
noch etliche leere Bojen im Wasser. Die beiden MOMO's
waren gerade fertig mit den Ankermanövern, als plötzlich eine
Armada schneller Motorboote von Süden her auf die ruhige Bucht zuschoss.
Gegen zwanzig Boote und mindestens noch 8 grosse Touristenkatamarane dazu,
kamen da auf uns zugeschossen. Alle voll beladen mit johlenden Tagestouristen
und unterhalten mit sehr lauter Musik. Vorbei war's urplötzlich mit
der Idylle. Die kleine Bucht füllte sich immer mehr mit diesen lärmigen
Touristenbooten. Als wir uns schon ernsthaft mit dem Gedanken des Wegsegelns
befassten, war der Spuk vorbei und es kehrte genauso plötzlich wieder
Ruhe ein. Alle Touris waren an Land gebracht, in die bereitstehenden Cars
verfrachtet und zu den weit entfernten Hotels hingekarrt. Das sehr gekonnt
in die Landschaft eingepasste Ressort, vor dem Ort, störte nicht
und somit hatten Bayahibe und wir wieder unsere Ruhe ... bis am nächsten
Tag das gleiche Schauspiel von neuem wieder stattfand.
Mitte
Dezember kam Caroline, Yvonnes Schwester, mit ihrem Lebenspartner Pascale
für einen Monat zu Besuch auf die MOMO.
Es traf sie das gleiche Schicksal, wie jeden Besucher einer Blauwasseryacht
in Übersee. Ihr Gepäck musste, mit dringend von uns aus Europa
benötigten Ersatzteilen, voll gestopft werden. Die feinen Lindorkugeln
für Yvonne und die Ovomaltine für mich, rundeten diesen Schwertransport
noch kulinarisch ab.
Auf
nach Santa Barbara de Samana und etwas über "Ciguatera"
Die Encarta
Enzyklopädie 2003 beschreibt das Wetter in der Dominikanische Republik,
unter anderem, wie folgt:
Das Klima der Dominikanischen Republik ist der Lage entsprechend randtropisch
mit dem Wechsel zwischen winterlicher Trockenzeit und sommerlicher Regenzeit.
Der Regen fällt überwiegend zwischen Mai und Oktober.
Wir selber
waren nun also doch schon seit anfangs Dezember hier auf der Insel,
doch von der angekündigten Trockenzeit spürten wir rein gar
nichts. Täglich gab es bisher mehrere Regenschauer und teilweise
dann sogar noch sehr heftige. Zum guten Glück waren wenigstens
die Temperaturen angenehm hoch und so trockneten wir und unsere Kleider,
immer relativ schnell
bis zum nächsten Wolkenbruch.
Im normalen
Touristenführer fanden wir die Mitteilung, dass ab Mitte Dezember
immer sehr viele Buckelwale in die Bucht von Samana kommen sollten.
Sie kämen vom Norden herunter, um hier, in diesen wärmeren
Gewässern, ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich auch zu Paaren.
Auf Grund dieser Information, verliessen wir den Süden der Insel
und segelten, in die grosse Bucht von Samana hoch.
|
Pascal
und der über einen Meter grosse Barrakuda. |
|
Das
gefürchige Gebiss des Barrakudas. |
Mit der
Hoffnung auf ein leckeres Mahl, wurde natürlich gleich die Angelleine
ausgefahren. Der erste Biss liess auch nicht lange auf sich warten.
Ein mittelgrosser (ca. 80 cm lang) Barrakuda hing an der Angel. Der
Barrakuda ist ein immer hungriger Räuber und leider für uns
gefährlich. Nicht nur seiner sehr grossen und scharfen Zähne
wegen, nein, wegen Ciguatera. Das ist ein lebensgefährliches Gift,
welches seinen Ursprung in einer kleinen Algenart hat. Diese Algen leben
in den tropischen Korallenriffen und werden von kleinen Fischen als
Nahrung aufgenommen. Diese Fischlein wiederum, werden von grösseren
gefressen und diese, logischerweise, wiederum von noch einmal grösseren.
Somit wird das Gift immer weiter angereichert und der Barrakuda, am
Ende dieser Nahrungskette, hat dann, die für uns Menschen tödliche
Dosis, in sich. Ciguatoxin ist hitzestabil und kann daher weder durch
Kochen, noch durch Braten oder Grillen zerstört werden. In den
Tropischen Ländern gilt daher die Faustregel: Der Barrakuda muss
kürzer als eine Armlänge sein.
Mit Bedauern,
aber der Vernunft folgend, liessen wir den ersten Fang wieder frei und
die Angelleine erneut ins Wasser. Keine 15 Minuten später ein erneuter
Biss. Diesmal bog sich die Angelrute noch stärker durch und die
Vorfreude auf einen Mahimahi (Golddorade), oder sogar einen leckeren
Wahoo, stieg. Die Enttäuschung bei uns war gewaltig, als der Fisch,
nach minutenlangem Kampf, endlich beim Boot war. Wiederum ein Barrakuda.
Diesmal sogar einer, mit einer Länge von über einem Meter.
Diesmal hatten wir, das heisst eigentlich der Fisch, Pech, denn der
Haken sass schon so tief im Rachen drin, dass wir ihn nicht mehr rausholen
konnten. Auch dieser grosse Fisch musste wieder über Bord, denn
der hatte bestimmt ein X-faches, der für uns noch verträglichen
Dosis Ciguatoxin, in sich.
Nun warteten wir etwa drei Stunden, bevor unser Köder, den wir
inzwischen gegen einen blauen ausgetauscht hatten, wieder ins Wasser
ging. Leider wiederholte sich das Gleiche nochmals. Wieder ein Barrakuda
(diesmal ca. 75 cm) an der Angel. Entnervt liessen wir auch diesen frei
und packten unsere Angelsachen weg. Zum Abendessen gab es dann halt
wiederum nur ein Poulet vom Grill.
Der
Nationalpark Haitises
Dieser
grosse Nationalpark, im Süden der Bucht von Samana gelegen, war
unser nächster Abstecher. Um dort vor Anker liegen zu dürfen,
muss aber vorher unbedingt eine kleine Bewilligung eingeholt werden.
Diese werde aber nichts kosten, hiess es beim Einklarieren von Seiten
des Kommandanten .
Gegen Mitte
Nachmittag des 23. Dezember suchten wir das Büro des Kommandanten
auf, um eben diese Bewilligung zu holen. "Oh disculpe, heute kann
keine Bewilligung ausgestellt werden. Die Frau, welche die Schreibmaschine
bedient, ist leider momentan nicht da, kommt doch aber bitte morgen
wieder." Am nächsten Tag waren wir, schon kurz vor acht, wieder
im gleichen Büro anzutreffen. Wiederum war die Frau nicht anwesend,
doch konnte anscheinend heute plötzlich ein fetter, dunkler Mann,
auch mit den Schreibmaschinentasten umgehen. Er setzte sich breitbeinig
hinter die Maschine und begann ...... zu warten. Auf meine unverschämte
Frage, warum er denn nicht mit dem Schreiben des Formulars beginne,
antwortete ein Anderer, "heute sei ein Feiertag und dass Ausfüllen
koste darum 200.- Peso extra." Dahin ging also der Töff. Ich
verlangte, höflich aber sehr bestimmt, umgehend den Kommandanten
zu sprechen. Natürlich war dieser gerade, zufälligerweise
vor einer Minute, ausser Haus gegangen. Also gut, kein unlösbares
Problem. "Samana ist nicht gross, geht ihn bitte holen. Ich werde
hier warten." Keine fünf Minuten später stand der Kommandant
vor mir und versuchte sich raus zu winden. Als er merkte, dass da aber
kein spendenfreudiger Ami, sondern ein sturer Bock aus der Schweiz vor
ihm stand, unterschrieb er persönlich das Formular und übergab
es mir freundlich lächelnd. Innerlich war ich leicht stolz, diesem
korrupten Büro getrotzt zuhaben. Ich zückte meine Brieftasche
und legte, zur Überraschung der Anwesenden, 200.-- Peso auf den
Tisch. Diese Episode war mir die knappen 10.-- Schweizerfranken, als
Trinkgeld oder auch als Weihnachtsgeschenk ans Büro, allemal wert
gewesen.
Im Nationalpark
angekommen, wurden wir vom dort stationierten Sergeant und seinem Begleiter,
höchst persönlich begrüsst.
Was eigentlich auch nicht sonderlich verwunderlich war, waren die beiden MOMO's doch wieder die einzigen
Segelboote vor Ort.
Einzig einige wenige Schnellboote, gefüllt mit Hoteltouristen,
kamen manchmal von Samana oder Sanchez herüber.
Der Aufenthalt dieser Boote dauerte aber nie länger als eine halbe
Stunde, dann kehrte wieder friedliche Ruhe ein. An diesem Küstenabschnitt
gab es verschiedene Höhlen, welche von den Ureinwohnern bewohnt
gewesen waren. Viele Wandzeichnungen von ihnen sind noch erhalten geblieben.
Mit den heute noch zu sehenden Motiven und Symbolen hatte ich aber meine
Mühe. Vielmehr erinnerten mich diese, als absoluten Indianerlaien,
an die Kinderzimmerwände von meinen beiden Söhnen Simon und
Dani.
Ausflug
zum Wasserfall "El Limon"
El Limon,
der bekannteste Wasserfall im Norden der Insel sei ein Muss, hiess es
von allen Seiten. Ich war aber, von den Westindischen Inseln her, leicht
skeptisch, was so karibische Wasserfälle hergeben. Bisher sah ich
immer nur kleine Rinnsale, welche den Namen Wasserfall eigentlich nicht
verdienten. Erwartungsvoll fuhren wir mit dem Guagua Richtung El Limon.
Ein Guagua war hier eine Art Sammeltaxi und die weitaus günstigste
Art, um irgendwo hin zu fahren. Auch ergaben sich, nicht nur wegen der
Enge in den immer übervollen Autos, jedes Mal sofort Kontakte mit
den Einheimischen. Manchmal hatten die Autos aber nur kleine Kabinen
und ein Teil der Leute musste hinten, auf der Ladeplattform, im Freien
sitzen. So auch dieses Mal. Pascal genoss es sichtlich, den Fahrtwind
um die Ohren pfeifen zu spüren, während Caroline sich eher
krampfhaft am Dachaufbau festhielt. Das letzte Stück bis zum Wasserfall,
legten wir auf dem Rücken von gemütlich laufenden Pferden
zurück. Dann endlich der Wasserfall. Dieser donnerte über
eine ca. 35 Meter hohe Felskante und das erst noch mit sehr viel Wasser,
hinunter. Unten gab es einen kleinen See, welcher zum Baden einlud.
Ich nehme also meine negativen Worte sofort zurück. In der Karibik
gibt es tatsächlich einen Wasserfall.
Santa
Barbara und sein pulsierender Markt
Santa Barbara
ist ein kleines Städtchen an der Nordseite der Bucht. Ohne sichtbare
Industrie und ohne die grossen Touristenhotels sieht es hier eher etwas
verschlafen aus. Touristen kommen hier eigentlich nur tageweise hin,
um sofort weiter auf die kleine Badeinsel Cayo Leventado raus zu fahren.
Dort soll angeblich der tropische Werbefilm für "Bacardi"
gedreht worden sein.
Für
mich das Schönste an Santa Barbara ist der Namen und der einfache
Markt. Dieser ist aber wirklich einmalig und sprudelt nur so voll Leben.
Da konnte ich stundenlang verweilen, um einfach nur dem Treiben zuzusehen.
Die Orangen wurden mit kleinen Lastwagen hergebracht und zum Teil gleich
ab der Brücke verkauft. Ein alter Mann kam mit seinem Esel und
versuchte einige Grapefruits an die Frau zu bringen. Da wurde ein halbes
Rind auf einem Holzbrett zersägt und hier waren die Fische, wenigstens
noch in einem Plastikbehälter, im Eis. Auf einem anderen Tisch
wiederum lagen geschlachtete Poulets bereit und darunter gackerte noch
der lebendige Nachschub. Da waren Berge von Papayas, Bananen, Ananas
und hier ein Haufen frisches Gemüse. Ein echt buntes Treiben, begleitet
mit lauter Merenguemusik. Merengue, das ist bekanntlich der Musikstil
der Dominikanischen Republik. Für mein Ohr war dieser aber doch
etwas eintönig und daher tönte praktisch alles immer gleich.
Mit unserer MOMO lagen wir ca. 200 Meter vom Ufer weg. Immer am späten
Nachmittag begannen die verschiedenen kleinen Bars und Imbissstuben
mit dem Aufdrehen ihrer Lautsprecher. Wir hatten den Eindruck, je weniger
Leute in der Bar, um so lauter wurde die Musik. Den Mix von mindestens
zehn Musikquellen, den wir zeitweise über uns ergehen lassen mussten,
war manchmal nahe dem Unerträglichen.
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