Januar 2005



Abschied von Santa Barbara de Samana, Doris und Andreas

Nachdem wir den Silvesterabend im Restaurant "Mato Grosso" dem angeblich besten des Ortes, zusammen mit Caroline und Pascal genossen hatten, begann das Neue Jahr, wie das alte geendet hatte. Es regnete extrem viel. Sogar die Einheimischen begannen, langsam, aber dann immer mehr, sich über das unmöglich nasse Wetter lauthals zu beschweren. Für uns gab es eigentlich praktisch keine Möglichkeit mehr, irgendwie trocken an Land und wieder zurück aufs Boot zu kommen. Unser Dingiweg wurde somit immer wieder zu einer Lotterie und meistens einer recht nassen Angelegenheit.

Auch hier:
Gott ist überall ....

Früchte und Gemüsestand in der Markthalle drinnen.
Die Metzgerei ist auf der Strasse ....

.... hier etwas für unser Lebensmittelinspektorat.

Inzwischen war, nachdem wir zusammen mit Caroline und Pascal noch verschiedenste Tagesausflüge in die nähere Umgebung unternommen hatten, der 6. Januar, ihr Abreisetag, auch schon da.
Nun kehrte auf der MOMO wieder der Alltag ein. Nachdem wir das Boot wiederum für eine längere Fahrt auf hoher See bereit gemacht hatten, kehrte bei uns ein wenig die Ernüchterung ein. Das Wetter spielte wirklich ein wenig verrückt und eine Kaltfront löste die andere ab. Die starken Winde wollten einfach nicht schwächer werden und der recht hohe Schwell (das ist die Dünung), stellte das noch grössere Problem für uns dar. Den Wind könnten wir, mit sehr klein gesetzten Segeln, eigentlich noch überlisten. Gegen den Schwell von über vier Metern Höhe, gab es aber einfach kein Gegenmittel. Über 14 Tage lang mussten wir noch, in der Bucht von Samana, auf das ersehnte, für uns günstige Wetterfenster warten.
Warten ist eigentlich nicht das richtige Wort, denn es verging kein Tag, oder genau genommen keine Stunde, wo jetzt nicht irgend etwas erledigt werden konnte, welches schon seit längerer Zeit anstand.

Hier kommt eine neue Ladung Bananen auf den Markt.

Der kleine Fischmarkt, inmitten des Abfalls .... .... welcher den Schweinen wiederum Nahrung gibt. Hier zeigt sich eindeutig, wer die Macht hat.

Auch hatten wir immer noch eine Einladung von den schweizerisch/dominikanischen Doppelbürgern Doris und Andreas offen. Sie sind seit acht Jahren in Santa Barbara zu Hause und führen hier ihr Samana-Computer-Center. Sie geben da Informatikkurse, verkaufen Computerzubehör, stellen uns Weltenbummlern das Internet zur Verfügung, schreiben Briefe für die einheimische Bevölkerung und die Behörden. Ja, auch Briefe für die offiziellen Stellen, wie das Gericht und die Polizeibehörde. Das Gericht hätte zwar schon einen Computer, doch der braucht halt auch Strom und der ist in Samana sehr rar. Dieser fiel so gegen elf Uhr mittags meistens aus und dann ging in der Stadt nicht mehr all zu viel. Dort wo sie keinen lärmigen Benzingenerator starten konnten, war dann nur noch einfache Handarbeit angesagt. In dieser Situation zeigte sich nun das Schweizerblut von Andreas. Er hat in seinem Geschäft eine grössere Batterieanlage, als Energiespeicher für die stromlose Zeit, installiert. Somit stören ihn diese Energieausfälle überhaupt nicht mehr und er kann so erst noch verschiedenste Büroaufträge für die öffentlichen Stellen ausführen.

Doris und Andreas mit ihren "wilden" Wächtern ....

vor ihrem
"Dschungelhaus" ....
.... mit dieser traumhaften Aussicht.

Doris und Andreas leben, ca. 50 Meter erhöht, direkt am Meer. Die Aussicht von ihrer grossen Terrasse ist traumhaft schön. Auf dem grossen Grundstück gedeiht eine vielfältige, exotische Vegetation. Als wir auch die Bekanntschaft mit ihren Haustieren machten, wurde es uns doch wiederum ein wenig wehmütig im Herzen. Da merkten wir wieder einmal mehr sehr stark, dass uns der direkte Kontakt zu Tieren etwas gar fehlt. Hunde, Katzen und sogar zwei pfiffige Eselchen kamen uns neugierig beschnuppern, doch wir müssen da in dieser Beziehung weiterhin absolut hart bleiben. Ein Tier bei uns an Bord darf einfach kein Thema werden.






Ein Wort zu unserer Homepagestatistik

Statistik 2004

Da wir ja nun in Samana für längere Zeit festlagen, konnte ich auch einmal die Besucherstatistik unserer Homepage etwas näher und in aller Ruhe betrachten. Zuerst konnte ich es echt kaum glauben. Über 21'000 Personen hatten letztes Jahr auf unsere Seiten zugegriffen. Dies ist wirklich ein echter Anstoss, mein persönliches Reisetagebuch weiterhin all unseren Freunden und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Manchmal, wenn aus der Schweiz wieder einmal so eine totale Funkstille, sprich keine bei uns ankommenden Mails, herrschte, kamen mir schon leichte Zweifel über den Sinn meiner Seite auf. Wer sich mit der Informatik ein wenig auskennt, weiss bestimmt auch, welcher Aufwand sich hinter der laufenden Aktualisierung, in den fernen Ländern, dieser Seite steckt. Das Finden von Internetcafés mit Notebookanschluss, zum Beispiel hier auf den Bahamas, ist da nur das kleinste Problem. Die Internetanschlusspreise variieren auch von Land zu Land sehr stark. Vom bisher billigsten Land, Venezuela mit nur 0.40 US $ in der Stunde, geht das hoch bis zu den Bahamas, dem bislang teuersten Internetland auf unserer Reise. Wie teuer da der Internetanschlusspreis sei, fragst du? Na ja, pro Minute 0.40 US $, dann macht das also genau 24.-- US $ pro Stunde. Ein nettes kleines Sümmchen kann da pro Aktualisierung schon zusammen kommen, wenn man noch berücksichtigt, wie langsam, dass dann zum Teil halt hier auch noch die Übertragungsgeschwindigkeiten sind.

Also, eigentlich wollte ich mit diesen Zeilen Euch ja nur eines sagen:

Vielen Dank an Alle die unsere Seite öffnen, Anteil an unserer Reise nehmen und ich hoffe sehr, dass ich das anscheinend vorhandene Fernweh ein wenig lindern kann!






Unsere ruhige Überfahrt nach Mayaguana, einer Insel auf den Bahamas

Unsere Ankerkette ist voll überwachsen ....

.... doch zum Glück gibt es noch die alten Zahnbürsten!

Am 21. Januar war es dann doch endlich soweit. Der Wetterbericht versprach weniger Wind und erst noch aus Nordosten, einer für uns nicht mehr ungünstigen Windrichtung. Auch der Schwell sollte auf etwa zwei Meter zurückgehen. Also verabschiedeten wir uns von der deutschen Momo, welche unbedingt auf Turks and Caicos noch einige Tauchgänge unternehmen wollte. Wir verabredeten miteinander, dass wir uns gegen Ende Februar im Norden der Bahamas erneut treffen wollen, um die Reise nach Norden wieder gemeinsam weiter zu führen.
Bei Tagesanbruch hiess es Anker auf und ab ging's. Zum Glück hatte ich am Tage vorher die Kette schon von Algen und den steinharten, kleinen Muscheln befreit. Das war eine schmutzige und schnittige Arbeit, bei welcher sogar alte Zahnbürsten zum Einsatz gelangten. Um den Innenteil der Kettenglieder zu säubern, hat sich diese unkonventionelle Reinigungsmethode, als die Schnellste erwiesen.
Als wir nach zwei Stunden Motorenfahrt endlich die schützende Bucht verliessen, waren wir gespannt auf die uns erwartende Dünung. Wir hatten uns innerlich schon auf die angesagten Zweimeterwellen eingestellt und fanden diese aber nicht. Im Gegenteil, das Meer wurde von Stunde zu Stunde immer flacher und der prognostizierte Wind blieb auch gänzlich aus. Also musste unsere eiserne Genua, sprich unser treuer Bootsmotor, weiterhin in vollem Einsatz bleiben. Es wurde Nacht, dann Tag und wieder Nacht und am nächsten Morgen fuhren wir auf die Riffeinfahrt in der Abrahams Bay, auf der kleinen Bahamainsel Mayaguana, zu. Vorgängig hatten wir noch den Auftrag von Pascal erledigt und seine Flaschenpost dem spiegelglatten Meer übergeben. Auch hatten wir unseren obligaten Fisch an der Angel gehabt und somit den Speiseplan kulinarisch erhöhen können.

Im Auftrag von Pascal übergibt Yvonne die Flaschenpost ....

.... den Weiten des Atlantiks.
Vielleicht kommt ja von irgendwo eine Antwort.
Die einzigen Wellen macht unsere MOMO.

Mindestens für zwei Mahlzeiten sollte dieser Streifenthunfisch reichen.

Jetzt sind wir in den Hoheitsgewässern Bahamas angekommen.












Unsere erste Riffpassage

Nun standen wir also vor unserer ersten Riffpassage. "Achtung, die Einfahrt nach Mayaguana ist sehr schwierig. Da nur bei absolut ruhiger See rein fahren. Achtet sehr gut auf die kleine Untiefe, Mitten in der Durchfahrt." So und noch viel mehr lauteten all die gut gemeinten Hinweise und Tipps der alten Bahamassegler.

Unsere elektronische Seekarte vor ....

.... und nach unseren Riffdurchfahrten.

Yvonne, nach aussen hin total cool wirkend, stand ganz vorne auf dem Bugkorb im Ausguck. Ich, innerlich schon etwas weniger cool, hatte das Steuerrad jetzt bedeutend fester, als gewohnt, in der Hand. Ein Auge auf dem Bildschirm mit den elektronischen Seekarten, das andere gerade voraus im Wasser und das dritte war immer auf den Tiefenmesser gerichtet. Zum Teil nur noch 30 Zentimeter Wasser unter dem Kiel waren halt schon verdammt wenig und konnten beim Steuermann den einen oder andern Schweisstropfen hervordrücken. Ein Ohr fing die Kommandos von Yvonne, "sofort etwas mehr backbord! Achtung hier hat es mehr Strömung!" ein, das andere Ohr hörte nur ein Rauschen. Das war aber nicht das Rauschen des Meeres, sondern mein eigenes Blut, welches anscheinend etwas in Wallung geraten war. Nach zehn langen und angespannten Minuten des Fahrens, hatten auch wir unsere erste Riffpassage geschafft. Wir waren endlich in der geschützten Lagune drinnen.
Wer jetzt sagt, dass sowas wie mit drei Augen usw. so nicht stimmen könne, dem kann ich nur entgegenhalten, dass er halt noch nie seine "erste Riffpassage" live miterlebt hat.

Zu den heutigen elektronischen Seearten möchte ich den Seglern unter Euch, doch noch etwas mitteilen. Unsere Erfahrungen mit den Explorer/MapTech-Seekarten, hier auf den Bahamas, sind bislang absolut positiv. Sie stimmen wirklich praktisch punktgenau und wir sind sehr froh, ein solches phantastisches System, natürlich nur parallel zu unseren altbewährten Papierseekarten, an Bord benützen zu können. Wie muss mich Christoph Kolumbus um diese heutige Navigationshilfe beneiden.






Abrahams Bay auf der Insel Mayaguana

Die einsame Anlegestelle in der Abrahams Bay.

Ein Strand bei schlechtem Wetter. Eine verlassene Strandbank.
Das Zoll- und Immigrationsgebäude.

Die Polizeistation.

Das Spital.
Die Schule. Die Hauptstrasse. Das Basketballspielfeld.
Yvonne findet wilde Baumwolle. Die Altstadt von
Abrahams Bay.
Muscheln werden auch als Baumaterial verwendet.

Wir lagen hier absolut ruhig und gut geschützt vor Anker. Das Einklarieren ging wiederum problemlos über die Bühne und der erste Rundgang, durch die nähere Umgebung, war auch schon gemacht. An Stelle der vergitterten Fenster und Türen, wie es in Südamerika und auf der Dom. Republik üblich war, sahen wir hier "verbretterte" Häuser. Das heisst, bei einigen Fenstern wird der Hurrikanschutz erst gar nicht mehr weggenommen. Das sieht nicht unbedingt sehr schön aus, spart aber doch viel Arbeit, denn der nächste Hurrikan wird schon bald wieder über diese Inselgruppe hinweg ziehen.
Nachdem bei unserer Ankunft noch vier kleine amerikanische Yachten hier vor Anker lagen, verliessen auch diese am nächsten Tag die Bucht. Unsere MOMO lag nun ganz alleine auf weiter Flur. Hier auf den Bahamas stellt das, im Gegensatz etwa zu Venezuela, aber absolut keine Gefahr dar.
Am glasklaren, türkisfarbigen Wasser, konnten wir uns beinahe nicht satt sehen. Ich dachte früher immer, dass die Postkarten, mit einer solchen Wasserfarbe bestimmt gefälscht sein müssten. Hier werde ich nun eines Anderen belehrt.
Nach zwei Tagen absoluter Einsamkeit kam ein grosser Katamaran in die Bucht rein. Trotz des riesigen freien Platzes, ankerte er in unserer nächsten Umgebung. Meine kleine Verstimmung darüber verbesserte sich aber schlagartig, als er kurz nach seinem Ankermanöver zu uns an Bord kam und uns spontan zu einem Fischnachtessen auf dem Kat einlud. Mit einer Schüssel Salat und einer Flasche kühlen Roséweines folgten wir gerne dieser Einladung. Als sich dann noch herausstellte, dass Walt jeden Sommer in Alaska oben, beim beruflichen Lachsfischen auf seinem grossen Fischerboot, verbringt und in der unmittelbaren Nähe von Seattle lebt, war unsere Neugierde nicht mehr zu bremsen. Durch Zufälle erfährt man ja meistens die besten Ankerplätze und bekommt die wertvollsten Tipps. So war es auch diesmal. Der Abend wurde für uns in jeder Beziehung ein voller Erfolg. Nicht nur wegen den interessanten neuen Informationen über Alaska und der Westküste von Kanada, sondern auch wegen den beiden ausgezeichnet zubereiteten Fischen. Zur Vorspeise ein Sushi aus einem Gelbflossenthun und dann eine exzellent gekochte Golddorade, rundeten den Abend kulinarisch ab. Der Einladung von Lee und Walt, zu einem Besuch bei ihnen an der USA-Westküste, werden wir zu gegebener Zeit bestimmt sehr gerne nachkommen.

Ein Abfallhaufen auf Abrahams Bay.

Ketten, Schuhe, Flaschen, Muscheln .... Das ganze Jahr über, für uns ungewohnt ....

.... verbarrikadierte
Fenster ....

.... und dies wegen der
Hurrikangefahr ....

.
.... jeden Sommer/Herbst.

Einer von vielen sichtbaren Hurrikanschäden.

Ein Muschel- und Hummerberg. Unser traumhafter Ausblick .... .... und eine brennende Abendsonne.



















Port Nelson auf der Insel Rum Cay

Die Ortstafel.

Strand, so weit das Auge reicht. Ein verlassene Rastplatz.
"Ich bin ein Moviestar, mach bitte ein Foto von mir." Altes Auto. Flugzeug oder Boot?
Die "vergessene" Gartenerde auf einer Baustelle. Farbige Ferienhäuser. Nochmals ein wenig Strand.

Diese Insel ist viel kleiner als Mayaguana, aber doch schon ein wenig touristischer. Hier gibt es bereits eine ganz kleine Marina und zwei Miniaturgeschäfte (3 auf 3 Meter gross), welche nur einmal pro Woche frische Ware bekommen. Das ist immer am Donnerstag, dann nämlich, wenn das Postschiff in Port Nelson kurz anlegt. Neben den wenigen Häusern der Einheimischen, stehen auch noch fünf farbige Ferienhäuser, welche man mieten könnte. Einige weitere Häuser waren noch im Bau, welcher aber wie eingestellt aussah. Jedenfalls war dort nie jemand an der Arbeit zu sehen. So halbfertige und verlassene Baustellen sehen, auf der ganzen Welt, nicht gerade sehr einladend aus. Sehr einladend waren aber auch hier wiederum die traumhaften Sandstrände und das glasklare Wasser. Eine weitere Insel, so richtig zum Erholen. Dies setzt natürlich voraus, dass man sich selber beschäftigen kann und dazu keinen zusätzlichen Animateur braucht.
Da wir bereits Mitte Februar in George Town oben Ursi, eine Freundin von Yvonne, erwarteten, mussten wir leider diese Insel schon nach nur ein paar Tagen wieder verlassen. Da zeigt sich, um diese Jahreszeit, ein wenig das Problem der Bahamas. Im Norden oben zieht ein Sturmtief nach dem andern von den USA Richtung Europa. Das heisst dann leider für uns hier unten, der Wind dreht von Ost auf Süd, dann über West nach Nord. Also können wir bei angesagtem starkem Westwind nicht nach Westen segeln, oder in einer, nach Westen hin offenen Ankerbucht, liegen bleiben. Das Gleiche gilt natürlich auch für die anderen Windrichtungen. Ankerplätze, welche nach allen Seiten gut geschützt wären, sind hier echt rar. Somit muss man immer auf der Hut sein und jede gute Gelegenheit ausnützen, um weiter zu kommen.

Noch eine kleine Episode aus Rum Cay möchte ich Euch erzählen. Als wir am ersten Tag an Land gingen, machte ich ein Foto von der Empfangstafel. Plötzlich stand ein älterer, leider nicht mehr ganz nüchterner, Mann neben uns. Er stellte sich als "the Moviestar" von Port Nelson vor und bat uns, ein Foto von ihm zu machen. Er posierte sich gekonnt vor einer Palme und natürlich schossen wir das gewünschte Foto. Bei unserer Landankunft am nächsten Tag, erwartete er uns bereits am Strand. Als er sein Konterfei auf unserem Computerausdruck überreicht erhielt, strahlte er wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum. So wenig braucht es doch manchmal, um einen Menschen glücklich zu machen.