März
2007
Der
Beginn unserer Rückreise Obschon
Houston, mit seinen zwei Millionen Einwohnern, zu den unsichereren Städten
der USA zählt, hatten wir nie auch nur das kleinste Problem. Die Kriminalitätsrate
ist hier doppelt so hoch wie der US-Durchschnitt. 2005 ereigneten sich in Houston
272 Morde, 908 Vergewaltigungen, 10'182 Raubüberfälle, 27'110 Einbruchdiebstähle,
74'752 Diebstähle und 21'563 Autodiebstähle. Dies nur, als ein kleiner
Überblick. Mit
der Rückkehr von Yvonne war die MOMObil-Crew
wieder komplett. Somit hielt uns hier nichts mehr und wir starteten unser temporäres
Haus. Einzig dem NASA Johnson Space Center in Houston, wollte ich noch meine Aufwartung
machen. Also fuhren wir zuerst zu einem kleinen Campingplatz im Süden
der Millionenstadt, damit ich von dort mit meinem Fahrrad einfacher zum Center
fahren konnte. Über das Space Center möchte ich nicht viele Worte verlieren,
ausser, dass es eine grosse Enttäuschung war. Dem europäischen Weltraumcenter
in Franz. Guyana, oder dem Space Center in Washington, kann diese Ausstellung
nicht das Wasser reichen. Etwas
Positives hatte mein Weltallbesuch trotzdem. Als ich nämlich am Abend, leicht
frustriert von dort zurückkam, teilte mir Yvonne mit, dass Renate und Hans
Müller sich per Mail gemeldet hätten. Sie seien gerade in der Gegend
von Houston und fragten, wo wir uns befinden würden. Am nächsten
Morgen trafen Sie auf "unserem" Campinglatz ein und wir änderten
natürlich sofort unsere Reisepläne. Zusammen unternahmen wir die
verschiedensten Ausflüge, unter anderem zum San Jacinto Monument und zum
alten "Battleship BB-35 Texas". Dieses historische Kriegsschiff wurde
1912 zu Wasser gelassen und war, unter anderem auch 1944, bei der Invasion der
Alliierten, im Einsatz gewesen. Die interessanten Gespräche mit den Beiden,
natürlich immer mit einem Glas guten Wein verbunden, genossen wir sehr. So
rüstig, aufgestellt und unternehmungslustig wie die beiden heute noch sind,
so wünsche ich mir alt zu werden!
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Ein
Spielplatz für Frauen?
| Die
kleinen Kettenglieder. | Die
Geschütze sind auf das San Jacinto Monument gerichtet.
| Space
Center in Houston. | Der
Frühling kommt |
Hot
Springs National Park
Wie
der Name schon sagt, sprudelt hier heisses Wasser aus der Erde hoch. Schon die
Indianer nutzten diese mineralhaltigen Quellen für Ihre Gesundheit. Daher
ist es eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass vor über einhundert Jahren,
die weissen Einwanderer das grosse Geschäft mit eben diesen rheumaheilenden
Wassern zu machen versuchten. 1921,
zum Zeitpunkt als diese Region zum Nationalpark erklärt wurde, war sie längst
als Kurort weltbekannt.
Hot Springs ist der kleinste aller US-Nationalparks
und hat noch ein weiteres Kuriosum. Alle anderen Nationalparks sind Tausende
von Hektaren gross, liegen meistens wohlbehütet, fernab der Städte und
werden vor kommerzieller Ausbeutung geschützt.
Nicht so bei diesem
Nationalpark. Da wird das Geschäft mit dem heilenden Wasser gemacht und der
Nationalpark liegt Mitten in der Stadt. Das Visitor Center ist zugleich ein
interessantes Museum und in einem naturgetreu renovierten Badehaus, sprich riesigen
alten Badehotel, untergebracht. Zum
Kurbaden hatten wir keine grosse Lust, doch benutzten wir das grosszügig
angelegte Netz von Wanderwegen.
Yvonne kam so also wieder einmal in den
Genuss des unbeschwerten, stundenlangen Wanderns und ich trottete (wie es sich
für einen braven Ehemann gehört) nebenher. Sorry, das war jetzt einfach
nur ein dummer Spruch, denn ich hatte natürlich auch meinen Plausch dabei.
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Wasserwerfermixer. | Massagedusche. | Erholungsraum.
| Urzeitliche
Kraftmaschine. | Alte
Turnhalle. |
Nashville,
das Zentrum der Countrymusic
Schon
als kleiner Junge, lange bevor die Countrywelle nach Europa herüberschwappte,
war ich ein begeisterter Fan dieser Musik und des "Wilden Westens".
| | |
Die
Ankunft im Regen ... | ...
minderte nicht die gute Laune.
| Skyline
von Nashville. | | | |
Broadway. | Ryman
Auditorium. | Lautsprecher
in der Stadt.
| | | | Country
überall. | Broadway. | Hier
spielen die Nashville Predators ihre NHL-Spiele.
| Einige
ruhmreiche Orte der alten Cowboys, der dazugehörenden Banditen und der leider
praktisch "ausgerotteten" Indianer, konnte ich auf unserer bisherigen
Camperreise schon besuchen. Nun war also noch das Mekka der Countrymusic an
der Reihe. Somit war der Besuch dieser Countrymusic-Kultstadt eigentlich mehr
als logisch. Nachdem wir Arkansas durchquert hatten, trafen wir im Staate Tennessee
ein. Den ersten Halt machten wir in Memphis, dem Geburtsort von Elvis, des ungekrönten
Kings of Rock'n'roll. Als wir jedoch den Rummel, welcher heute noch immer um ihn
gemacht wird, sahen, verliessen wir diesen Ort postwendend wieder. Kitsch hoch
vier, konnten wir, kopfschüttelnd, dazu nur noch sagen
. Tags
darauf empfing uns Nashville, die "Music City USA", mehr feucht als
fröhlich. Bei unserer Ankunft schüttete es echt wie aus Kübeln,
doch so eine Kleinigkeit hält einen Cowboy und erst recht nicht die MOMO-Crew,
von einem Besuch ab. Am
nächsten Morgen erkundeten wir zuerst die Innenstadt, in welcher uns die
Countrymusic auf Schritt und Tritt verfolgte. An jeder grösseren Strassenkreuzung,
aus praktisch allen Geschäften, Bars und Restaurants, erklang Musik. Die
Stadt hat an einigen neuralgischen Punkten sogar richtige Lautsprecherkasten aufgestellt,
welche uns Fussgänger leise berieselten. Hier
in Nashville residieren zahlreiche Musikverlage und Plattenfirmen mit ihren Studios.
Legendär ist beispielsweise das Studio B von RCA, in dem schon zahlreiche
Hits aufgenommen wurden. Die Country-Music-Association CMA hat hier ihren Hauptsitz
und die alljährliche Verleihung der CMA Awards zählt zu den bedeutendsten
Veranstaltungen von ganz Tennessee.
Grand
Ole Opry House
Aus
Nashville wird seit 1925 die Live-Show "Grand Ole Opry" gesendet. Dies
ist das älteste noch existierende amerikanische Radiomusikprogramm, welches
inzwischen natürlich zusätzlich auch noch im Fernsehen übertragen
wird. Bis 1974 wurden alle Konzerte aus dem legendären "Ryman Auditorium",
danach aus dem etwas ausserhalb der Innenstadt, am Cumberland River gelegenen
Entertainment-Komplex "Opryland", gesendet. Willie
Nelson, einer meiner grossen Countrymusiclieblinge, gab, zufälligerweise,
gerade zum Zeitpunkt unseres Nashvilleaufenthaltes, hier sein grosses Konzert.
Ich setzte alles in Bewegung, investierte zahlreiche Stunden, um doch noch irgendwie
an eine Eintrittskarte zu seinem Auftritt zu gelangen. Trotz der Mithilfe von
verschiedensten einheimischen Personen, hatte ich leider keinen Erfolg, denn dieser
Anlass war selbstverständlich seit Wochen schon ausverkauft. Somit
reservierten wir für uns halt nur einen guten Sitzplatz, bei einem "normalen"
Konzert, in der Grand Ole Opry. Was hier als normale, allwöchentlich mehrmals
stattfinde Vorstellung zur Kenntnis genommen wird, bedeutete für uns einen
echten Musikgenuss. Das vorgetragene Spektakel übertraf unsere Vorstellungen
bei weitem und der Mix zwischen alten und toppaktuellen Stars, sowie denen von
Morgen, war perfekt abgestimmt.
Country
Music Hall of Fame
Nach
dem abendlichen Musikgenuss, waren wir am nächsten Morgen schon wieder in
der Innenstadt unterwegs. Erneut stand ein besonderer Leckerbissen auf unserem
Tagesprogramm und der Besuch der Country Music Hall of Fame, finde ich, ist einfach
eine angenehme Pflicht. Die
Country Music Hall of Fame wurde 1961 von der US-amerikanischen Country-Music-Association
CMA gegründet, um die kulturellen Errungenschaften der Countrymusic zu bewahren.
Die damals zunächst nur virtuell vorhandene Country Music Hall of Fame
zog erst 1967 in ein eigenes Museum, im Stadtzentrum von Nashville, ein. 2001
wurde nun ein grosser und moderner Neubau bezogen. Das Museum enthält
Artefakte und Memorablen der Countrymusic und macht sie durch spezielle Ausstellungen
der Öffentlichkeit zugänglich. Zahlreiche Stars vermachten ihr ihre
persönlichen Erinnerungstücke. Neben der dokumentarischen und publizistischen
Aufgabe ehrt die Country Music Hall of Fame verdiente Persönlichkeiten der
Countrymusic. Es gilt selbstverständlich als höchste Auszeichnung,
in diese Institution aufgenommen zu werden. Neben vielen kuriosen und auch
sehr privaten Gegenständen, gab es unzählige, musikalisch und dokumentarisch
wertvolle und in ihrer Art einmalige Filme zu sehen. Trotz des strahlend blauen
Himmels, verbrachten wir den ganzen Tag in der Hall of Fame und vergnügten
uns köstlich.
Great-Smoky-Mountains-Nationalpark
Nach
den interessanten, aber halt doch recht anstrengenden Nashvilletagen, ging es
nun wieder zurück in die Natur. Der Great-Smoky-Mountains-Nationalpark liegt
in den Appalachen, auf dem Gebiet der beiden US-Bundesstaaten North Carolina und
Tennessee.
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Romantische
Brücken. | Friedliches
Rotwild. | Alte
Baptisten Kirche.
| | | |
Die
einfache Ausstattung der Kirche. | Sinnvoller
Text auf einer Verbotstafel. | Ein
gut erhaltenes Siedlerhaus.
| Der
Wald, der den Park bedeckt, gehört zu den ältesten Wäldern der
Erde und ist das grösste Urwaldgebiet im Osten der USA. Die Gletscher, die
sich während den Eiszeiten in Nordamerika ausdehnten, reichten in ihrer maximalen
Ausdehnung gerade bis an die Grenzen des Parks. Es
hiess, dass dieser Park der meistbesuchte Nationalpark in den USA sei. Jährlich
sollen hier gegen 10 Millionen Besucher aufkreuzen, was also in etwa anderthalb
mal die gesamte Einwohnerzahl der Schweiz wäre. Und tatsächlich,
obschon es noch sehr früh in der Saison war, tummelten sich schon ungewöhnlich
viele Leute auf der Haupteingangsstrasse herum. Die verschiedenen Campingplätze
waren auch schon recht gut besetzt und wir hatten schon so unsere Befürchtungen.
Doch weit gefehlt. Abseits der Hauptstrasse, es gibt hier immerhin noch ca. 1'400
Kilometer Wanderwege, waren wir wiederum ganz alleine. Der Amerikaner ist und
bleibt ein "Herdentier". Wandernde US-Bürger sind, zum Glück
für uns, die grosse Ausnahme. Auf den verschiedenen Hiking- und Biking-Touren
konnten wir die Ruhe und die Eigenarten dieses alten Waldes so richtig geniessen.
Einzig vom angeblich reichhaltigen Wildbestand sahen wir, ausgenommen dem Rotwild,
recht wenig. Übrigens, ihren Namen haben die Smoky Mountains durch das
sehr häufige Auftreten von Nebel in diesem Gebiet erhalten. Wir hätten
sie aber eher Sunny Mountains taufen können, so strahlend war bei unserem
Aufenthalt das Wetter.
Heimkehr
zu unserer MOMO
Dienstag,
27. März 2007, um ca. 17:30 Uhr bogen wir mit unserem MOMObil
auf das Gelände der Generation III Marina in Cambridge ein. Unsere grosse
Amerikacamperreise war zu Ende. Nach ca. 15'000 Meilen (24'000 km) waren wir
froh, unsere MOMO wohlbehalten wieder vor
uns stehen zu sehen. Doch jetzt habe ich einiges ausgeklammert und daher nochmals
alles der Reihe nach. Nachdem
wir die Smoky Mountains endgültig aus dem Rückspiegel verloren hatten,
begannen wir uns ernsthaft mit dem Wiederverkauf unseres MOMObils
zu beschäftigen. Sobald wir den State Virginia erreicht hatten, stoppten
wir bei verschiedenen RV-Händlern, um uns ein Bild über einen realistischen
Verkaufspreis machen zu können. Zuerst waren wir sehr erstaunt, wollten doch
alle angefragten Dealer unser MOMObil angeblich
innerhalb der nächsten zwei Wochen verkauft haben, insofern wir es ihnen
überlassen würden. Ob so viel positiven Verkaufsaussichten waren
wir zuerst selbstverständlich etwas misstrauisch. Da Cambridge, wo unsere
MOMO lag, für den Camperverkauf absolut
ungeeignet war, wollten wir unbedingt einen Dealer in Virginia finden, was uns
auch gelang. Die Firma Virginia RV Sales schien uns der geeignete Partner, um
unser MOMObil für einen angemessenen
Preis und innert kurzer Zeit, verkaufen zu können. Am Dienstag machten
wir mündlich den Vertrag, dass wir am Freitag das MOMObil
zum Verkauf übergeben werden. Somit hiess es nun also für uns, rasch
nach Cambridge hoch, alles vom Camper in die MOMO
verstauen, das MOMObil putzen und sofort
wieder zurück nach Virginia fahren. Die Wegstrecke betrug immerhin ca. 400
km (ein Weg), was aber in den USA, als nur etwas weiter, als vor die Haustüre
gilt.
So sassen wir dann am Freitagnachmittag im Büro des RV-Händlers
und fertigten zusammen den Verkaufsvertrag aus. Schon nach ca. 5 Minuten kam ein
Angestellter und verlangte nach unseren Camperschlüsseln. Nichts ahnend verhandelten
wir weiter, bis nach weiteren 5 Minuten der Mann ins Büro zurück kam
und erklärte: "Der Cämper ist verkauft, ich muss ihn nur noch den
betreffenden Personen zeigen". Ja
ja ... welch bla bla, war mein erster Gedanke. Nach weiteren 15 Minuten verliessen
wir das Büro, um unsere letzte Tasche aus dem MOMObil
zu holen, denn der Chef wollte uns anschliessend persönlich zu einem Autoverleih
bringen, damit wir mit einem Mietauto zurück nach Cambridge fahren konnten. Nun
staunte ich echt und bekam grosse Augen. Da stand doch tatsächlich schon
ein Ehepaar im Camper und ein zweites wartete draussen. Nur Minuten nach der Verkaufsvertragsunterzeichnung
sollte unser MOMObil schon einen neuen Besitzer
bekommen. Der Verkäufer konnte sogar noch aussuchen, an wen er es verkaufen
wollte. Einfach irre, doch wir waren mehr als froh, dass der Wiederverkauf so
schnell und reibungslos vonstatten ging. Hier
zahlte es sich nun aus und das möchte ich allen nur empfehlen, welche auch
einen zeitlich begrenzten US-Camperkauf ins Auge fassen, dass unser MOMObil
nur wenige Meilen (35'000) und in einem tadellosen Zustand war. Tadellos heisst,
dass es nach "Schweizernorm" geputzt (diesen Part übernahm Yvonne)
und bestens unterhalten war. Wir hatten beim Kauf des Campers mehr investiert
und jetzt auch einen dementsprechend guten Wiederverkaufspreis erhalten. Camper
mit hoher Meilenzahl sind hier praktisch nicht mehr zu verkaufen. Davon stehen
in den USA hunderttausende herum und bleiben somit an den Besitzern hängen.
ENDE
GUT ... ALLES GUT ! Unsere
Entscheidung zu diesem super USA-Inlandtripp haben wir aus einer gesundheitlichen
Notlage heraus gemacht. Ohne die Krankheit von Yvonne, hätten wir uns niemals
zu so einem zusätzlichen Abenteuer entscheiden können.
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Ein
nicht ganz seemännisches Outfit eines Blauwasserseglers.
| Yvonne
hat die Krankheit hinter und die Weite des Meeres vor sich. | "Das
geht doch nicht
wie sollten wir denn
ja, aber
" und
so weiter wären unsere Argumentationen gewesen. Es gibt in (beinahe) jeder
Situation einen Weg, man muss ihn nur suchen und dann auch finden.
Vor
der Entscheidung waren am Boden zerstört gewesen, nach der Entscheidung hatten
wir wieder ein Ziel, welches wir verfolgen und in die Tat umsetzen konnten. Yvonne
konnte sich in diesem Camperjahr körperlich und seelisch wieder gut erholen
und jetzt gehen wir voller Freude zurück auf unsere MOMO.
Wir werden nun die unterbrochene Blauwasserreise fortsetzen und hoffen, dass uns
unsere Gesundheit in Zukunft nicht im Stich lässt.
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