Mai
2005
Hilton
Head / Süd Carolina
Unsere
nächste Station, auf dem Weg nach Norden, war die Insel Hilton
Head. Dort wollten wir Karin und Klaus von der SY "Lucky Touch",
mit welchen unsere Freunde Barbara und Wolfgang auf den Bahamas Freundschaft
geschlossen hatten, besuchen.
Hilton Head ist eine vollständig und sehr modern erschlossene Insel,
mit vielen verschiedenen "Plantagen". Hier wird heute allerdings
nichts mehr angebaut. Die diversen "Plantagen" sind in sich
geschlossene Überbauungen, mit schönen und zum Teil sogar
prunkvollen Villen.
Wir ankerten direkt vor dem Hafen. Da wir private Gäste von Karin
und Klaus waren, konnten wir immer ohne Probleme das streng kontrollierte
Eingangstor passieren.
Kurz vor unserem Eintreffen, war Klaus leider gerade auf Heimaturlaub
nach Deutschland geflogen. Somit ruhte die ganze Last der Gastfreundschaft
alleine auf den Schultern von Karin. Sie chauffierte uns mehrfach zu
den diversen Supermärkten und lud uns auch zu einem echten amerikanischen
Truthahnessen ein. Sie organisierte und meisterte das Ganze perfekt
und dafür möchten wir uns nochmals ganz herzlich bedanken.
Mit Franky, ihrem Sohn, konnten Wolfgang und ich zum "Austernsammeln"
gehen. Nach einer kurzen Fahrt, mit einem schnellen Motorboot, fanden
wir in einem Nebencreek eine riesige Austernbank. Da konnte man dann
echt von "Austernpflücken" sprechen. Milliarden, dieser
fürs Auge eigentlich unschönen Muscheln, lagen uns zu Füssen.
Ich fühlte mich echt wie im Schlaraffenland. Zehn Muscheln in den
Eimer und eine direkt in den Mund. Es erinnerte mich stark an unseren
alten Hühnerhof, wo wir die frischen Eier, zum Teil direkt nach
dem Legen und noch hühnerwarm, anschliessend in der Pfanne brutzeln
konnten.
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Ankunft
auf der Austernbank. |
Milliarden
von Austern. |
Mit
Hammer und Eimer geht's ans "Pflücken". |
Austernmesser,
Handschuh und Auster. |
Franky
bringt mir die richtige Technik bei. |
Charleston
/ Süd Carolina
Charleston
wurde 1670 am Albemarle Point, am Westufer des Flusses Ashley, gegründet
und zu Ehren von Karl II. "Charles Town" genannt. 1783, als
ihr das Stadtrecht verliehen wurde, änderte man den Namen in Charleston.
Am 12. April 1861 begann in Charleston mit dem Beschuss von Fort Sumter
der Amerikanische Bürgerkrieg. Mit der Errichtung einer Marinewerft
im 1. Weltkrieg und anderer Militäreinrichtungen im 2. Weltkrieg
kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Einwohnerzahl beträgt
heute etwa 100'000.
Das wäre kurz etwas zu der Geschichte, denn heute ist Charleston
eine Hafenstadt in South Carolina, mit großer Bedeutung für
den Küsten- und Überseehandel. Von der Industrie werden z.
B. chemische und petrochemische Erzeugnisse hergestellt. Im Norden der
Stadt liegen eine große Schiffswerft der US-Kriegsmarine und eine
US-Luftwaffenbasis. In der Stadt befinden sich u. a. das College of
Charleston (1770) und die Militärakademie von South Carolina (1842).
Wir selber
waren kurz vor Charleston, im ruhigen Stono River, vor Anker gegangen.
Mit unseren Fahrrädern konnten wir von da aus sehr schnell das
Stadtzentrum, oder die umliegenden Naherholungsgebiete mit ihren schönen
Countyparks, erreichen.
Uns hat es in Charleston sehr gut gefallen, denn die zahlreichen, stilvoll
und gepflegt restaurierten Häuser aus dem 18. Jahrhundert, prägen
das heutige Stadtbild.
Wilmington
/ Feuerwehr und Bernina
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Das
Militärtransportschiff
Cape Lobos
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Warten
auf die Schiffsbesichtigung. |
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Der
grosse Frachtraum. |
Der
Ersatzpropeller. |
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Gemütliche
"Kuchenrunde" bei Dorothea und Richard. |
Ein
echtes Bijou von einem Feuerwehrauto. |
Unser nächster,
längerer Aufenthalt war für Wilmington eingeplant. Per Mail
hatten wir Kontakt mit dem dort ansässigen TO-Stützpunktleiter
aufgenommen und ihm unsere Ankunft angekündigt. Er freute sich
über unseren Besuch, waren wir doch die ersten TO-Boote, welche,
seit über zwei Jahren, bei ihm Halt machten. Dementsprechend wurden
wir von Richard und Dorothea auch verwöhnt. Sie stellten sich und
ihre Autos zur Verfügung und halfen uns, die grossen Distanzen
beim Erledigen der verschiedensten Einkäufe zurückzulegen.
Zum krönenden Abschluss zauberte Dorothea noch einen Kuchen und
zwar einen vom allerfeinsten, aus ihrer Küche.
Übers Wochenende kam die "Cape Lobos", ein Versorgungsschiff
der US-Navy, nach Wilmington. Sie konnte, anlässlich des Maritim
Festivals, natürlich nur unter Führung, besucht werden. Viel
gab es dann leider nicht zu sehen. Spartanisch eingerichtete Kapitän-
und Mannschaftszimmer, ein leerer Laderaum, die schon etwas altertümliche
Kommandobrücke und dann war es das auch schon.
Bei einer meiner Fahrraderkundigungstouren stiess ich auf das Feuerwehrgebäude.
Davor stand der Stolz der hiesigen Feuerwehr. Ein auf hochglanz herausgeputztes
Feuerwehrauto. Ich war davon total begeistert und musste dieses Objekt
demzufolge natürlich sofort mit meiner Fotokamera verewigen. Ich
war noch am Fotografieren, als plötzlich ein Feuerwehrmann neben
mir stand. Er freute sich über mein ehrliches Kompliment über
den Zustand des gepflegten Wagens und ein Wort ergab dann das andere.
Zuletzt stellte sich heraus, dass er in seinem zweiten Beruf Nähmaschinenmechaniker
sei. Er arbeite noch für die örtliche Vertretung der schweizerischen
Bernina Nähmaschinen. Ich erzählte ihm, dass Yvonne eine Berninamaschine
an Bord hätte, diese aber seit ca. einem Jahr nur noch unbefriedigend
arbeite. "Kein Problem, ich bin der geeignete Spezialist für
Bernina-Probleme. Bring die Maschine ins Geschäft." Nun hatte
aber ich ein Problem. Wie sollte ich mit dem Fahrrad die Nähmaschine
zu seinem Arbeitgeber bringen? Doch auch das stellte für den Amerikaner
keine unlösbare Aufgabe dar. Am nächsten Morgen sei seine
Schicht zu Ende und er werde, um acht Uhr am Ufer bei unserem Ankerplatz
sein
sofern natürlich nicht gerade irgendwo ein Brand zu
bekämpfen sei.
Alles klappte perfekt und um zwölf Uhr wurde uns die reparierte
Nähmaschine wieder zurückgebracht. Der nähmaschinenreparierende
Feuermann kam diesmal sogar in Begleitung seiner Chefin. Sie wollte
unbedingt sehen, wer denn da eine Bernina Nähmaschine um die Welt
mitführt.
Beaufort
/ Nord Carolina
Ein weiteres
kleines Städtchen, auf unserem Weg nach Norden, war uns einen kurzen
Aufenthalt wert. Beaufort hatte ausser einigen, sehr schön renovierten
Häusern und dem hoch interessanten Nord Carolina Maritim Museum
nichts Aussergewöhnliches zu bieten. Das Museum alleine war aber
doch schon etwas Spezielles. Nicht dass der Eintritt auch hier wiederum
nichts kostete, sondern einfach wie das Museum aufgebaut war. Das Ganze
war, wie hier in den USA üblich, von vielen Ehrenamtlichen getragen
und unterhalten. Das hiess nun aber nicht, dass die Ausstellung laienhaft
gemacht gewesen wäre. Ganz im Gegenteil! Was die Leute da alles
fein säuberlich präsentiert und akribisch genau erklärt
hatten, war schon beeindruckend. Wir konnten auch den Bootsbauern über
die Schulter gucken und zusehen, wie da heute noch Holzboote, nach alten
Plänen gebaut werden.
ICW - weitere Eindrücke
Die zum
Teil recht starken Strömungen von Ebbe und Flut halfen oder behinderten
uns manchmal. Sie liefen meist mit 1 bis 2 Knoten, in Ausnahmefällen
auch mit 2 bis 3 Knoten. Der Tidenhub betrug immer zwischen einem halben
und zwei Meter. Der gesamte ICW ist sehr unterschiedlich tidenabhängig.
Das ist ein Phänomen und daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen.
Da die Wasserläufe (Creeks) hinter den Küstenstränden
stets mehrere Auslässe zur See haben, passierte es immer wieder,
dass einem, die vorher so hilfreich schiebende Flut, auf halber Strecke
plötzlich entgegen kam, weil das Wasser durch eine vorausliegende
Meeresöffnung hereingedrückt wurde. Trotz genauer Studien
des aktuellen Tiden- und Strömungskalenders, wurden wir mehrmals
von solchen Gegenströmungen überrascht.
An manchen Tagen begegneten uns kaum ein Dutzend anderer Boote und das
doch mitten in der "Wandersaison" Richtung Norden. Die amerikanischen
und kanadischen Skipper halten es nämlich wie die scherzhaft "Snowbirds"
genannten Rentner, die im Herbst regelmäßig, vor dem kalten
nordischen Winter, ins warme Florida flüchten. Im Frühjahr
fahren sie, aus den Winterquartieren in Florida, oder aus den Bahamas
kommend, wieder über den ICW nach Norden bis zu den großen
Seen Kanadas oder nach Neuengland. Im zeitigen Herbst machen sie sich
dann immer wieder auf den sechs- bis achtwöchigen Törn in
Richtung Süden. So wie es eigentlich ja auch unser Plan, für
dieses und das nächste Jahr, ist.
Viel Aussergewöhnliches
erlebten wir auf diesem Streckenabschnitt eigentlich nicht, ausser,
dass bei der deutschen Momo plötzlich die Wasserpumpe des Motors
ausstieg. Dies passierte natürlich in einer der sehr dünn
besiedelten Gegenden. Somit war klar, unsere MOMO
konnte sich bei ihr endlich für das "in den Hafen bringen",
damals noch auf Teneriffa, revanchieren. Sie nahm jetzt also ihre kleinere
Schwester, für ganze zwei Tage, in den Schlepp. Unser, wie schon
einmal geschrieben, leider etwas schwacher Motor, meisterte diese Mehrbelastung
aber ohne auch nur leicht zu murren.
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Ein
doch etwas überdimensionierter Leuchtturm am ICW. |
Die
deutsche Momo im Schlepp der schweizerischen MOMO,
hier unter Motor .... |
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und tags darauf sogar auch noch unter Segel.
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Hier
werden noch die letzten Austern verspiesen. |
Nur
auf dem ICW möglich. Tomaten wachsen sogar in unserem Cockpit. |
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