Oktober 2003



Nochmals kleine Abstecher in den Urwald von Franz. Guyana

Zum Abschluss unseres 6wöchigen Aufenthaltes in Franz. Guyana machten wir nochmals verschiedene kleine Abstecher in den riesigen Urwald.
Mit unserem, für einmal sehr günstig gemieteten und beinahe schon antiken Renault 5, waren wir nun recht Mobil.
"Le Montagne des Seigne", "Montagne de Forte Diamant" und der "Crique Gabriele" waren die ausgewählten Orte. Jedesmal beeindruckend war die üppige Vegetation. Die Höhe der Palmen und die Grösse der Bäume war selbst für mich, einer aus dem tiefsten Emmental, der die original Dürsrüttitannen noch persönlich kennt, überwältigend. Viele exotische Schmetterlinge und Vögel, Affen und undefinierbare Geräusche, war das einzige was wir zu Gesicht und Ohr bekamen. Wir waren, als richtige Urwaldanfänger, natürlich immer zur falschen Zeit am falschen Platz. Was uns blieb, waren die verschiedensten Spuren, über welche wir dann lange spekulieren konnten. Die Phantasie kam so immer ausreichend zum Zuge.

Der Renault 05 ist abfahrtbereit.

Regenwald, so weit das Auge reicht. Unbekannte Blüte.

Ein vergessener Friedhof ... ... oder doch nicht ganz.
Bis heute noch unentzifferte Zeichen der Ureinwohner in einem grossen alten Stein.

Das Wurzelwerk eines Urwaldriesen.

Yvonne, ist müde nach der Wanderung .... .... kann aber trotzdem noch lächeln.

Hallo Mensch, ich wohne hier und bin ein Ara.

 

 

 

 

 

 

 

 





Iles du Salut - Besuch bei "Papillon"

7 sm vor Kourou, dem europäischen Weltraumbahnhof, liegt diese idyllische Inselgruppe. So schön und friedlich waren sie aber nicht immer. Von 1852 bis 1945 war es ein berüchtigtes französisches Bagno, ein Zuchthaus der besonders grausamen Art. Hier wurden die "relégues", die kleinen unverbesserlichen und rückfälligen Gauner, als die unterste Stufe in der Zuchthaushierarchie und von den anderen Kriminellen als Abschaum behandelt. Die "transporté", waren die schweren Kriminellen und die "deporté" waren die politischen Gefangenen. Der bekannteste von ihnen war Hauptmann Dreyfuss, welcher über 4 Jahre hier verbringen musste und dies erst noch unschuldig.
Die Lebenserwartung der Insassen betrug nur ca. fünf Jahre. Das erklärt auch, warum der Bestand an Häftlingen immer um die 6000 Menschen betrug, obschon meistens jedes Jahr über 1000 neue hergeschafft wurden. Laut offiziellen Angaben starben hier weit über 50'000 Insassen, sie wurden von der trockenen Guillotine dahingerafft.

Unser Ankerplatz auf den Ile du Salut.

Wir liegen hier in der Bucht vor Anker und stellen uns vor, wie früher die Stäflinge per Schiff hergebracht wurden. Wie sie an Land gingen und mehr von ihren Sorgen und Ängsten, als von ihren mitgebrachten Taschen zu Boden gedrückt wurden. Wie man sie durch das Eingangstor gestossen hatte und hinter ihnen die freie Welt zu Ende war. Plötzlich sehe ich das alles sich realistisch vor meinen Augen abspielen. Da ist doch wirklich ein grosses Schiff. Nun werden von diesem Leute an Land gefahren, ausgeladen und diese schreiten die Strasse hinauf, Richtung Eingangstor. Die Stimmung dieser Menschen ist aber fröhlich. Da wird doch gelacht und ..... fotografiert. Ich erwache und sehe jetzt erst das grosse Kreuzfahrtschiff, welches seinen Gästen für ein paar Stunden das Gruselkabinett der Ile du Salut zeigt. Mit Apéro an der Anlegestelle und allem drum und dran, wie es sich halt für solche Art zu Reisen gehört.
Ein paar Stunden später ist dieser Spuk zum Glück vorüber, die Insel und wir haben wieder unsere Ruhe und können weiter in der Vergangenheit Träumen, welches für die damaligen Insassen aber mit Sicherheit schlimme Alpträume waren.

Heute wachsen Bäume aus den Menschenkäfigen.

Wir versuchen, uns ein wenig das damalige Leben vorzustellen. Beispielsweise das in den Käfigen, welche nur ein Gitter als Dach haben, in welchen die Renitenten und die inzwischen verrückt gewordenen, wie wilde Tiere gehalten wurden. Manchmal wurden da Häftlinge über mehrere Jahre hinweg, unter absolut unmenschlichen Bedingungen, in Einzelhaft eingesperrt.
Oder das Treiben in der grossen Fabrikhalle, wie sich die Bagno-Aufseher in ihrem Meer-Schwimmbad tummeln, oder eine Beerdigung in deren Friedhof. Erdbestattet wurden jedoch nur die Aufseher. Die Sträflinge wurden, nach deren Tod, einfach ins Meer geworfen, zum Vorteil der Haifische, welche es zu dieser Zeit dort massenhaft gegeben haben soll. Wenn wundert's, bei diesem Überangebot an Nahrung.
So unglaublich und grauenhaft die Geschichte der Inselgruppe Ile du Salut auch ist, sie kann nichts dafür. Es waren einzig die Menschen der Grande Nation, der damaligen Zeit, welche dafür die Verantwortung übernehmen müssen.
Heute sind die drei Inseln, Ile Royal, Ile Saint Joseph und Ile du Diable im Privatbesitz des Centre Spatial Guyanais, des europäischen Weltraumbahnhofes. Sie werden nach und nach naturgetreu renoviert, dem Tourismus geöffnet und bei jedem Raketenstart, aus Sicherheitsgründen, vollständig evakuiert.





Bilder von der Ile Royale ....

Die Inselgruppe auf der Karte ....

.... von Kourou .... und von der MOMO aus. Die beiden MOMO's vor Anker.

Henri Charriere, oder auch "Papillon" genannt.
Ein Gemeinschaftshaus..

Ein Fabrikgebäude.

Die verfallene Kirche.

Die neu aufgebaute Kirche.
Der Aufseherfriedhof.
Das grosse Aufseherspital. Das Schwimmbad der Wärter. Der Innenhof des Häftlingsspitals.

Die Häftlingsspitalzellen. Die Spitaltoilette.
Der Eingang zu einer Zelle. Ein Zellenkorridor. Renovierte Aufseherhäuser und das leere Wasserreservoir.

Das Aufseherspital und der neue Leuchtturm. Blick zur Ile du Diable, da ist der Zutritt aber verboten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 






.... und von der Ile Saint Joseph

Rundwanderweg.

Das gefürchtete Eingangstor. Aufseherwohnhaus.

Fabrikgebäude. Gefängnis.
Zellenkorridor.

Die Natur holt sich einen Käfig zurück.

Baumstämme, an Stelle
der Häftlinge, in einer Einzelzelle.
Der Urwald holt sich seinen Raum zurück.
Die Natur ist stärker.

 

 

 

 

 

 

 





Unsere Ankunft in Tobago

Nach 5 Tagen Überfahrt, mit leider nur leichtem Rückenwind und recht viel Schwell, erreichten wir am 30. Oktober 2003 unser nächstes Ziel, die Karibik. Die Segler unter euch wissen schon, wenn ich von leichten Winden und viel Schwell spreche, was das auf einem Segelboot bedeutet. Für die Nichtwassersportler sei nur soviel verraten: die MOMO schaukelt stark von links nach rechts, die Segel schlagen hin und her und Yvonne fragt mich alle Stunden, wie lange es noch dauert bis endlich Land in Sicht ist.

Endlich kann eine übernächtigte Yvonne die neue Gastland- und die Zollflagge setzen. Die Nordostspitze von Tobago und Little Tobago ist in Sicht. Wir werden mit einem zaghaften Regenbogen empfangen. Englishsman Bay,
eine einsame Bucht für uns alleine.

Die Karibik begrüsst uns, die deutsche und die schweizer MOMO, eher mit unfreundlichem Wetter. Wir sind, jahreszeitmässig, eben noch etwas früh und ist hier halt immer noch Regenzeit.
Tobago selber soll, jedenfalls laut unseren Reiseführern, die freundlichste aller Karibikinseln sein. Na ja, wenn dem wirklich so sein soll, dann aber gute Nacht Karabik. Von der selbstverständlichen Freundlichkeit und Lebensfreude der Brasilianer sind sie hier noch meilenweit entfernt. Bis jetzt bekam ich noch nicht manches freundliche Wort, oder heiteres Lachen zurück. Ich bin aber zuversichtlich und hoffe sehr, dass ich bisher einfach an die falschen Leute geraten bin.

Die Landschaft, das klare Wasser und die Unterwassertierwelt sind jedoch sehr eindrücklich. Das Wetter ist, wie schon gesagt, momentan noch sehr wechselhaft, das heisst, es regnet täglich mindestens einmal, meistens jedoch mehrmals. Der Regen ist hier aber nicht zu vergleichen mit dem in Europa. Wenn dich hier irgendwo draussen ein Schauer erwischt, bist du selbstverständlich sofort bis auf die Knochen nass. Spätestens 15 Minuten danach, bist du schon wieder trocken, denn da ist die Sonne schon wieder voll da. Die Temperaturen sind recht angenehm, immer so um die 30°, wie auch das Wasser um ca. 28° warm ist.
Wir sind gespannt, was uns im nächsten halben Jahr hier alles erwartet.