Oktober 2007



MOMO war gerade abfahrtbereit verladen ....

....als Frances und Jim bei uns in der Marina eintrafen. Die beiden Segler hatten wir, ca. einen Monat vorher an der Ostseite des Michigansees, in Charlevoix getroffen. Aus einem interessanten, gemeinsamen Nachtessen, entwickelte sich sofort eine echte Seglerfreundschaft.
Nun waren die Beiden also wirklich die 150 Kilometer nach Sturgeonbay hochgefahren, um uns abzuholen und ein paar Tage in ihrem Hause aufzunehmen.

Das spezielle und idyllische Haus von Frances und Jim.
Eine Weihnachtsgüetzi-Backeinführungslehre für Frances. Die "Spitzbuben", sind heute immer noch unsere Favoriten.

Die neue Halterung ist montiert und das Dingi hängt sicher unter dem Dach.
Solche Augenblicke der Gastfreundschaft bleiben unvergesslich.. Eine "big party" für die crazy Weltenbummler aus der fernen Schweiz.


Fragen über Fragen mussten (nein durften) wir beantworten.

Besuch im Hause eines typisch amerikanischen Jägers.

Anstelle, dass wir ein Mietauto und ein Hotelzimmer für drei Tage suchen und bezahlen mussten, wurden wir hier direkt bei der MOMO abgeholt und nach Strich und Faden verwöhnt.
Als kleine Gegenleistung wünschten sie sich von uns, dass wir (das heisst natürlich Yvonne) ein richtiges schweizerisches Nachtessen zubereiten würden. Diesen kleinen Wunsch erfüllten wir natürlich gerne und so wurden selbstgemachte „Spätzli mit Suurem Mocke“ und eine „gebrannte Creme“ zur Nachspeise, auf den Menüplan gesetzt. Bei der Zubereitung, der  zum abschliessenden Café servierten „Spitzbuben“, konnte dann sogar ich meine bescheidenen Backkünste einbringen. Das heisst natürlich, ich musste immer wieder den frischen Teig probieren, ob er denn auch wirklich der von uns gewünschten Qualität entsprach.

Beim Einkaufen der Zutaten, welche wir für vier Personen ausgerechnet hatten, stellte sich dann aber heraus, dass aus dem kleinen Essen nun aber eine grössere Party werden sollte. Sie hatten in ihrem engsten Freundeskreis den Besuch der „crazy swiss sailing traveller“ erwähnt, was zur Folge hatte, dass Yvonne nun plötzlich für zehn Leute kochen durfte.
Dazu möchte ich hier aber doch kurz erwähnen, dass wir, beim Einkauf der Lebensmittel nichts bezahlen konnten. Dies nur zur Beruhigung derer, welche jetzt schon gedacht hatten, dass wir die ganze Party hätten finanzieren müssen.
Einmal mehr durften wir die herzliche und spontane amerikanische Gastfreundschaft erleben, von welcher die wenigsten Europäer auch nur den Hauch wissen, oder wissen wollen.
Drei Tage später wurden wir zum Hauptbahnhof von Milwaukee chauffiert. Klar, diesen Hauptbahnhof sollte man sich nicht nach den uns bekannten Kriterien vorstellen. Obschon wir hier in einer mehr als 1.7 Millionen Menschen grossen Stadt, notabene der Hauptstadt des Staates Wisconsin, sind, stellt sich das Ganze eher wie ein etwas grösserer Trambahnhof dar. Eisenbahnen werden in den USA, dem Land des absoluten Individualverkehrs,  in der heutigen Zeit leider immer noch sehr stiefmütterlich behandelt.

Als wir unsere, per Internet bestellten Ticket's am Amtrakschalter abholten, schwante mir schreckliches. Der Schalterbeamte war, wie immer, sehr hilfsbereit, doch das gesamte Office sah aus, als  ob wir uns erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts befinden würden. Der Warteraum war ein Provisorium und der Perron glich einer Baustelle.

Der sehr einfache Schalter am Bahnhof ....

.... und der noch einfachere Warteraum. Der Bahnsteig ....

Die spezielle Einstiegshilfe in den Zug.

Das komfortables Wohn- und Schlafgemach im "Empire-Builder".

Postverladung nach alter Sitte.

Dafür war das Essen tatsächlich immer absolute Spitzenklasse. Beispielsweise auch dieser gemischte Salat.

Dann fuhr, unter lautem Getöse und Quietschen, unser Reisezug und Hotel für die nächsten drei Tage, der Amtrak Empire Builder, vor. Dieser verbindet die Ost- mit der Westküste der USA, oder auf etwas mehr „seglerisch“ gesagt, er verbindet den Atlantik mit dem Pacific.
Auf den Spuren der frühen Pioniere fährt er quer durch die Wildnis von North Dakota und dann über die spektakuläre Gassmann Coulee Trestle-Brücke. Weiter entlang des Ufers des Missouriflusses und später taucht er in das „Big Sky Land“ in Montana ein. Beim passieren des Glacier National Park hat man hinter den Panoramafenster, in der Sightseer Lounge, den besten Platz im Hause.

Der Aufenthalt des Zuges im Bahnhof von Milwaukee dauerte etwa 30 Minuten. Somit hatten wir also keine Hetze beim Einsteigen. Und genau hier kam ein weiterer Unterschied zu uns in der Schweiz zu Tage. Da war nicht etwa der Perron erhöht, zum angenehmeren Einsteigen in den Zug, nein … da stellte der Schaffner persönlich einen kleinen Schemel hin, um den Gästen den Einstieg zu erleichtern. Eigentlich unvorstellbar in der heutigen Zeit, in einem Land, das problemlos auf den Mond fliegen kann. Aber wie gesagt, hier hat das Zugfahren noch so seinen exotischen Touch und das war absolut Spitze.

North Dakota ...
... die unendliche Weite. Die bullige Lock.

Unser Schlafabteil war klein, doch wirklich genial eingerichtet. Das Essen wurde immer frisch zubereitet und schmeckte aussergewöhnlich gut. Die Auswahl liess an nichts zu wünschen übrig, gerade so, als ob wir uns in einem guten europäischen Restaurant befinden würden.
Meine anfänglichen Zweifel waren jedenfalls unbegründet gewesen.
Wer von euch hat denn auch schon eine Weindegustation im fahrenden Zug geniessen dürfen. Dies war nur eine der verschiedenen Animationen, mit welcher Amtrak den Gästen den Aufenthalt verkürzen half, denn nach einer gewissen Zeit, hat man sich auch an der spektakulärsten Landschaft satt gesehen.
Im Laufe des dritten Morgens kamen wir in Everett, an der Pacificküste der USA, an. Standesgemäss wurden wir mit Regen empfangen und konnten uns somit sofort an das hier vorherrschende Wetter angewöhnen.




MOMO unter Quarantäne

Zebramuschel
Die ominöse Zebramuschel.

In Everett angekommen, nahmen wir zuerst unser, per Internet reserviertes, Mietauto in Empfang.
Dazu hier noch ein kleiner Tipp. Ein Auto im Internet und z.B. über Hertz Deutschland, über eine europäische Visakarte abgerechnetes Auto, ist ca. 1/3 günstiger, als eines direkt vor Ort gebucht. Der Grund liegt an den sehr teuren US-Versicherungen, welche sonst zum relativ günstigen Mietpreis hier immer noch dazu berechnet werden. Mit der europäischen Kreditkarte und über eine Filiale in Europa gebucht fallen keine Versicherungsgebühren an.
So kann man locker einiges an Geld einsparen.

Mit dem Mietauto ging es dann auf die Suche nach einem geeigneten Bett für die Nacht. Dort angekommen checkte ich unsere Mailbox und fand unter anderem auch ein Mail von Pamela Meacham vom Washington State Department of Fish and Wildlife (WDFW).
Wer ist denn das, fragte ich mich. Dann las ich folgenden Text:


Von: Pamala Meacham [mailto:meachpmm@DFW.WA.GOV]
Gesendet: Dienstag, 2. Oktober 2007 17:02
An: momo@momo-sailing.CH
Betreff: The Momo became infested with zebra mussels while in LakeHuron and must be decontaminated

I am an invasive species biologist with the Washington State Department of Fish and Wildlife (WDFW).  I will be at the Everett Boat yard tomorrow morning to inspect the MOMO and oversee the decontamination of the boat.  Unfortunately, during your visit to Lake Huron the boat became contaminated with zebra mussels.  It appears that the Marina at Little Current cleaned the hull, but they missed some spots.

The boat was stopped at the state line by the Washington State Patrol Commercial Vehicle division and live zebra mussels were found.  It is against state and federal laws to transport any deletarious species, and enforcement officers from WDFW cited the trucking company. The boat is under quarantine until the boat yard at the Everett Marina can properly clean and decontaminate the hull and the internal water systems.  I will be asking you for samples of sea water used for internal systems such as the head and bilge water prior to decontamination.

The decontamination should not cause too much of a delay in your wonderful world tour. I apologize for the delay, but it is important to avoid the spread of this highly invasive species. 

Pamala Meacham
Asst. Aquatic Nuisance Species Coord.
Washington Dept. of Fish & Wildlife
600 Capitol Way N.
Olympia, WA 98501
































Damit Yvonne in dieser Nacht ruhig schlafen konnte, erzählte ich ihr die ganze Geschichte erst beim Frühstück, am nächsten Morgen. Ich selber wurde nun jedoch zusehends doch etwas nervöser, denn ich stellte mir folgendes Szenario um unsere arme MOMO vor.
Das gesamte Marinegelände sei abgesperrt, Polizeiautos mit Blaulicht, verschiedenste Leute in weissen Schutzanzügen und natürlich alle mit den entsprechenden Schutzmasken ausgerüstet. Na ja, ….. da war nun zum Glück ein wenig zu viel Fantasie im Spiel.

Gespanntes Warten.
Die akribische Suche ... ... beginnt ...

... Proben werden rausgekratzt ...

... alles wird fotografiert
und dokumentiert ...

... und auch die Ankerkette blieb nicht verschont.

Bleach (Chlor)

Aufsprühen ...

... Ausspülen ... fertig.

Die Realität zeigte sich eindeutig anders. An der Grenze zum Staate Washington hatte,  ausgerechnet an dem Tage da MOMO diesen Abschnitt passierte, eine junge, neue und mehr als  oberkorrekte Inspektorin ihren Dienst angetreten. MOMO wurde von ihr komplett  inspiziert und tatsächlich fand sie im Ruderkoker einige wenige dieser kleinen, unscheinbaren, aber nicht erwünschten Zebramuscheln.
Dass sie diese fand ist absolut richtig und auch ihr Job, doch das ganze Prozedere, welches sie dann auslöste, war absolut unverhältnismässig. Dies jedenfalls fanden auch die beiden Inspektoren, welche uns und die MOMO in der Marina in Everett offiziell in Empfang nahmen.
Laut ihren Informationen, welche sie von der jungen Inspektorin erhalten hatten, erwarteten sie hier eigentlich ein total mit Zebramuscheln bedecktes Segelboot. Da unsere MOMO aber absolut sauber und nicht dieser Vorstellung entsprach, war dann auch eine ihrer ersten Amtshandlungen, sich bei uns für die unnötige Aufregung zu entschuldigen.
Bevor sie dann, trotzdem und vorschriftsmässig alles, aber auch wirklich alles inspiziert, fotografiert und gesichert hatten, kam die nächste Überraschung. „Dürfen wir das Ganze auf Video aufnehmen und später als Dokumentation für Informations- und Schulungszwecke weiterverwenden?“ Somit wird nun also unsere MOMO beim Washington State Department of Fish and Wildlife noch etliche Male zu sehen sein.

Nachdem die ganze Kontrolle zu Ende war, mussten wir nur etwas Bleach (Chlor) in den Ruderkoker schütten, dann ca. 15 Minuten warten und mit Frischwasser abspülen. Somit waren die kleinen Zebramuscheln gekillt und wir konnten MOMO, mit der offiziellen Erlaubnis der US-Behörde, endlich einwassern. Alles in allem war es für uns eine Arbeit von etwa 5 Minuten ... welche sich nun aber über einen guten halben Tag verteilte.
Wie ihr sehen könnt ... der Amtsschimmel wiehert auf der ganzen Welt.



Vorbereitungen für die Weiterfahrt

Everett ist der Hauptsitz der Boeing-Werke, aber sonst eine eher unscheinbare Stadt an der Nordwestküste der USA. Für uns war die "Marina Port of Everett" sehr gut gelegen, doch sonst lohnt es sich echt nicht, dieser Stadt einen Besuch abzustatten.

Nun beginnt das grosse und aufwendige Abladen ...
... und das neu montieren der Kuchenbude ...

... des Heckdavits,
usw., usw.

MOMO hängt wieder im Travellift.

Nun fehlt nur noch das Setzen des Mastes ... doch es ist hier schon sehr kalt.

Da hilft nur noch, viel heissen Tee schlürfen.

Auch ich kann etwas warmes im Magen vertragen. Doug gibt mir erste Instruktionen in der
Crab-Zubereitung.

Holzschnitzeltransport auf Nordamerikanisch.

Die Skyline von Seattle. Downtown von Seattle. Der alte Markt in Seattle.

Lachse in der Vitrine.


T-Shirt für das Regenfestival vom 1.Januar bis 31. Dezember.

Abendessen bei Jim und seinen Freunden. Mit solchen Offerten musste die US-Wirtschaft ja in die Krise kommen. 

Das Boeing-Werk hier in Everett ist die wichtigste und grösste Produktionsstätte des Flugzeugherstellers Boeing. Sie hat hier auch das grösste Gebäude der Welt aufgestellt. Mit einem umbauten Raum von sagenhaften 13,3 Millionen m³ steht hier die grösste Montagehalle der Welt.

Nun hiess es also auch für uns, die MOMO muss wieder „zusammen gesetzt werden“.
Hier auf dem kalten Marinagelände ging das natürlich etwas anders von statten, als in dem nahe gelegenen Boeing-Hightech-Werk.

Nach ein paar Tagen hatten wir es geschafft, die Kuchenbude, der Heckdavit, der Mast und noch weitere hundert andere Teile befanden sich wieder an ihrem angestammten Platz.
Unserer Weiterfahrt stand nichts mehr im Wege.

Im nahen Seattle konnten wir endlich auch noch unsere Rettungsinsel warten lassen und das nicht mehr richtig funktionierende SSB-Icom-Funkgerät wurde ebenfalls, von dem, von hier stammenden Mutterhaus des Herstellers, wieder in Stand gebracht.
Wir fanden sogar einen amerikanischen Segler, welcher bereit war, seine elektronischen Karten mit uns „zu teilen“ und wiederum gab es die verschiedensten Einladungen und Gegeneinladungen von amerikanischen Seglern.
Einen Schnellkurs von Doug in der Crabs-Fang- und Kochzubereitung, sowie verschiedene Besuche in Seattle Downtown und seiner Umgebung standen noch auf dem Programm.

Wenn Du jetzt diese Zeilen auf Deinem PC jetzt liesst, dann hat das auch etwas mit Seattle zu tun, denn die beiden Hauptbegründer von Microsoft, Bill Gates und Paul Allen, kommen aus dieser Stadt.
Sie hat aber auch noch einen Übernamen: Rain City (Regenstadt) … das, obwohl der tatsächliche Niederschlag geringer ist als in vielen anderen US-amerikanischen Städten. Der Spitzname kommt von den vielen wolkenreichen und leicht regnerischen Tagen im Jahr.
Daher gibt es hier auch das Rain-Festival, welches jedes Jahr am 1. Januar beginnt und erst am 31. Dezember wieder aufhört …
Nichts desto trotz, Seattle wurde schon mehrfach zur „most livable city“ (lebenswertesten Stadt) der USA gewählt.
 
Wie ihr seht, wir hatten hier eine recht hecktische, jedoch trotzdem kurzweilige Zeit, denn der Winter stand uns echt im Nacken. Temperaturen um die 5 Grad  in der Nacht, meistens noch vermischt mit Regen, war nicht gerade mein Wunschwetter … doch es gehörte schon zu der Einstimmung auf unser Alaskaabenteuer.



Ausflug nach Leavenworth

Wir durften Everett nicht verlassen, ohne das bayrische Dorf Leavenworth besucht zu haben. Jan stellte sich und ihr Auto zur Verfügung, um uns zu diesem Touristendörfchen zu chauffieren.


Farbige Herbststimmung ...
Wuchtig abgestützter Mast. Skykomisch River.


Lake Wenatchee.

Panoramabild vom
Lake Wenatchee.

Die Häuser in Leavenworth sind ...

teilweise bayrischer, als in Bayern selbst ... ... wenn mancmal auch nur als Atrappe gemalt.
Auch die Schweizerfahne ist vertreten. Der Winter steht vor der Türe ...
 und die Schneemänner auch. Ein Dankeschön an Jan für Ihre Reiseleitung.
Der Weg dorthin führte uns durch eine wirklich prächtige Herbstlandschaft. Entlang des Skykomisch Rivers und weiter durch eine herrliche Gebirgslandschaft, um am kitschig schönen Lake Wenatchee eine erste Wanderung zu unternehmen.
Dann endlich, am Ostabhang tauchte das selbsternannte Bavarian Village auf.

„Just like Bavaria, but so close“
so lautet der Werbe-slogan.
Die Fassaden der Häuser ähneln tatsächlich den deutschen Vorbildern, wenn auch viele Fenster und Verzierungen teilweise nur aufgemalt sind. Der US-Tourist bemerkt dies jedoch offensichtlich nicht, denn der Andrang in den Strassen war, auch zu dieser späten Jahreszeit, jedenfalls immer noch sehr bemerkenswert.
Das Fazit dieses Ausfluges war, uns, mit europäischen Wurzeln, gefiel die herrliche, herbstlich bunte Berglandschaft um einiges mehr, als das eigentliche Tagesziel.



Fahrt ins Winterquartier … mit verschiedenen Hindernissen

Der Nieselregen versprach eine Pause einzulegen und auch der Wind wollte mithelfen, uns rasch und sicher nach Sidney, im kanadischen British Columbia, zu bringen. Somit mussten wir nur noch die Tidentabelle genau studieren, um unsere erste „Narrows-Passage“ zu meistern. Dies ist eine spezielle, sehr enge Stelle, an welcher das Wasser, wegen der Tide, zu einem reissenden Fluss werden kann. Solche Durchfahrten, manchmal auch „Rapids“ genannt, wird es noch unzählige, auf unserem weiteren Weg nach Alaska, geben.


SY Emily, von Debbie und Jeff.
"Deception Pass", unsere erste kritische Stelle. Ankerplatz in Friday Harbour.


Aussicht auf den Schnee,
schon im Oktober.
Die BC-Ferry hinter
unserer MOMO.

Hausboote ...

... in verschiedenen ... ... Ausführungen.

Doch ausgerechnet auf unserer ersten Fahrt im Pacific, brauchte eigentlich eine so kritische Passage nicht gerade auf unserer Route zu stehen, denn, trotz unserer bestimmt nicht wenig grossen Erfahrung auf hoher See, war dies nun wiederum ein Novum für uns.
Diese ominöse Stelle sollte man, jedenfalls mit einem Segelboot, unbedingt nur bei „slackwater“ befahren. Das heisst, nur genau zu dem Zeitpunkt, an welchen sich die Tide von Flut zu Ebbe, oder natürlich auch umgekehrt, abwechselt. Nur zu diesem Zeitpunkt ist es dann relativ ruhig und ein Segelboot kann, mehr oder minder gefahrlos, durchfahren.
Laut den Informationen, aus unseren schlauen Büchern und Karten, erwarten uns auf den nächsten 1000 Meilen nordwärts, noch unzählige dieser „Rapids“, mit bis zu 15 Knoten Strömung. Das sind ca. 28 Stundenkilometer … und kannst Du Dir vorstellen, was sich dann da im Wasser abspielt?

Pingelig genau planten wir also unsere erste Rapid-Passage und alles ging problemlos über die Bühne. Unser Timing stimmte perfekt und das Wasser war ruhig, wie zu Hause in der Badewanne. Der Anfang war geschafft und die erste Anspannung wich schnell von uns.

Dieser Baumstamm, ca. 10 Meter lang und 1 Meter Durchmesser, kostete uns viel Geld.

Da der angekündigte Wind noch immer auf sich warten liess, fuhren wir unter Motor zügig den Puget Sound hoch. Yvonne hielt, wie es hier üblich ist, Ausschau nach frei umher schwimmenden Baumstämmen. Diese werden von den grossen „Baumstammtransportern“, welche hunderte dieser Hölzer im Wasser hinter sich herziehen, manchmal verloren und schwimmen dann still und heimlich irgendwo herum.
Die kleinen Stämme sind eigentlich keine grosse Gefahr und die grossen Brocken kann man normalerweise sehen. Normalerweise heisst … leider nicht immer. Und genau das wurde uns, oder besser gesagt unserem Propeller, zum Verhängnis.
Erst ganz kurz vor dem Bug sahen wir plötzlich den Koloss. Yvonne schrie laut auf: „sofort 20 Grad nach Steuerbord“, doch dazu war es schon zu spät. Mit einem lauten Knall und in voller Fahrt fuhren wir in diesen, quer zu uns im Wasser liegenden, Baumstamm rein. Unsere MOMO, immerhin 17 Tonnen schwer, wurde ein wenig angehoben, dann rumpelte es gewaltig und der Holzstamm war hinter uns.
Sofort folgte eine erste Kontrolle unter Deck, doch da war glücklicherweise alles i. O. Wie froh waren wir um unseren robusten Alurumpf. Ich möchte mir nicht vorstellen, was in einer solchen Situation mit einem billig hergestellten Fiberglasboot geschehen wäre ...

Wiederum kann die kanadische Flagge gesetzt werden.

Ganz ohne Schaden ist unsere MOMO aber leider auch nicht davongekommen. Die Fahrtgeschwindigkeit war ab sofort nur noch ca. 2 Knoten. Das hiess, der Drehpropeller hatte etwas abbekommen und arbeitete nicht mehr richtig.
Glücklicherweise war die Distanz bis ins Winterlager, in der „Marina Port of Sidney“, nicht mehr allzu weit und auch der versprochene Wind half uns tatsächlich auch in den nächsten Tagen.
Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Insel Friday Harbour, trafen wir wieder in Canada, diesmal in Sidney B.C., ein. Das ganze Einklarierungsprozedere konnten wir in der Marina,  welche für die nächsten fünf Monate unser neues zu Hause werden sollte, über uns ergehen lassen.
Nach dem anstrengenden 10-monatigen USA-Inlandtrip und der sofort anschliessenden weiten Reise, von Maryland an der USA-Ostküste, über die Great Lakes und weiter bis nach British Columbia an der USA-Westküste, waren wir nun echt sehr froh, dass wir es für die nächsten Monate doch wieder etwas ruhiger angehen lassen konnten.