September
2002
Viel
Arbeit in Almerimar
Montag
2. September. An diesem Tag sollte, so war es schon seit einem Monat fest
vereinbart, unsere MOMO
aus dem Wasser genommen und nochmals sandgestrahlt
werden. Aber eben, sollte. Mañana! Der dafür benötigte
Sand
war halt noch immer nicht eingetroffen. Also hiess es zuwarten und der neue
Termin war auf Mittwoch
angesagt. Logisch, dass der Mittwochtermin dann auch
nicht klappte. Nun wurde ich doch leicht ungeduldig
(vielleicht für die
Spanier auch etwas zu laut), so dass schon auf Donnerstag der nächste
Termin vereinbart wurde.
Als die MOMO am Donnerstagmorgen, so gegen halb elf
Uhr, am Kran hing, kam gerade pünktlich ein grosser
Lastwagen mit dem
sehnlichst erwarteten Sand. In aller Ruhe wurde nun also zuerst der Sand abgeladen,
während
die MOMO noch weiterhin ruhig in den Krangurten hing und wartete.
Mit ihr warteten noch ein weitere Anzahl
Boote, welche entweder auch raus,
oder wieder ins Wasser wollten.
Während nun die Arbeiter von PAOLO die Unterwasserarbeiten erledigten,
waren für mich die Einbauarbeiten
unseres neuen Wassermachers angesagt.
Doch welch erneute Überraschung. Der neue Wassermacher wurde mit
einem
110 Voltmotor, anstelle von 220 Volt geliefert. Ein kurzer Telefonanruf zu
Herrn Fehlemann von PureWater
nach Deutschland, dieser organisierte blitzschnell
einen Austausch mit dem Flieger aus Amerika und ca. eine Woche
später
hatte ich zwei Wassermacher im Boot rumstehen. Nun hiess es aber wiederum,
den Falschen in die grosse
Holzkiste verpacken und diese per Flugzeug retour
nach Deutschland senden. Hört sich alles sehr einfach an, doch
hier sind
wir in Südspanien und nicht Mitteleuropa.
Also der Wassermacher kann jetzt eingebaut werden und schon kommt das nächste,
noch unerwartetere Problem.
Beim Muschelnabkratzen an unserem Dreiflügelpropeller
mache ich einen dummen Fehler und ein Flügel des
Propellers
verstellt
sich. Kein grosses Problem, denke ich, schliesslich habe ich ja gerade einen
neuen starren
Ersatzpropeller zugeschickt bekommen. Nun lege ich beide Propeller
nebeneinander, um die Steigung der Flügel
zu vergleichen. Doch welch
Schreck. Die Firma SPW GmbH aus Deutschland hat mir doch tatsächlich
einen rechts-,
anstatt wie bestellt,
einen linksdrehenden Propeller geschickt.
Wiederum bekommt als UPS € 240.-- von uns und die beiden Propeller
gehen
zurück ins Werk nach Deutschland. Hier wird nun der Unterschied zwischen
einer guten (PureWater von
Herrn
Fehlemann) und einer weniger guten Firma
deutlich. Der ausdrücklich versprochene Rücksendetermin wird
nicht
eingehalten. Also müssen wir zusätzliche Liegeplatzkosten bezahlen.
Am Drehflügelpropeller werden Teile
ausgetauscht, welche angeblich, nach
nur ca. 150 Motorstunden schon total defekt seien. Zu guter letzt sollte
ich
nochmals € 240.-- für den verspäteten Rücktransport bezahlen.
Na ja, wie heisst es doch so schön:
im Schadenfall lernst
du eine Firma
richtig kennen.
Warum aber treffen
eigentlich diese Schlampereien der Firmen immer uns?
Eine Warnung an alle Bootsbesitzer vor der Hafenbehörde von Almerimar
Kurz vor dem Kranen, musste ich noch den neuen Vertrag, jetzt ja für
den Trockenplatz, mit der Hafenverwaltung
abschliessen. Unterschreiben, dass
sie keine Verantwortung für allfällige Kranschäden usw. übernehmen
werden.
Bei unserer Anfrage, anfangs August, hiess es ganz klar: der Platz
auf dem Land kostet für unsere MOMO € 7.20.
Wir sprachen dabei auch
über das notwendige Sandstrahlen und die weiteren Unterwasserarbeiten.
Nun also bin
ich wieder in der Capitaineria und der Büromensch verlangt
plötzlich 300 % mehr. Der Trockenplatz zum Sandstrahlen
sei immer 300
% mehr, also € 21.90. Was machst du nun in dieser Situation? Mehr bezahlen,
als zuerst abgemacht,
oder nochmals einen anderen Hafen, mit Sandstrahlmöglichkeit,
suchen. Uns bleibt aber keine Wahl. Wir bekommen
einmal mehr zu spüren,
dass wir Weltenbummler für einige Leute und Firmen halt eben Freiwild
sind. Wie ich noch
so mit den zuständigen Leuten des Hafens am Diskutieren
bin, kommt ein wütender deutscher Bootsbesitzer und
mischt sich in unseren
Disput rein. Er hat soeben eine noch grössere Abzockerei der Hafenbehörde
von Almerimar
erlebt. Im Januar 02, an der Bootsmesse in Düsseldorf und
auch im Internet, wird für Dauerlieger im Hafen von
Almerimar, ein Rabatt
von 40 % offeriert. Also kommt der Deutsche mit seinem Boot in diesen Hafen,
um dann
festzustellen, dass nur noch eine Preisreduktion von 20 % gewährt
wird. Die Begründung des Hafenmeisters ist,
dass der Agent in Düsseldorf
falsche Preise weitergegeben habe und die Angaben im Internet seien sowieso
nicht richtig.
Nun will ich aber doch auch noch vom Positiven in Almerimar berichten. Die
Werft von PAOLO kann bedenkenlos
weiterempfohlen werden. Wenn wir irgend etwas
suchten, konnte er uns meistens eine Adresse angeben.
Die endlosen Telefone
mit dem Raytheon-Importeur von Spanien erledigte er für uns. Der Verkaufspreis,
für die
von uns noch zusätzlich benötigten 20 kg Epoxyprimer,
war um sagenhafte € 9.--/pro kg tiefer, als ich in der
Schweiz bei der
Firma Anwander & Co AG (notabene mit 40 % Werftrabatt) bezahlen musste.
Die Sandstrahl-
und die weiteren Unterwasserarbeiten wurden, trotz der anfänglichen
Verzögerungen, dann doch noch
termingerecht und zufriedenstellend erledigt.
Zu guter letzt übernahm PAOLO noch einen grossen Teil der, von
der Hafenbehörde
nachträglich verlangten 300 %- Trockenliegeplatzulage.
PAOLO, nochmals vielen Dank für deinen Einsatz.
Almerimar
..... und endlich können wir unser Unterwasser neu machen
Motorfahrt nach Tarifa
Küre
Moser und Wale Iseli kommen zu uns nach Almerimar, um mit uns die Strecke
bis nach Gibraltar mitzusegeln.
Alle freuen sich auf schöne Segeltage,
mit dem passendem Wind. Leider bleibt es bei der Vorfreude. Der Himmel ist
wolkenlos, die Temperaturen sehr angenehm warm, doch vom Wind ist leider kein
Hauch zu spüren. Also heisst
das wieder einmal mehr: Motor an!
Der Ausspruch
in den Seglerkreisen, im Mittelmeer hat es entweder zu
viel, oder keinen Wind, bestätigt sich einmal
mehr.
Ohne Zwischenfälle erreichen wir den Felsen von Gibraltar. Da die Bedingungen
zum passieren dieser
Meerenge für uns gerade gut sind, verzichten wir
auf einen Zwischenstopp und gehen gerade weiter bis nach Tarifa.
Zum ersten
Mal im Atlantik
Unser nächstes Ziel
ist Santa Cruz de Tenerife. In den nächsten 10 Wochen wollen wir die
westlichen Kanareninseln
besuchen. Am 22. September verlassen wir Tarifa,
die südwestlichste Stadt von Europa. Unser Kurs geht zuerst
entlang der
stark befahrenen Schifffahrtstrasse von Gibraltar um dann diese, wie es im
Lehrbuch geschrieben steht,
im rechten Winkel zu durchqueren. Unser Spidometer
sagt uns, dass wir mit guten 6-7 Knoten durchs Wasser segeln.
In Wirklichkeit
machen wir aber nur, laut GPS, ca. 3 Meilen pro Stunde über Grund. Schuld
daran ist, ich habe die
starke Gegenströmung, welche hier herrscht, total
unterschätzt. Anstatt, noch ruhig einige Stunden im Hafen von
Tarifa
zuzuwarten, bis die Tide (Ebbe und Flut) für uns richtig ist, segelte
ich, wie ein richtiger Anfänger, gegen die
Naturgesetze los. Die Strafe
folgte auf dem Fuss, indem wir nun also etliche Stunden, ohne nennenswerten
Raumgewinn dahinsegelten.
Nach der zweiten Nacht auf hoher See, haben wir Casablanca querab und urplötzlich
auch den Wind voll auf die Nase.
In den nächsten 30 Stunden müssen
wir gegenan aufkreuzen und machen dadurch nur noch ganz wenige Meilen zu
unserem
Ziel gut. So schnell wie der Wind vorher auf die, für uns sehr schlechte
Seite gedreht hat, ist er nun ganz weg.
Die relativ hohe Dünung aber
bleibt und ist ohne Wind sehr unangenehm. So entschliessen wir uns, unseren
treuen
Motor erneut in Betrieb zu nehmen. Da dachten wir noch nicht, dass
wir uns nicht nur für ein paar Stunden sondern
für ein paar Tage
unter Motor fortbewegen werden müssen. So lernten wir jetzt zum ersten
Mal unseren grossen
Dieseltank so richtig schätzen.
Je weiter wir uns von Europa entfernen, um so ruhiger werden wir. Die anfängliche
grosse Nervosität von Yvonne,
legt sich mit jeder zurückgelegten
Meile. Der Bordalltag geht schnell in Fleisch und Blut über. Während
des Tages
haben wir keinen festen Wachplan. Wir haben viel Zeit zusammen und
können wieder einmal in aller Ruhe über Gott
und Welt parlieren.
Während der Nächte ist es dann anders. Da müssen wir uns an
bestimmte Ruhe und Wachzeiten
halten. In unserem Radargerät, welches
uns mit seinem schrillen Pfeifton auf ein, sich in unserem Gefahrenbereich
befindliches Boot oder Frachter, aufmerksam macht, haben wir eine grosse Hilfe.
Die Eieruhr wird auch noch
zweckentfremdet und immer wieder neu auf 20 Minuten
eingestellt. So ist sichergestellt, dass, sollte der
wachhabende Teil
der MOMO-Besatzung doch einmal kurz einnicken, gleich wieder aufgeweckt wird.
Ohne weitere, nennenswert Vorkommnisse, Wal und Delfinbesuche sind ja schon
nicht mehr etwas aussergewöhnliches,
erreichen wir am Vormittag des 29. September unser nächstes Etappenziel: Santa
Cruz de Tenerife.
Die Aussage von Yvonne, kurz nachdem wir sicher im Hafen angelegt hatten,
hat mich doch sehr erstaunt und noch
mehr erfreut:
"
eigentlich
ist es sehr schade, dass wir schon angekommen sind. Die einsame Zeit auf hoher
See war traumhaft schön."
Nun noch eine kleine Anekdote zum Schluss
Als
wir in den Hafen von Santa Cruz einlaufen höre ich Yvonne plötzlich
ganz aufgeregt etwas unverständliches vom
Bug her ins Cockpit rufen.
Auf meine Nachfrage hin, erfahre ich dann, dass im gleichen Hafen, zwei Plätze
neben uns,
ebenfalls eine Momo liegt. Auch aus Aluminium und auch eine Reinke,
nur etwas kleiner als unsere MOMO. Diese ist
ebenfalls selber und erst auch noch sehr schön ausgebaut. Barbara und
Wolfgang, ein deutsches Ehepaar lebt seit
2 Jahren auf diesem Boot ihren Traum.
Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass die beiden Boote, wegen
unserer
Aquadrivepanne, im wahrsten Sinne des Wortes, eng zusammen verbunden
werden. Zu dieser Geschichte
aber im nächsten Monat mehr.
Von Almerimar, durch die Strasse von Gibraltar, bis nach Santa Cruz de Tenerife