IVAN
der Schreckliche
Schon
einige Tage vor dem 9. September 2004 begannen alle Gespräche unter
den Segler mit der Frage: weisst du etwas Neues von IVAN? Dieser Hurrikan
war das Thema Nummer eins in der Marina. Auf einer so tief südlichen
Zugbahn war schon sehr lange keiner mehr gewesen. CNN und das amerikanische
Hurrikancenter meldeten immer wieder, dass die Karibikinseln St. Lucia,
oder Martinique, in höchster Gefahr seien. Da die genaue Zugbahn
eines Hurrikans aber leider immer noch sehr schwer vorauszusagen ist,
führte dies in diesem Fall zu einer fatalen Situation. Grenada
wiegte sich in falscher Sicherheit und verschiedene Boote wurden, in
aller Eile von den nördlichen Inseln, nach dem Süden, eben
nach Grenada verlegt.
IVAN machte dann aber einen kleinen Schwenker Richtung Süden. Diese
kleine Richtungsänderung des Hurrikans wurde dann Grenada zum Verhängnis.
Praktisch unvorbereitet traf er dann mit voller Wucht auf die kleine
Karibikinsel.
Nur um eine kleine Vorstellung dieser Urgewalt zu erhalten, musst du
dir vorstellen, dass der Sturm "Lothar", welcher vor ein paar
Jahren die Schweiz durchquerte, mit Spitzen von ca. 170 km/h unterwegs
war. Bei IVAN spricht man von 240 km/h und gegen 300 km/h in den Böen.
Dass bei diesen Geschwindigkeiten Häuser und Boote keine Chance
haben, versteht sich von selbst.
Wir selber
hatten das Glück, denn Durchzug von IVAN, in der sicheren Marina
in Puerto La Cruz/Venezuela zu erleben. Gespürt haben wir selber
von ihm eigentlich nichts, ausser kurzzeitig ein wenig mehr Wind und
etwa drei Stunden lang starken Regen.
Als alles
vorbei war, realisierten wir erst, welches Glück wir eigentlich
hatten. Normalerweise wäre geplant gewesen, dass wir den Sommer
2004 in Grenada verbringen. Da ich mich aber bekanntlich in der Karibik
nie so recht wohl gefühlt hatte, bearbeitete ich Yvonne über
Monate, um im Sommer 2004 unbedingt nach Venezuela fahren zu können.
Yvonne hatte aber zu viele Schauergeschichten von den Venezuelanischen
Piraten-Überfällen gehört und wollte unbedingt in Grenada
bleiben. Doch steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein und irgendwann
gab auch Yvonne meinem Drängen nach.
Zurückgeblieben in Grenada sind einige Boote, mit welchen wir engeren
Kontakt hatten. Wo und wie diese Boote heute aussehen, kann man sich
nur zu gut vorstellen, wenn man die untenstehenden Bilder etwas näher
betrachtet.
Für einige Seglercrews ging hier in Grenada leider ihr Traum jäh
zu Ende!
Die nachfolgenden
Bilder von Grenada sagen mehr als 1000 Worte.
Ausflug
über Mérida nach Los Llanos
Mitte September
machten wir uns auf, um das Hinterland von Venezuela zu bereisen. Mérida,
die Universitätsstadt in den Venezuelanischen Anden, sollte unser
Ausgangspunkt für die verschiedenen Ausflüge werden. Um nach
Mérida zu gelangen, gab es für uns nur zwei Möglichkeiten.
Wir nehmen ein Flugzeug und sind in ca. 2 Stunden dort, oder wir steigen
in einen Bus ein und erdauern eine 22-stündige Fahrt. Das Flugzeug
ist schnell und teuer, der Bus ist langsam und billig. Wir haben aber
viel Zeit und kein Geld, als hiess das für uns ganz klar, Busfahrt.
Eingepackt in Pullover und Fliessdecke, der Bus wurde brutal auf ca.
18 Grad runtergekühlt, überstanden wir die Fahrt jedoch ohne
grössere Probleme.
In Mérida holte uns Markus, ein ausgewanderter Schweizer, am
Busbahnhof ab. Er führt dort seit über 10 Jahren, sehr erfolgreich
übrigens, seine Posada Casa Alemaña Suiza. Hier waren wir
bestens aufgehoben und konnten uns nach den Ausflügen immer wieder
gut erholen.
Nachdem
wir uns etwas anklimatisiert und einige Tagesausflüge in der Region
unternommen hatten, ging es nun für vier Tage nach Los Llanos.
Zusammen mit fünf weiteren Touristen fuhren wir auf der Transandina
über den Pico El Aquila nach Barinas. Der Pico El Aquila ist übrigens
4400 Meter hoch, also höher als unser kleines Matterhorn. Auf dieser
Höhe gibt es bei uns ja nur noch Geröll und ewiges Eis. Hier
in den Anden findest du noch viele Blumen und natürlich grosse
Flächen, übersät mit der eigenartigen Pflanze Frailejones,
welche bis zu 400 Jahre alt werden kann.
Unsere Fahrt nach Los Llanos sollte eigentlich nur 8 Stunden lang dauern.
Nach 8 Stunden standen wir aber immer noch bewegungslos in einer Autokolonne.
Sie hatte sich vor der einzigen Brücke über den Rio Apure
gebildet. Diese war einfach, den ganzen Tag wegen Reparaturarbeiten,
komplett gesperrt. Na ja
.., also mussten auch wir hier vier Stunden
lang ausharren und warten.
Irgendwo in der endlos weiten Ebene von Los Llanos bezogen wir spät
in der Nacht dann doch noch unser einfaches Camp. Hängematten zum
Schlafen, wenn gerade mal eine Schnarchpause war, eine gemeinsame Toilette
und ein nicht ganz sauberer Essraum war der ganze Luxus.
Die interessanten Begegnungen mit einer Unmenge von Vögeln und
frei lebenden Wildtieren, wie Kaimanen, Gürteltieren, Anakondas,
Wasserschweine, Ameisenbären, Piranhas, Wasserschildkröten,
Süsswasserdelphinen usw. und die fachmännischen Erklärungen
von Carlos, sowie ein Ausritt hoch zu Pferd, der es in sich hatte, liessen
auch diesen Ausflug wiederum zu einem weiteren, unvergesslichen Erlebnis
werden.
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