September
2006
Mount
Rushmore und Crazy
Horse Monument
in den Black Hills Nun
waren wir in den Black Hills angekommen, welche eine Bergkette im westlichen Gebiet
des Bundesstaates South Dakota ist. Diese Kette ist etwa 160 km lang und bis zu
96 km breit.
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Lake
Sheridan in den Black Hills.
| | Die
vier Köpfe aus der Ferne. | Auch
hier, wie an vielen anderen Orten der USA, lebten früher die Indianer. Im
Vertrag von Fort Laramie, den die US-Regierung im Jahre 1868 mit den Lakota-,
Cheyenne- und Arapaho-Indianern abschloss, wurden die gesamten Black Hills den
Lakota zugeschrieben. Nach den Goldfunden, ab 1874, versuchte die Regierung
die Lakota zu einer Abtretung der Bergkette zu bewegen, allerdings ohne Erfolg.
Noch in der heutigen Zeit verehren viele Lakota die Black Hills, als ihre heiligen
Berge und ziehen sich oft zum Gebet dorthin zurück. Ein Verkauf kam deshalb
für viele nicht in Frage.
Die US-Regierung zwang damals den Lakotas
mit betrügerischen Mitteln ein Abtretungsabkommen auf. 1979 klagten die Lakota
die US-Regierung ein. Ein Jahr später bot die Regierung den Lakota eine nachträgliche
Kaufsumme für die Black Hills, die sich mit Zinsen auf ca. 170 Millionen
US-Dollar belief. Die Lakota, obwohl heute total verarmt, schlugen das Angebot
jedoch aus. Das juristische Scharmützel mit der US-Regierung dauert weiterhin
an. Ich hoffe, dass es den Lakotas gelingen wird, die US-Regierung, mit rechtlichen
Mitteln in die Knie zu zwingen.
Unser
Ziel, hier in den Black Hills, war aber natürlich nicht dieser Rechtsstreit,
sondern das Mount Rushmore National Memorial und
das Crazy Horse Monument.
Die
bekannteste Touristenattraktion in den Black Hills, sind die vier Präsidentenköpfe,
die am Mount Rushmore eingemeisselt wurden. Das Mount Rushmore National Memorial
ist eine Gedenkstätte, die aus monumentalen Porträtköpfen von vier
bedeutenden und symbolträchtigen US-Präsidenten besteht. Jedes Porträt
ist 18,30 m hoch. Dargestellt sind die Präsidenten George Washington (Baubeginn
1930), Thomas Jefferson (1936), Theodore Roosevelt (1939) und Abraham Lincoln
(1937).
Das Monument wurde durch John Gutzon de la Mothe Borglum (1867-1941),
unter Mithilfe von fast 400 Arbeitern und Helfern, in 14 Sommern zwischen 1927
und 1941, in den Granit des Mount Rushmore gesprengt, gehauen und gemeisselt.
Bei
unserem Besuch dieses Monumentes befanden wir uns wieder einmal in einer Zwickmühle.
Auf der einen Seite war es extrem faszinierend zu sehen, welch phantastisches
Kunstwerk John Borglum da geschaffen hatte, aber auf der andern Seite wussten
wir nun auch, dass die Lakota-Indianer dieses Monument als eine Entweihung ihres
heiligen Berges sehen.
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Das
Model aus Stein. | Crazy
Horse Monument. 195 m lang und 172 m hoch. | Das
Gleiche gilt übrigens auch für das Crazy Horse
Monument, welches sich etwa 25 km südwestlich von Mount Rushmore
befindet. Crazy Horse war ein Häuptling der Oglala Lakota. Er lebte zwischen
1838 und 1877 und wurde am 6. September 1877 von einem Soldaten mit einem Bajonett,
von hinten erstochen. Das Monument ist immer noch im Bau, jedoch wann dessen
Vollendung sein wird, steht in den Sternen geschrieben. Das Crazy Horse Monument
wird übrigens nicht durch staatliche Gelder finanziert, sondern durch die
gemeinnützige Crazy Horse Memorial Foundation. 1939 wurde der Bildhauer
Korczak Ziolkowski, der auch schon am Mount Rushmore Monument mitgearbeitet hatte,
vom damaligen Häuptling der Sioux Henry Standing Bear eingeladen, ein Indianerdenkmal
zu gestalten. Mit dem Bau wurde 1948 begonnen und obwohl bis heute gegen 10
Millionen Tonnen Granit aus der Felswand gesprengt wurden, ist bisher nur das
Gesicht fertig gestellt. Ziolkowski starb 1982 und seine Arbeit wird seither durch
seine Frau und sieben, seiner zehn Kinder fortgesetzt. Das Crazy Horse Monument
wird, wenn es einmal fertig gestellt ist, um ein Vielfaches grösser sein,
als das heute noch bekanntere Mount Rushmore National Memorial. In
fertiger Form wird die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem
Arm in die Ferne weisend zeigen. Alle Präsidentenköpfe am Mount Rushmore
zusammen sind in etwa so groß wie der Pferdekopf. Nach Fertigstellung der
Skulptur soll diese unheimliche 195 m lang und 172 m hoch sein. Aus
meiner Sicht ist es echt schwierig, die beiden Monumente zu vergleichen. Da das
Staatliche und hier ein privat Finanziertes. Da mein Herz normalerweise immer
für den Schwächeren schlägt, gilt also auch hier meine Sympathie
dem Indianer Monument, obschon seine Fertigstellung bestimmt noch Jahrzehnte beanspruchen
wird.
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Das
Profil von Crazy Horse. | Hier
noch eine Weisheit (Words of Power) von Crazy Horse: We
preferred our own way of living. We were no expense to the government. All
we wanted was peace and to be left alone.
Crazy
Horse, Oglala Lakota, 1877
Deadwood
Nach
dem "Kunstaufenthalt" in den Black Hills, folgte nun ein kurzer Abstecher
in die Zeit des Goldrausches. Der Ort Deadwood wurde im August 1875 gegründet
und entstand aus einem ehemaligen Zeltlager der Goldgräber, welche es während
des grossen Goldrausches in die Black Hills gezogen hatte. Schon am 26. September
1879 wurde die Stadt durch einen Brand fast vollkommen zerstört. Meine
Erwartungen an diesen Ort waren nicht gerade gross und wurden auch nicht übertroffen. Eine
einzige Strasse des Ortes ist neu restauriert und angeblich originalgetreu wieder
aufgebaut worden. Seit dem 1. November 1989 ist in Deadwood offiziell das Glücksspiel
wieder erlaubt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass heute in jedem zweiten
Haus des Ortes eine Spielhölle zu finden ist. Bekanntester
Saloon und zugleich Bordell der Stadt war das im April 1877 eröffnete Gem
Variety Theater, unter der Führung von Al Swearengen. Prominenteste
Bürger der Stadt waren der Revolverheld Wild Bill Hickok, der Saloonbesitzer
Al Swearengen, die Western-Heldin Calamity Jane und Marshal Seth Bullock. Eine
Zeit lang hielten sich auch die beiden berüchtigten Revolverhelden Doc Holliday
und Wyatt Earp in Deadwood auf. Nach
einem kurzen Aufenthalt in dieser Kleinstadt mit Goldvergangenheit, sattelten
wir unser MOMObil und gaben ihm die Sporen,
denn unser nächstes Ziel versprach doch etwas mehr, als dies vordergründig
aufgetakelte Deadwood.
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Wild
Bill Hickok | "Dead
man's hand" | Der
Draw Poker war die damals bevorzugte Poker-Variante
im Westen. In
Deadwood wurde Wild Bill Hickok am 2. August 1876 von Jack McCall ermordet. Er
starb mit einer Dame, zwei Assen und zwei Achten in der Hand, ein Blatt, das seitdem
"Dead Man's Hand" genannt wird. McCall wurde später hingerichtet. Bill
Hickok wurde auf dem Mount Moriah Cemetery in Deadwood beerdigt.
Devil's
Tower National Monument
Nachdem
wir auf dem dazu gehörenden Campground unseren Platz, mit exclusiver, wunderschöner
Aussicht auf den Devil's Tower und die umliegende Landschaft, bezogen hatten,
begannen wir die eben erhaltenen Unterlagen etwas besser zu studieren. Dass
der Devil's Tower ein Monolith ist, der am Rande der Black Hills, ganz im Osten
Wyomings liegt, wussten wir bereits vorher. Auch, dass er eine Höhe von ca.
290 Meter über Boden und einen Durchmesser von fast 300 Meter hat, war uns
bekannt. Neu
für uns war nun aber die Geschichte der Indianischen Mythen. Die
Kiowa-Indianer, die in dieser Gegend lebten, nannten den Devil's Tower Mateo Tepee,
"Heim des Grizzlybären". Ihrer Sage nach entstand Mateo Tepee,
als ihre Vorfahren in dieser Gegend ein Dorf errichteten. Eines Tages spielten
sieben kleine Indianermädchen in einiger Entfernung des Dorfes. Sie wurden
von mehreren Bären entdeckt und die Mädchen versuchten zum Dorf zurück
zu eilen. Die Bären jedoch erreichten die Mädchen weit vor vorher. In
ihrer Not kletterten die sieben Mädchen auf einen kleinen Felsbrocken. Sie
flehten den Stein an: "Fels, habe Mitleid mit uns, Fels rette uns".
Der Fels erhörte die Mädchen und fing an in die Höhe zu wachsen.
Die Bären sprangen den Felsen in ihrer Wut an, brachen riesige Felsbrocken
aus ihm heraus und kratzten mit ihren Krallen tiefe Rillen und Spalten in den
Felsen, ohne jedoch die Mädchen zu erreichen. Der Fels wuchs und wuchs, bis
in den Himmel hinein. Die sieben Mädchen sind noch immer im Himmel - sieben
kleine Sterne am Firmament - die heutigen Plejaden. Für
verschiedene Indianerstämme ist der Devil's Tower heute immer noch heilig.
Deswegen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Indianern und
den vielen Bergsteigern, die nach Ansicht der Indianer ihren Berg entweihen, indem
sie ihn besteigen. So
konnten wir auf unserer Wanderung um den Devil's Tower herum, verschiedene Zeichen
der Indianer entdecken. Es hingen da z. B. an verschiedenen Bäumen bunte
Tuchstreifen, dessen Sinn ich aber leider nicht verstanden habe.
Wyoming
- Richtung Yellowstone National Park
Wyoming
ist mit gut 500'000 Einwohnern der bevölkerungsärmste und nach Alaska,
der Bundesstaat der USA mit der zweitgeringsten Bevölkerungsdichte. Dementsprechend
hatten wir die meiste Zeit den gesamten Highway für uns alleine. So
machte das Autofahren richtig Spass. Vor uns die grosse Weite und aus den Lautsprechern
ertönte echte, alte Country- und Bluegrassmusic von Johnny Cash über
Doc Watson bis Willie Nelson. Da kam bei mir wirklich für einen Moment
lang, ein echtes Gefühl von Freiheit auf. Leider hatte ich dabei aber immer
im Hinterkopf, dass die Einwohner dieses Staates, eine der konservativsten und
auf nationaler Ebene gesehen, eine der am zuverlässigsten republikanisch
wählenden Wähler der USA sind. In der Präsidentschaftswahl 2004
hatte z. B. der später wieder gewählte George W. Bush, hier mit 69%
der Stimmen, den drittgrößten Wahlerfolg verbuchen können
.
leider. Nachdem
wir Wyoming, welches auf einer durchschnittlichen Höhe von mehr als 2000
Metern über Meer liegt, von Ost nach West vollständig durchquert hatten,
standen wir in dessen nordwestlichstem Zipfel, vor einem weiteren Highlight unserer
Reise, dem Yellowstone National Park.
Yellowstone
National Park
Der
Yellowstone National Park ist der älteste und einer der grössten. Er
wurde im Jahr 1872 eingerichtet, umfasst eine Fläche von 8'983 Quadratkilometern
und liegt mitten in den südlichen Rocky Mountains. Sein Zentrum bildet ein
breites Plateau, das eine gewaltige Caldera darstellt. Er liegt auf einer durchschnittlichen
Höhe von etwa 2'400 Metern und ist von hochaufragenden, zerklüfteten
Bergketten umrahmt. Am 26. Oktober 1976 erhielt der Yellowstone National Park
den Status eines Internationalen Biosphären-Reservates und am 8. September
1978 wurde er von der UNESCO zum Weltnaturerbe erhoben. Nachdem
wir die Eingangskontrolle passiert hatten begann unser Yellowstoneabenteuer unerwartet
mit warten. Da momentan der einzige Parkzugang aus Osten neu ausgebaut
und die Strasse massiv verbreitert wird, war auf einer Strecke von ca. 25 km Einbahnverkehr.
Das hiess, zwischen 30 Minuten und einer Stunde Wartezeit. Somit konnten wir
uns in Ruhe, über die soeben erhaltenen Broschüren und Parkinfos her
machen. Im
Jahre 1988 gab es zuletzt einen großen Waldbrand, der beinahe 4'000 km²
des Parks (knapp die Hälfte) erfasste. 2'300 km² Wald verbrannten dabei
ganz und bei 1'450 km² lediglich das Unterholz. Früher hatte man
hier jede Art von Waldbrand sofort bekämpft. Seit 1988 hat sich nun aber
die Erkenntnis durchgesetzt, dass Waldbrände im Park etwas völlig normales
darstellen. Waldbrände werden heute nicht mehr bekämpft, sondern nur
beobachtet, um ein unkontrolliertes Ausbreiten zu verhindern. Teilweise werden
hier im Yellowstone National Park die Brände sogar künstlich gelegt,
damit es nicht mehr zu solch gewaltigen Katastrophen, wie jener von 1988, kommen
kann. Die Auswirkungen dieses Brandes sind noch heute, nach über 18 Jahren,
an vielen Stellen deutlich zu sehen. Obschon
wir also vorgewarnt wurden, war es doch ein grosser Schock für uns, als wir
gleich zum Anfang durch kilometerlange Wälder fahren mussten, welche vor
noch nicht allzu langer Zeit vollständig abgebrannt waren. Es roch noch immer
nach verkohltem Holz und der trostlose Anblick stimmte uns sehr nachdenklich und
auch ein wenig traurig.
Unsere
Begegnung mit einem Grizzly
Am zweiten
Tag, wir wollten die warme Herbstsonne ausnützen, beschlossen wir eine erste,
etwas längere Wanderung ins Hinterland zu unternehmen. Zuerst ging es mit
den Fahrrädern eine halbe Stunde der Hauptstrasse entlang, denn leider sind
hier im Park die Velofahrer Leute der zweiten Klasse. Laut Aussage der Parkleitung
soll sich dies aber ändern, da für die Zukunft Fahrradstrassen eingeplant
seien. Wann, das konnte aber niemand sagen.
|
Da
war noch kein Grizzly in Sicht. | Bevor
wir unsere Wanderung beginnen konnten, mussten wir uns in einem offiziellen Buch
eintragen. Wie viele Personen, von wo wir kommen und die genaue Abmarschzeit waren
gefragt. Bei der Rückkehr mussten wir uns da auch wieder austragen und berichten,
welche Tiere wir unterwegs gesehen hatten. Wir
stöberten ein wenig in diesem Buch herum und stellten fest, da werden leider
keine Tiere zu sehen sein. Ausser einem Eintrag, wo angeblich jemand Rotwild und
einen Bären gesehen hatte, fanden wir keinen Hinweis. Warnschilder waren
aber jede Menge aufgestellt, unter anderem auch, wie man sich bei einer Bärenbegegnung
verhalten sollte. Wiederum typisch amerikanisch. Wir machten unsere Sprüche
über diese Übervorsicht und begaben uns auf den Marsch. Nach einem relativ
anstrengenden Aufstieg genossen wir die Rundsicht. Mit Fernsicht war leider nicht
allzu viel an diesem Tage, denn der Rauch, von einem weit entfernten Waldbrand,
verschleierte den Himmel. Die
Zeit beim Abstieg verkürzten wir uns mit allerlei Spässen über
die angeblich hier anwesenden Bären. War da mal ein Kot am Boden, hiess es
sofort, das war bestimmt ein Bär. Sahen wir einen, im weitesten Sinne "bärenartigen"
Baumstrunk irgendwo liegen, war das natürlich ein Bär. So ging das
hin und her, bis Yvonne plötzlich erstarrte und mir zuflüsterte: "Da
vorne liegt ein Bär, direkt am Wegrand". Ich erwiderte: "Oh, gut
gespielt, dein Schauspieltalent ist ja Oskarverdächtig". Nun ertönte
plötzlich ein tiefes, lautes Brummen und etwas Braungraues erhob sich bedächtig.
Tatsächlich, nur ca. 20 Meter vor uns befand sich ein ausgewachsener Grizzly.
Jetzt war natürlich auch mir nicht mehr ums Scherzen. Langsam und vorsichtig
den Rückzug antreten, war angesagt. So kamen wir aus der ersten Gefahrenzone
heraus, der Grizzly war anscheinend zufrieden damit und bei guter Laune, denn
er überquerte nur kurz den schmalen Wanderweg, liess sich wieder auf den
Boden nieder und knabberte weiter an irgend etwas. Inzwischen waren wir ungefähr
vierzig Meter weit zurückgewichen und harrten nun der Dinge, die uns erwarteten.
Yvonne
erinnerte sich an eine Warntafel, worauf es hiess, dass man mit den Bären
reden sollte, denn dieser Grizzly da vorne, musste weg. Er versperrte unseren
einzigen Rückweg zum Talboden. Während Yvonne nun anfing, ziemlich
laut und natürlich auf Schweizerdeutsch, mit dem Ungetüm zu sprechen,
zückte ich endlich meine Videokamera und gab meiner tapferen Frau unseren
Fotoapparat. Ich begann zu filmen und Yvonne knipste, während der Unterhaltung
mit dem Grizzly, mutig drauflos. Tatsächlich stand er nach ein paar Minuten
wieder auf und begab sich gemächlich etwas weiter von unserem Wege weg. Nach
einigen wenigen Metern war er aber schon wieder an irgend etwas interessiert und
nun half auch alles gute Zureden nichts mehr. Er bewegte sich keinen Millimeter
mehr von seinem Platz. Wir schätzten seine Distanz zum Wanderweg und beschlossen,
immer noch laut mit ihm sprechend, den Abstieg zu wagen. Ausser einem kurzen Kopf
und Blick zu uns richten, waren wir für ihn zum Glück absolut nicht
attraktiv. So konnten wir, mit bis zum Hals klopfenden Herzen, die gefährlichste
Stelle problemlos passieren. Unser weiterer Abstieg dauerte noch ca. eine
Stunde, doch viel nun kein Spruch mehr über Bärenkot. Wir marschierten
ungewohnt zügig hinunter. Nur hin und wieder ging ein leicht ängstlicher
Blick nach hinten und man konnte unser Aufschnaufen bestimmt weit herum hören,
als wir unten im Tal, bei unseren Fahrrädern, angekommen waren. So
spannend und nervenkitzlig das unerwartete Zusammentreffen mit dem Grizzly war,
so gross war dann aber die Enttäuschung, als wir die Digitalfotos auf das
Notebook übertrugen. Vor lauter Schreck hatte Yvonne leider eine ganz falsche
Einstellung gewählt, so dass jetzt alle Grizzlyfotos, leicht bis stark unscharf
sind. Ich habe trotzdem einige beigelegt und hoffe, du kannst ihr das verzeihen.
Ich jedenfalls habe es gemacht.
Der
Amerikanische Bison Schon
als wir die unendliche Prärielandschaft von Wyoming durchquerten, begann
Yvonne Ausschau nach diesen Urtieren zu halten. Den ersten Büffel bekamen
wir aber erst im Yellowstone National Park zu Gesicht und das erst noch auf eine
Distanz von nur ca. 500 Metern. Die
zweite Begegnung war dann schon mit einem leicht angestiegenen Adrenalinspiegel
verbunden. Bei
unserer abendlichen Ankunft, auf unserem ersten Campground im Yellowstone National
Park, wurden wir von einem ausgewachsenen Bison begrüsst. Na ja, nicht gerade
sehr stürmisch, denn ehrlich gesagt, er beachtete uns praktisch nicht, jedenfalls
war ihm nichts anzusehen. Seelenruhig,
als ob wir gar nicht anwesend wären, überquerte er unmittelbar vor uns
die kleine Strasse, um auf der anderen Seite seinen Hunger zu stillen. Wir stoppten
natürlich sofort und sahen diesem Koloss ein wenig bei seinem Fressen zu.
Er war zeitweise so nahe an unserem Wohnmobil, dass wir ihn problemlos hätten
berühren können, doch dazu fehlte uns leider der Mut und die Parkleitung
hätte dabei auch keine Freude gehabt. Überall warnt sie nämlich,
sich ja keinem wildlebenden Tier zu nähern, geschweige, es dann auch noch
anzufassen. Bei weiteren Begegnungen, während unserer 10tägigen Rundreise
durch den Park, sahen wir noch verschiedene kleinere und grössere Herden.
Am eindrücklichsten waren diese, im Zusammenhang mit den noch aktiven Geysiren.
Der
Bison ist ein tagaktives Tier mit dichtem, dunkelbraunem Fell, das den Buckel
des Vorderkörpers überzieht. Der beim Männchen bis zu 380 cm und
beim Weibchen bis 240 cm lange Körper trägt einen wuchtigen, dreieckförmigen
Kopf. Die durch den mächtigen Brustkorb auffallenden männlichen Tiere
erreichen ein Gewicht von bis zu 900 kg, die weiblichen Tiere nur ca. die Hälfte
und sind damit die größten nordamerikanischen Säugetiere. Trotz
seines hohen Gewichtes erreicht er eine Geschwindigkeit von 50 km/h und ist zudem
ein guter Schwimmer. Der Bison ernährt sich allgemein von Pflanzen. Kühe
und Kälber leben in Herden, die für gewöhnlich um die fünfzig
Tiere umfassen. Wilde Bisons haben eine Lebenserwartung von gegen zwanzig Jahren.
Mit
dem massenhaften Einzug der Weissen in Nordamerikas Mitte begann ein weiteres
dunkles Kapitel unserer Vorfahren und damit auch der Niedergang der Bisonpopulation.
Im
Jahre 1870 lebten, gemäss Schätzungen, ca. 60 Millionen Bisons in Nordamerika.
Nach der Ankunft der Weissen, mit ihren Schusswaffen, begann eine massenhafte
Vernichtung sondergleichen. Der Bau von Eisenbahnlinien spielte dabei eine
wichtige Rolle, denn schon während der Arbeiten wurden die Bisons in grosser
Zahl, für die Ernährung der Bahnarbeiter, abgeschossen.
Mit
der Eröffnung der Central Pacific Railroad wurde es nun sogar ein regelrechter
Volkssport, vom Zug aus, mit dem Gewehr Bisons abzuknallen. So konnte ein einziger
"Büffeljäger" ca. 50 bis 100 Tiere täglich abschießen.
Einer der bekanntesten Bisonjäger war William F.Cody, der bald "Buffalo
Bill" genannt wurde. Von
1872 bis 1874 wurden pro Jahr mehr als eine Million Büffelfelle nach Osten
verfrachtet. Durch die Eisenbahnlinie war das Vorkommen der Büffel in eine
Nord- und eine Südherde geteilt worden. Zuerst wurde die gesamte Südherde
ausgerottet, dann auch die Nordherde. Nur der Nordwesten, mit seinen Verteidigern,
den Lakota- und Cheyenne-Indianern, konnte zunächst noch größere
Bisonherden halten. Um den Stämmen dieser Plains-Indianer die Lebensgrundlage
zu nehmen und sie durch Hunger in ihre Reservationen zu zwingen, dezimierten die
Weissen auch diese Bisonherden stark. Die letzten 10.000 Tiere erlegten sie, indem
sie an Wasserlöchern Scharfschützen aufstellten. Dank
der Gründung des Yellowstone National Parkes im Jahre 1872, erhielten die
Bisons, in allerletzter Minute, ein Rückzugsgebiet. Seit dem 15. Januar 1883
war die Jagd der meisten Tiere im Park verboten. Die Bisons und andere Wildtiere
des Parkes konnten aber erst vor Wilderern geschützt werden, als 1886 die
US-Armee die Kontrolle über den Park übernahm.
Bis 1894 stabilisierte
sich die Zahl der Bisons in ganz Nordamerika bei etwa 800 Exemplaren, rund die
Hälfte davon lebte damals im Yellowstone National Park. Heute
gibt es in Nordamerika wieder ca. 350'000 Bisons. Alleine der Bison-Bestand im
Yellowstone National Park umfasst jetzt zwischen 3'500 und 5'000 Tiere. Zunehmend
haben, zum Glück muss man sagen, heute auch andere Parks begonnen, kleinere
Herden aufzunehmen. Die Devise, um sie zu schützen, lautet "Eat more
Buffalo!", denn was man isst, stirbt nicht aus, hofft man. Deswegen bildeten
sich in den Rocky Mountains Ranchs, um die Bisons zu züchten. Manche dieser
Ranchs besitzen schon mehrere tausend Tiere. Auch verschiedene Indianerstämme
der Plains züchten heute wieder Bisons. Für sie gilt der Bison nach
wie vor als heiliges Tier, von sehr starker symbolischer Bedeutung.
Geysire
und sonstige Naturungeheuer
Der Yellowstone
National Park liegt zu weiten Teilen in der vor rund 640'000 Jahren entstandenen
Caldera des Yellowstone-Vulkans, über der Magmakammer, die sich in über
8 Kilometern Tiefe befindet. Er ist, unter anderem, berühmt für seine
vulkanogene Landschaft mit Geysiren, Schlammtöpfen und heißen Quellen.
Ungefähr 62 % sämtlicher, weltweit existierenden heissen Quellen, liegen
im Yellowstonegebiet. Dies sind etwa 10'000 qualmende, röhrende und wasserspeiende
Ungeheuer.
Zu
den besonderen Attraktionen des Parks gehören die über 3'000 Geysire.
An keinem anderen Ort der Welt gibt es diese Phänomene in einer solchen Konzentration.
Von
den über 3'000 Geysiren im Nationalpark erfreut sich besonders der Geysir
Old Faithfull im oberen Geysir-Becken, bei den Touristen grosser Beliebtheit.
Er spuckt nämlich, in ungewohnter Regelmäßigkeit, sein Wasser
in Abständen von momentan zwischen etwa 37 bis 93 Minuten, immer ungefähr
vier Minuten lang, in die Luft. Es entsteht dabei eine bis zu 52 Meter hohe
Säule aus Dampf und heissem Wasser. Pro Eruption versprüht er dabei
jeweils zwischen 37'000 und 45'000 Liter Wasser. Dieses Spektakel kann man
sich von einer, speziell dafür errichteten, Zuschauertribüne aus, ganz
bequem anschauen. Giant,
der höchste Geysir, bricht in unregelmässigen Abständen aus und
stösst dabei einen mehr als 61 Meter hohen, heissen Wasserstrahl aus. Nachdem
zwischen 1960 und 1995 lediglich total 19 Ausbrüche verzeichnet wurden, bietet
sich das beeindruckende Wasserschauspiel, seit 1996, mindestens ein- bis zweimal
im Monat. Leider stimmte unser Timing, mit ihm, nicht. Die
Ursache für die vulkanogenen Aktivitäten ist die Magmakammer des Vulkans,
welche das von den Bergen herabfliessende und im porösen Lavagestein versickernde
Wasser erwärmt. In den heissen Quellen, Geysiren oder den blubbernden Schlammlöchern
tritt es später wieder an die Erdoberfläche. Zum
Glück konnten wir uns für den Besuch dieser einmaligen Naturschauspiele
genügend Zeit nehmen, so dass wir auf unseren Rundgängen, doch manchmal
sehr lange, vor solch einem faszinierenden Ungeheuer verweilen konnten. Obschon
die meisten Geysire nur auf Sparflamme vor sich hin sprudelten, war es allemal
ein ganz besonderes Gefühl, die urgewaltige Energie des Erdinnern zu spüren. Irgendwo
hatte ich einmal gelesen, dass ein "normaler" Tourist durchschnittlich
nur 4-5 Stunden Zeit im Park verbringt. Für uns total unvorstellbar. Als
wir den Nationalpark schon nach 10 Tagen verlassen mussten, weil der erste Schneefall
angesagt war, hatten wir das dumpfe Gefühl, noch viel zu wenig von dieser
herrlichen Gegend gesehen zu haben.
Hot
Springs in Mammoth Total anders,
als ein normales Thermalfeld und ein Erlebnis der absolut besonderen Art, fürs
Auge und das Gemüt, waren die Mammoth Hot Springs. Die zahlreichen heissen
Quellen enthalten verschiedene Mineralien, die sich auf den umliegenden Böden
ablagern und ungemein interessante Kegel- und Terrassenformationen bilden.
Dieses,
für mich bislang beeindruckendstes Beispiel von Naturschönheit, war,
wie sich die 91 Meter hohen Sinterterrassen, aus dem Nichts geformt haben. In
dem warmen Wasser, das sich auf den verschiedenen Terrassen sammelt, wachsen die
unterschiedlichsten Algen, die ihnen eine surrealistische, wunderschöne Färbung
verleihen. Noch
mehr Worte darüber zu schreiben, finde ich unnötig, denn die beigelegten
Bilder sprechen für sich und können das erst noch viel besser.
Grand
Canyon of the Yellowstone
Dies
ist eine V-förmige Schlucht im Yellowstone National Park, durch welche natürlich
der Yellowstone River fliesst. Der Canyon hat eine Tiefe zwischen 250 und 400
Metern. Seine Breite beträgt 500 bis 1'300 Meter. Er erstreckt sich auf ungefähr
einer Länge von 32 km, zwischen der Ortschaft Tower-Roosevelt und einem Punkt
südlich von Canyon Village. Typisch
sind die gelben, manchmal orangen bis roten Färbungen des Gesteins zu beiden
Seiten des Flusses. Von der gelblichen Verfärbung haben er und der National
Park ihren Namen bekommen.
Gegen Ende der letzten Eiszeit, ca. vor 14'000
bis 18'000 Jahren, entstanden beim heutigen Auslauf des Yellowstone Lake Dämme
aus Eis. Sobald diese schmolzen, entfloss eine große Menge Wasser und schnitt
in kürzester Zeit, durch Erosion, den Grand Canyon of Yellowstone in das
Gestein. Seither wird der Canyon durch den Yellowstone River weiter erodiert.
Mit einem Alter von nur 10'000 bis 14'000 Jahren ist er eine der jüngeren
Attraktionen des Parks. Seine genaue Entstehungsgeschichte ist leider noch nicht
ausführlich erforscht. Es
gibt im Ganzen drei grosse Wasserfälle im Canyon. Die Upper und Lower Falls
sowie dazwischen die weniger bekannten Crystal Falls. Die Upper Falls haben eine
Höhe von 33,2 m. Die Lower Falls sind mit 94 m die spektakulärsten und
beinahe doppelt so hoch, wie die, vorher auf unserer Reise von uns besuchten,
Niagarafälle. Die Crystal Falls befinden sich bei der Mündung des Cascade
Creek in den Yellowstone River. Ihre Fallhöhe misst 39 m. Alle drei Wasserfälle
liegen nahe der Ortschaft Canyon Village, am südlichen Ende des Grand Canyon
of the Yellowstone.
Verschiedene
Aussichtspunkte bieten schöne Blicke in den Grand Canyon of Yellowstone. Der
wohl bekannteste ist der Artist Point. Diesen Namen erhielt er, weil der Maler
Thomas Moran, während der Hayden-Expedition von 1871, dort verschiedene Bilder
direkt vor Ort malte. Es gab damals halt noch nicht den Luxus der Digitalkamera.
Mud
Volcano Area
Im Park gibt es ausserdem
noch die so genannten Schlammvulkane. Dies sind Erdhügel, die sich beim Austritt
von heissem Wasser, das mit gelöstem, feinem Gestein angereichert ist, allmählich
aufbauen. Die Oberfläche, des immer dazugehörenden Tümpels, oder
kleinen Sees, ist andauernd in Bewegung. Man hat den Eindruck, hier kocht die
Natur einen dünnflüssigen "Stocki". Da sich das Ganze meistens
nur in einem eintönigen Grau/Blau abspielt, ist es farblich nicht so spektakulär.
West
Thumb Geysire Basin Hier fehlen
mir wieder einmal ein wenig die Worte, oder ich müsste mich auch gleich wiederholen,
was ich schon vorher bei den Mammoth Hot Springs geschrieben habe. Von den
Farben her ist es, obschon es da Geysire und nicht Thermalfelder sind, einfach
überwältigend. Was die Natur hier erneut an Farbkompositionen und
Formen hervorgezaubert hat, ist unbeschreiblich. Grand
Teton National Park Das
Thermometer fiel in der Nacht zeitweise auf null Grad runter und der Wetterbericht
kündigte den ersten Schneefall für die Yellowstoneregion an. Somit war
für uns der Abschied, aus dem Yellowstone National Park, Tatsache geworden.
Mit einem Kopf voll tollen Erinnerungen verliessen wir beim Südausgang
den National Park , um gleich wieder in den nächsten einzutreten.
Der
Grand Teton Nationalpark ist ein Paradies für Bergsteiger und gleicht landschaftlich
sehr stark der Schweiz. Er hat leider nur einen grossen Nachteil: Er ist zu Nahe
am übermächtigen grossen Bruder, dem Yellowstone National Park. So
wurden wir, von seiner zweifellos vorhandenen Schönheit, nur wenig beeindruckt
und wir durchquerten ihn in einem Tag. Ausser einem kleinen Zwischenstopp im Visitor
Center, verbunden mit dem Besuch eines sehr gut präsentierenden Indianermuseums,
unternahmen wir hier also nichts Spezielles. Das
zerklüftete Profil der Teton Bergkette erhebt sich ohne Vorgebirge zweitausend
Meter aus der Ebene. Die Höchste Erhebung, der Grand Teton liegt 4'197 Meter
über dem Meeresspiegel. Am Fuss der Berge liegen weite Wiesen mit kleineren,
teilweise bewaldeten Hügeln und mehrere Seen, die durch natürliche Zuflüsse
aus den Bergen gespeist werden. Im Park gäbe es auch rund 300 km Wanderwege,
doch hatten wir einfach keine Lust sie abzuwatscheln, kam uns doch der Schnee
immer näher. Somit
fuhren wir, gezwungenermassen, weiter bis nach Provo, im Mormonenstaat Utah. Vorher
gab es nur noch einen kurzen Zwischenstopp in der Olympiastadt Salt Lake City,
der Hochburg der Mormonen, um unsere zu Ende gegangenen Lebensmittelvorräte
wieder etwas aufzustocken.
Zion
National Park
Als wir auf dem Campground
des National Parkes eintrafen, wurden wir von dessen grosser Belegung überrascht.
Der erste Platz, der, mit der etwas moderneren Infrastruktur, war total ausgebucht
und auf dem zweiten konnten wir gerade noch den letzten Motorhome-Stellplatz ergattern.
Wenn unsere Ankunft nur um ein paar Minuten später erfolgt wäre, hätten
wir einen Rückweg von min. 35 km in Kauf nehmen müssen. Da konnten wir
nur noch sagen: Glück gehabt, auch wenn es nicht der beste Platz des Campgrounds
war.
Der
593 km² grosse Zion National Park befindet sich im Südwesten Utahs,
an der Grenze zu Arizona. 1909 wurde das Gebiet des Canyons zum Mukuntuweap
National Monument ernannt, und seit 1919 besitzt es den Status eines amerikanischen
National Parks. Zion ist ein altes hebräisches Wort und bedeutet soviel
wie Zufluchtsort oder Heiligtum, welches oft von den mormonischen Siedlern in
Utah benutzt wurde. Innerhalb des Parks befindet sich eine schluchtenreiche Landschaft
mit zahlreichen Canyons, von denen der Zion Canyon und der Kolob Canyon die bekanntesten
sind. Durch seine besondere geografische Lage existieren im Park eine Vielzahl
an unterschiedlichen Lebensräumen, mit vielen verschiedenen Pflanzen und
Tieren. Der Virgin River entspringt auf ca. 2'700 m Höhe und mündet
später in den Lake Mead, 320 km weiter südöstlich, nachdem er ein
Gefälle von nahezu 2'400 m durchlaufen hat. Dies macht ihn zu dem Fluss mit
dem höchsten Gefällsgradienten in ganz Nordamerika. Um
1850 drangen erste mormonische Farmer und Baumwollpflanzer aus Salt Lake City
in die Region rund um den Virgin River ein und begannen sich dort nieder zu lassen.
1851 wurde die Stadt Cedar City gegründet. 1858 drangen die Siedler bis zum
120 Kilometer entfernten Zion Canyon vor, der bis zu diesem Datum von Weissen
noch nicht entdeckt worden war. Erst 1918 wurde der Park vom National Park Service
in Zion National Park umbenannt. Unser
Aufenthalt im Park belief sich auf vier Nächte und fünf Tage. In dieser
Zeit marschierten wir etliche Kilometer in den Bergen herum. Meinen Wanderschuhen
tat dies, im Gegensatz zu meinem Bauchumfang, nicht gerade gut. Ich musste ihnen
jedenfalls, notdürftig, mit Sekundenleim die Sohle zusammen schustern.
Bryce
Canyon National Park
Auf dem Weg zum
Bryce Canyon National Park wurde es plötzlich Rot um uns herum. Wir durchquerten
den Red Canyon, mit seinen extrem rötlichen und eigenartig geformten Felsen.
Jetzt packte Yvonne ein regelrechtes Fieber. Ich musste unser MOMObil sofort stoppen,
damit sie, mit stark glänzenden Augen, ihre Hände in diesen Sand legen
konnte. Obschon es eigentlich verboten war, fanden einige Handvoll davon den Weg
ins innere unseres fahrendes Hauses und warten nun auf die Verwendung in einer
kunstvollen Kaligraphie.
Der
Bryce Canyon National Park liegt im Südwesten Utahs. Innerhalb des Nationalparks
befindet sich der eigentliche Bryce Canyon, der trotz seines Namens, aber kein
Canyon im ursprünglichen Sinne, sondern ein übergrosses, natürliches
Amphitheater darstellt. Der Bryce Canyon entstand durch Erosion an der östlichen
Seite des Paunsaugunt-Plateaus. Er unterscheidet sich von anderen Canyons durch
seine einzigartigen geologischen Strukturen und die Hoodoos, welche durch Wind,
Wasser und Eis aus den Sedimenten geformt worden sind. Diese Felsnadeln (Hoodoos)
erreichen eine Höhe bis zu 60 Metern. Die so entstandenen Amphitheater
erstrecken sich über eine Länge von über 30 km. Das größte
Amphitheater trägt den Namen Bryce Canyon, ist nahezu 5 km breit, 19 km lang
und fällt über 240 Meter gegenüber dem Plateau ab. Die roten, orangefarbenen
und weissen Sedimente bieten eine einmalige Einsicht in die Entstehungsgeschichte. Häufige
Niederschläge und Erosion durch gefrierendes Wasser formten das aktuelle
Gesicht der zahlreichen Amphitheater. Pro Jahr gibt es bis zu 200 Frost- und Tauwetterperioden,
welche noch immer den Park erodieren. Der
Bryce Canyon National Park befindet sich auf einer Höhe von 2'400 bis 2'700
Metern und liegt damit wesentlich höher als der nahe gelegene Zion National
Park, oder der sich weiter südlich befindende Grand Canyon National Park. Die
Gegend des Parks wurde um 1850 von weissen Siedlern besiedelt und erhielt seinen
Namen von Ebenezer Bryce, der sich um 1875 dort niederliess. Das Gebiet wurde
1924 zum National Monument und schon 1928 zum National Park erklärt. Das
Gestein im Bryce Canyon ist etwa 100 Millionen Jahre jünger als im Zion National
Park und dieser zeigt Felsen, welche nochmals 100 Millionen Jahre jünger
als im Grand Canyon sind. Trotzdem gehören alle drei Gebiete zu einer The
Grand Staircase genannten Formation. Vom Grand Canyon bis zum Bryce Canyon kann
man nahezu 200 Millionen Jahre Erdgeschichte studieren. Das
Gestein im Bryce Canyon ist ein Gemisch aus Basalt und Sandstein, in welchem viele
Fossilien zu finden sind. Diese freigelegten Schichten sind die jüngsten
in dieser Formation. Noch heute lassen sich Sandstrände, Lagunen und eine
Sumpflandschaft darin ablesen. Wie
üblich für uns, erwanderten wir wiederum einen Teil des Parkes. Über
den Peekaboo Loop und den Queens Garden Trail erreichten wir einen grossen
Teil des Amphitheaters. Die gleichen Hoodoo-Formationen sahen nun plötzlich,
von unten her gesehen, total anders aus. Beim genauen Hinsehen, konnte man in
den unzähligen, verschiedenen Gestein-Skulpturen tatsächlich bestimmte
Objekte erkennen. Da gab es z. B. eine "stehende Heilige Maria", die
Queen Victoria, oder einen Pudel und noch vieles mehr.
Glen
Canyon Dam und der Lake
Powell Auf
der Fahrt durch die ausgetrocknete Prärie und halbe Wüstenlandschaft,
im Süden von Utah, erblickten wir urplötzlich kitschig blaues Wasser.
Eine Fata Morgana, oder was sollte das denn hier sonst sein. Ein kurzer Blick
auf die Karte zeigte uns, dass wir falsch lagen. Wir hatten den westlichsten Zipfel
des Lake Powell, einen der grössten künstlichen Seen der Erde, erreicht.
Diese Wasserfläche entstand 1964, nach dem Bau der Glen-Canyon-Staumauer.
Sie staut den Colorado River zum, nach dem Stauinhalt gemessen, zweitgrößten
Stausee der USA. Dieser See ist rund 298 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche
von 653 Quadratkilometern.
Die Staumauer
wurde von 1957 bis 1964 erbaut. Mit 216 Meter Konstruktionshöhe, über
dem gewachsenen Fels gemessen, ist sie aber nur die fünfthöchste Talsperre
der USA. Die Höhe über dem ehemaligen Flussbett beträgt 178 m.
Die Mauer ist am tiefsten Konstruktionspunkt 91 m stark und die grösste Breite
wird am rechten Widerlager mit 106 m erreicht. Aufgrund der grossen Dicke, kann
man sie nicht mehr als reine Bogenstaumauer bezeichnen, denn einen Teil der Wasserlast
trägt sie auch als Gewichtsstaumauer ab. Deshalb die ungewohnte Bezeichnung
Bogengewichtsmauer. Der
Bau der Glen-Canyon-Staumauer hatte weit reichende Folgen für die Natur.
Durch die Regulierung des Flusses veränderten sich die Mengen der transportierten
Sedimente und die jahreszeitlichen Schwankungen der Wassertemperatur. Dadurch
hat sich aber die Wasserqualität des Colorado River, unterhalb der Staumauer
und im Stausee, erheblich verbessert. Da sich der grösste Teil der Sedimente
im Lake Powell absetzt, ist das Wasser nun blau-grün und klar, statt rot
und schlammig wie früher. Dadurch wurde es möglich, verschiedene Barscharten
im See anzusiedeln. Unterhalb der Staumauer leben im Colorado River nun sogar
Regenbogenforellen. Nach
einem kurzen Besuch des Visitor Centers, setzten wir unsere Fahrt, dem Grand Canyon
National Park entgegen, fort. Den Colorado River werden wir dort mit Sicherheit
wieder antreffen. Grand
Canyon National Park
Unter
einer gewissen Anspannung und Vorfreude erreichten wir das Eingangskontrollhäuschen
des Grand Canyon National Parks. Unsere Frage war: kann die Natur, die Schönheit
der von uns schon besuchten Parks noch überbieten? Nachdem wir, nun doch
schon mit einer gewissen Routine verbunden, cool unseren Jahrespass für alle
US National Parks der Rangerin gezeigt hatten, starteten wir definitiv unser Grand
Canyon Abenteuer.
Zuerst
wollten wir wieder einen, trotz der schon späten Jahreszeit aber immer noch
knappen, Campingplatz belegen. Dazu war aber zuerst eine Fahrtstrecke von 40 km
notwendig. Die Streckenführung dieser Strasse erlaubte es uns, zwischendurch
einen kurzen Blick in den Canyon zu erhaschen. Von den verschiedenen Farben und
Formen des Bryce Canyon verwöhnt, waren wir hier, ehrlich gesagt, zuerst
ein wenig enttäuscht. Da an diesem Tage der Himmel nicht ganz so strahlend
blau war, erschienen uns die Canyonfelsen alle ein wenig trostlos und grau. Das
änderte sich am nächsten Tage dann rapide. Als wir zu äusserst
am Canyonrand standen und das Tal, diesmal bei strahlendem Sonnenschein, betrachteten,
leuchtete auch diese Felsmasse in verschiedenen Nuancen. Uns war sofort klar,
der Reiz hier ist eindeutig die unvorstellbare Grösse, das Panorama und die
Wucht der verschiedenen Canyons im Grand Canyon selber. Direkt vor uns, nur ein
paar Zentimeter entfernt, ging es ca. 500 Meter senkrecht nach unten. Obschon
alles mit starken Eisengeländern gesichert war, musste ich all meinen, wegen
der nicht vorhandenen Schwindelfreiheit leider nur kleinen Mut zusammen nehmen,
um auch einen Blick direkt in die Tiefe zu werfen. Der
Grand Canyon (gewaltige Schlucht) ist eine sehr steile, etwa 450 km lange Schlucht
im Nordwesten des US Bundesstaates Arizona, die über Millionen von Jahren,
vom Fluss Colorado, ins Gestein des Colorado Plateaus eingegraben wurde. Der größte
Teil des Grand Canyon, ca. 350 km, liegt im Grand Canyon National Park.
Er
ist zwischen unglaublichen 6 bis 30 km breit (das ist mehr als von Bern nach Langnau)
und bis zu 1'800 m tief. Durch diesen enormen Höhenunterschied, vom Talboden
zum nördlichen Rand des Canyons, können unterschiedliche Vegetationszonen
gedeihen. Am kühleren Nordrand wachsen dichte Wälder aus Espen, Kiefern,
Tannen und Fichten, während der Südrand nur spärlich mit Pinien
und Wacholder bewachsen ist. Am
11. Januar 1908 wurde das Gebiet um den Grand Canyon durch US-Präsident Theodore
Roosevelt, der sich oft in dem Gebiet aufgehalten hatte, zum National Monument
erklärt, bevor es am 26. Februar 1919 als US National Park unter Schutz gestellt
wurde. 1979 wurde der Grand Canyon in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen. Als
wir am Festlegen unserer Wandertouren waren, hatten wir auch die Idee, bis auf
den Canyonboden vorzustossen. Der Höhenunterschied von 1'800 Meter schien
uns, trotz der weiter unten immer noch vorherrschenden Hitze von über 40
Grad und meiner vorhandenen lästigen "Nicht-Schwindelfreiheit",
machbar. Da wir aber diese Tour nur in Verbindung mit einer Schlafgelegenheit
im Talboden durchführen wollten, erkundigten wir uns in der "Phantom
Ranch", welches das einzige Haus unten im Tal ist, wo man übernachten
kann. Da wurden wir nun, nicht gerade ausgelacht, doch etwas gar schroff darauf
hingewiesen, dass ihr Haus das ganze Jahr über vollbesetzt sei und eine Reservation
nur eine Chance hätte, wenn sie mindestens 360 Tage im voraus erfolgt sei.
Bei einer Canyonbesucherzahl von über 5 Millionen ist das eigentlich nicht
verwunderlich. So begruben wir unsere Talwanderungspläne und mussten dann
später auch feststellen, dass es besser war. Da wären schon echte Strapazen
auf uns zu gekommen und der Formzustand von Yvonne hätte dann unterwegs bestimmt
sein Veto eingelegt. Auch ohne, den Talboden aus der Nähe gesehen zu haben,
erlebten wir tolle Wanderungen. Teilweise führten diese direkt an der Felskante
entlang, was mir dann wiederum einige Überwindung abverlangte. Um doch auch
noch etwas "Canyonluft" zu schnuppern gingen wir auf dem South Kaibab
Trail ein wenig nach unten, bis uns eine bergaufsteigende Maultiergruppe stoppte.
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